Kapitel 18

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"Meine Brüder und Schwestern, schon bald werden wir die Klingen in die Herzen unserer Feinde stoßen, doch heute wollen wir erst feiern. Auf die Frauen, die Götter und das Blut unserer Feinde! Skål!"

Ascara konnte ihn nicht genau erkennen, doch er schien seiner Kriegern zu zuprosten. Eine Erwiderung des Rufs hallte von ihnen und den Dirnen, welche daraufhin aus ihren Krügen tranken. Die Leute verfielen wieder in ihre Gespräche, lachten und amüsierten sich wie zuvor.
Die junge Frau hatte sich hinter Ilva versteckt, welche ebenfalls den Spruch laut erwidert hatte. Die Trommeln schlugen wieder und die Dirnen umringten das Feuer mit verführerischen Tänzen. Edda schnappte sich ihre Hand und forderte sie auf sie zu begleiten.

Ascara versuchte zu lächeln, suchte eine Möglickeit diesem Ereignis zu entfliehen, doch noch bevor sie zu Wort kam, stand sie zwischen tanzenden, schwitzenden Körper. Die Trommeln schallten laut und ließen Ascara an nichts anderes denken als den tobenden Rhytmus. Ilva begann fast augenblicklich zu tanzen, wobei Ascara erneut die Röte stieg. Ihre Hüften bewegten sich zu den Schlägen und ihre Arme streckten sich gen Himmel. Sie wirbelte herum, wobei ihre Haare wie ein schwarzer Fluss mitschwingten.
Edda lächelte ihr aufmunternd zu.

Ganz langsam versuchte sich die junge Frau im Klopfen des Rhytmus zu bewegen, während sie sich verstohlen umschaute. Das riesige Feuer versteckte Ascara vorerst von den Blicken des Schlächters und es schien als würde das Tanzen weniger Aufmerksamkeit auf sich ziehen als als einzige Dirne nicht zu tanzen. Also würde Ascara keine Wahl haben.
Sie schaute zu Edda, welche sich den Rhytmus vollends hingab und versuchte ihre Bewegungen nachzuahmen. Mit der Zeit wurde die junge Frau mutiger, fast schon selbstbewusster. Ascara konnte nicht verleugnen, dass der wilde Tanz ihr mehr und mehr Spass machte. Nie zuvor hatte sie so offen gezeigt, wie ihr zumute war und es schien als würde dieser Tanz die einzige Möglichkeit dazu sein.
Sie schloss die Augen, fühlte das Beben der Trommeln unter ihren nackten Füßen und gab sich der Musik so hin, wie sie es bei Edda und Ilva gesehen hatte. Sie hatten recht: Das hier war nichts was man erlernen musste, nein, es war vielmehr so, als würde man sich selbst befreien.
Nie hatte sich die junge Frau so lebendig gefühlt.

Vergessen waren der blonde Normanne, das Dasein einer Dirne und vor allem der Schlächter. Eine Zeit verging und die junge Frau fühlte sich, als wäre berauscht. Von niemanden würde sie sich dieses berauschende Gefühl nehmen lassen.
Mit einem Mal stoppten die Trommeln und beendeten den wilden Tanz. Ascara öffnete und schaute verwirrt zu der schwitzenden Edda. War der Tanz schon vorüber?
Wie lange hatten sie getanzt? Es schien, als hätte sie gerade eben erst begonnen?
Die Dirnen verneigten sich kurz zum Schluss und Ascara tat es ihnen gleich. Sie strich sich das lange Haar aus dem Gesicht, als sie sich wieder erhob. Auf einmal regte sich in ihr ein Gefühl der Panik, dass sie selbst nicht wirklich beschreiben konnte. Die junge Frau hatte beim Tanzen nicht bemerkt, dass sie sich von dem Feuer weg bewegt hatte. Es war ihr einziger Schutz vor den Blicken des Schlächters gewesen. Ihr Herz klopfte, dennoch wagte sie es nicht aufzusehen. Und dann bemerkte sie es.
Dieses brennende, durchdringliche Gefühl, dass ihr zu schrie, sie war nicht in Sicherheit. Ein bekanntes Gefühl. Kalter Schauer lief ihr über den Rücken, denn sie spürte wohl einen brennenden Blick auf ihrer Haut.Die Angst brach wie tosende Wellen über sie ein und sie spürte wie ein leises Beben von ihren Lippen ausging.

Ein Arm legte sich auf ihre Schultern, voll der Panik zuckte sie prompt zu der Person vor ihr. Ilva schaute sie besorgt an.

"Was ist los? Ist euch schlecht?"

Hastig nickte Ascara. Bei ihrer Seele, sie musste hier verschwinden, bevor sie sich sicher war der Schlächter hätte sie erkannt. Ilva legte ihr einen Arm um und führte sie rasch raus aus dem Getümmel. Ihre Brust bebte immernoch, als sie schon hinter den Zelten verschwanden. Kurz blieben sie stehen.

Des Wikingers FrauWo Geschichten leben. Entdecke jetzt