Kapitel 13

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Raue Finger fuhren die Konturen ihres Gesichtes nach. Sie waren sanft und hart zugleich, fast genauso wie die junge Frau seine Natur beschreiben würde.

Der schwere Duft der Lavendel hing im Raum, gemischt mit dem salzigen Geruch ihres Schweißes. Noch im Halbschlaf erkannte sie, dass die Finger zum Schlächter gehörten, welcher eng an ihr lag und in einem beruhigenden Rhytmus über ihre Wangen strich. Es war ein Sanftheit, die sie nicht gewohnt war, weder von ihrem Heim noch von dem Schlächter. Denn obwohl sie die Berührungen genoss, so wurde sie das Gefühl nicht los es sei eine Entschuldigung.

Die junge Frau schlug die Augen auf und starrte direkt in die seinen. Seine buschigen Brauen waren leicht zusammengezogen, der Mund zu einer Linie gepresst. Sein Atem blies sanft gegen ihre Schläfe. Der Geruch von Stahl und Leder vermischt. Kurz ergriff sie die Angst, er würde bemerken, wie sie diesen herben, männlichen Duft einatmete.

Erstmals schien es so als würde der Krieger nicht bemerken, dass sie erwachte, doch so schätze Ascara ihn nicht ein. Er würde selbst das kleinste Geräusch aufnehmen. Vielleicht störte es ihn auch nicht ?

Ascara konnte nicht leugnen, dass ihr Herz nicht lauthals klopfte als er ihren Blick begegnete. Dass was sie zuvor getan hatten, oder vielmehr was der Schlächter mit ihr getan hatte, erschreckte sie sowie es ihr das Gefühl gab ihre Brust würde zerspringen. Sein Blick war so klar und durchdringend, etwas was sie gestern bei seiner Trunkenheit nicht ausmachen konnte. Ihr Kopf schrie ihr zwar zu, sie würde ihn den Vorfall so schnell nicht verzeihen können, aber ihr Herz, und das musste sie sich eingestehen, hatte ihm verziehen bereits als der Schmerz ihn mit dieser Hure zu sehen, eintrat.

War das Liebe ? Wie könnte die junge Frau, so etwas wohl wissen oder wieder erkennen, wenn sie nicht wusste was dieses Wort überhaupt bedeutete ? Es war ihr nicht vergönnt in einer Familie, wie die von Rakan hineingeboren worden zu sein. Im Gegenteil sie wurde als Sklavin geboren und das würde sie auch auf ewig sein. Geboren um zu dienen, denn hören ist gehorchen.
Oft hatte sie sich Mutter und Vater gewünscht, welche ihr den Schmerz wegküssten, wenn sie wieder über ihre eigenen Füsse gestolpert waren.
Dennoch hatte sie Glück. Nicht jedem Bastard war es vergönnt in einem prächtigen Haus zu leben, nicht zu hungern oder gar nur zu leben.

Jedoch erinnerte sie sich gut daran, oft den Namen ihrer Mutter verflucht zu haben, welche sich nehmen ließ von einem Fremden und sie somit verdammte. Also wie könnte das junge Mädchen Liebe erkennen, wenn sie nicht mal aus einer entstanden war ?

Sie merkte nicht, wie der Krieger sie musterte, zu tief war in Gedanken versunken. Doch es schien ihn nicht zu stören. Er genoss die angenehme Ruhe, die ihn nicht erstickte wie sonst. Der Schlächter schaute auf seine Braut herunter, konnte immer noch nicht fassen, dass dieses Geschöpf in seinen Armen lag. Er verfluchte sich, ihr so ein Leid angetan zu haben. Wahrlich er war ein Nichtsnutz im Umgang mit Frauen, nahm sie sich doch nur um seinem Verlangen nach zugehen. Und jetzt lag sie da. Sein Weib.

Immernoch konnte er nicht fassen, was er getan hatte, nicht registrieren, dass er diese Frau mit dem Bund mit ihm ins Verderben gestürzt hatte. Sie hatte einen ehrenvollen Mann verdient, der gut zu ihr war. Gleichzeitig wusste er jedoch auch, dass selbst wenn er es wollte und das Ehebund von ihr löste und das war bei den Wikingern ein Leichtes, er könnte es nicht.
Niemals könnte er sich mit dem Gedanken zufrieden geben, sie würde in dem Armen eines anderen Mann liegen. Bei den bloßen Gedanken erfüllte Zorn und Eifersucht ihn.

Nein. Er wusste bei ihrer ersten Begegnung schon, dass er sie nicht teilen könnte. Das war auch der Grund für die christliche Ehe, die gebot die Frau würde nur ihm gehören, so wie der Mann nur ihr. Bei den Nordmännern war es nicht unüblich sein Weib mit jemand anderen zu teilen, im Gegenteil das Treiben mit mehreren Leuten war sogar ziemlich beliebt. Bei den Blicken, die die Krieger ihr schenkten, war er froh es getan zu haben.

Des Wikingers FrauWo Geschichten leben. Entdecke jetzt