"Wieso trägst du sie nicht ?"
Verwirrt drehte sich Ascara um und schaute in die aufgerissenen Augen der Frau. Sie umfasste sanft den Ärmel ihrer Robe auf der Suche nach etwas, das sich augenscheinlich an ihrem Arm befinden sollte.
"Tragen ? Was denn ?"
Entrüstet schaute sie auf die junge Frau hinunter.
"Die Bänder natürlich, Mädchen! Es ist gebot uns mit ihnen zu zeichnen!"
Sie umfasste ihren Arm fester, packte sie und zog sie tiefer in den Karren, indem sich Truhen voller Tücher und ein paar Kissen befanden, welche sich auf dem Boden verteilten. Auf einem lag bereits eine Frau mit langem roten Haar, welches auch wieder diese auffälligen gelben Bänder trug. Mit weiten Augen glitt ihr Blick über Ascara.
"Eine Neue?"
Leicht richtete sich auf und wandte sich zu der Frau, die immernoch ihren Arm umklammerte. Mit zuckenden Schultern nickte sie.
"Sie kennt die Zeichen nicht. Sie muss wohl..."
Ihre Stimme brach. Mit einem Mal wurde der Blick der Rothaarigen voller Mitleid, sodass sie sich schnell aufrichtete und ihre Hand auf meine Schulter legte. Ascara betrachtete sie genauer: Ihr Haar war fast so lockig, wie das von Nima und ihre helle Haut, schien fast weiss im Licht der Sonne. Sie konnte nicht verleugnen, dass die Frau vor ihr schön war.
"Du brauchst dich nicht schämen, Mädchen. Du bist nicht die erste Frau, die nach einem Empfängnis zu uns kommt."
Die junge Frau schien mich verwirrter, während sich ihre Hände langsam um ihre Wangen schlossen.
"Sag' mir nur, Mädchen. Wächst es noch in dir?"
Sie legte auf einmal die Hand auf ihren Bauch, sodass Ascara nur völlig verstand. Sofort zuckte sie zurück und landete vor Schock auf einer der aufgestapelten Truhen.
Das war auch nun wirklich nicht schwer, wenn man die Größe des Karren betrachtete. Ascara schüttelte ihren Kopf."I-Ich erwarte kein Kind."
Die Rothaarige stemmte die Hände in die Hüfte.
"Was machst du dann sonst an solchem Ort? Fliehst du vor deinem Mann?"
Kurzerhand nickte Ascara. Nun ja, sie floh nicht wirklich vor dem Schlächter, im Gegenteil, doch sie gab sich mit dem Gedanken zufrieden, dass sie vor seinem Willen flüchtete. Die Frauen beugten sich vor.
"Du armes Ding, trotzdem sollte eine so junge und hübsche Frau diesen Ort nicht als letzte Möglichkeit ansehen. Ihr solltet wirklich-"
Noch bevor sie aussprechen konnte, und noch bevor Ascara fragen konnte, wo sie hier war, hielt der Karren an und ein rundlicher Mann mit nassem, grauem Haar kam zum Vorschein.
"Ich will meine Bezahlung. Jetzt."
Er stützte sich schweratmend ab, während er sein Blick über die Mädchen schweifte. Die Erkenntnis blitzte Ascara vor den Augen. Die Frauen mit den gelben Bändern mussten Dirnen sein! Natürlich, jetzt ergab auch das wirre Gespräch sinn. Sie glaubten doch jetzt nicht, dass Ascara eine von ihnen sei, oder? Bevor sie ihren Gedanken ausführen konnte, packte sie eine Hand und zerrte sie mit einem Ruck aus den Karren. Ascara fiel zu Boden, wurde jedoch gleich wieder hochgezogen nur um in die Augen dieses Scheusals zu blicken. Der beißende Geruch von Schweiß und Met stieg ihr in die Nase, während er sich zu schaffen machte ihren Unterrock hochzuschieben.
Ihr entfuhr ein heiser Schrei, während sie den kräftigen Mann von sich zu stoßen versuchte.
"Du solltest genügen."
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Des Wikingers Frau
Historical FictionAscara lebt mit ihrer Tante und ihrem Onkel auf einem Anwesen im Norden des Landes. Sie ist ein Bastard und so wird sie auch behandelt. Sie ist nicht mehr Wert, als der Dreck unter den Schuhsohlen, zumindestens behauptet das immer ihre Tante. Bis e...