Kapitel 9

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Mein Atem stockte und mein Puls beschleunigte sich. Ich wagte mich nicht zu bewegen, erstarrt und voll der Angst.

Laut wurde der Stuhl neben mir zurückgeschoben und eine dunkle riesenhafte Gestalt, welche nur Einem gehören konnte, nahm Platz. Von der Seite aus spürte ich seine kalten, unbarmherzigen Augen, die mich zu erdolchen versuchten.

"Sohn. Ihr beehrt uns nun endlich mit Eurer Anwesenheit ?"

Anstatt zu antworten gab er nur ein tiefes zustimmendes Grunzen von sich, immernoch der Blick auf mir weilend.
Mein Blick heftete immernoch auf den vollen Teller, den ich kaum angerührt hatte.

Der Clansherr setzte sich auf und rückte leicht näher zu uns.

"Was meint mein Sohn damit ? Einen Akt der Gnade ?"

Erschrocken, dass er mich ansprach, zuckte ich kurz zusammen und widmete mich voll und ganz meinem Herren zu.

"Rak- Euer Sohn hat mich vor Prügel gehütet."

"Prügel ? Das war alles. In meiner Jugend habe ich täglich Prügel erfahren. Die Jungend verweichlicht..."

Kurz schüttelte er den Kopf und widmete sich seinem Met wieder zu. Ein leichtes verhöhnendes Lächeln auf seinen Lippen.

"Sagt mir, wieso wurdet Ihr bestra-"

"Es hätte sie umgebracht."

Rakans tiefe Stimme erfüllte den ganzen Raum und nahm ihn für sich ein. Einerseits war ich froh, dass er mich von dieser Frage erlöste, trotzdem wagte er es tatsächlich seinen Herrn zu unterbrechen, selbst wenn dieser sein Vater war. Die Augen des Clansherrn zuckten zu seinem Sohn, seine rorhaarige Frau, die Rakans Mutter sein musste, schaute besorgt zwischen den Beiden hin und her.
Auch mich beschlich ein argwöhnisches Gefühl, das mir dringend riet von hier auf der Stelle zu verschwinden.

"Dann hast du das Richtige getan, Sohn."

Überrascht wendete ich meinen Blick zum Clansherr, dessen Gesichtsausdruck immer noch grimmig war. Er hob sein Glas Met und stand auf.

"Auf die Rückkehr meines Sohnes und auf seine Braut. Mögen die Götter mit Euch sein. Skøl !"

Ein laute Männerhorde erwiderte den Spruch und tranken das Horn leer. Darunter auch Rakan, der mit einem leichten Lächeln auf mich herabschaute. Ein Lächeln, das mir Angst machte.

"Wenn es Euch genehm ist, mein Herr, dann würde ich mich gerne in meiner Kammer zurückziehen. Es war eine lange Reise..."

Die rothaarige Schönheit übernahm das Wort und erhob sich.

"Natürlich, meine Liebe. Lasst mich Euch begleiten."

Dankend nickte ich und verbeugte mich kurz. Rakans Mutter umschloss meinen Arm und führte mich nach draussen, weg von diesem Fest und Rakan, welchen ich nicht eines Blickes würdigte.

"Nun, meine Gute, sagt mir hatte mein Sohn schon Bekanntschaft mit eurem Schoss ?"

Erschrocken schaute ich sie an.

"Was meint Ihr, Herrin ?"

"Ihr seid noch Jungfrau ?"

"Ich...ehm, also ich-"

"Liebste, tut doch nicht so unschuldig. Ich will nur wissen, ob es das erste Mal sein wird bei einem Mann zu liegen."

"Ja, Herrin, ich bin Jungfrau. Aber, wenn ihr mir die Frage gestattet, wieso fragt Ihr ?"

Kurz vor der Hütte von Rakan blieb sie stehen und schaute mich mit geweiteten Augen an.

"Ihr wisst es nicht ?"

Des Wikingers FrauWo Geschichten leben. Entdecke jetzt