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Bevor ich auch nur reagieren kann sehe ich, wie Aaron brutal seine Faust in das Gesicht von Nathan schlägt. Ich höre Nathan vor Schmerz aufschreien und sehe geschockt auf seine blutende Nase. Aaron schüttelt bloß seine Hand, die er vorher noch zur Faust hatte und dreht sich zu mir um.

Ich sehe in seinen Augen etwas aufblitzen was ich nicht deuten kann und er geht auf mich zu, doch ich weiche ihm aus und gehe ein paar Schritte zurück. Aarons Gesicht verändert sich wieder zu Wut und er guckt Nathan an.

"Habe ich dir nicht gesagt du sollst sie in Ruhe lassen!", schreit er ihn an und ich schlucke schwer. Warum reagiert er so?

"Was ist hier los?", mein Vater steht an der Tür und sieht uns besorgt an.

Sein Blick bleibt an Nathan hängen, der seine Hand vor seiner blutenden Nase hält und geht auf ihn zu. "Oh gott Junge ist alles gut?", fragt er erschrocken und Nathan nickt.

"Ja bloß eine kleine Auseinandersetzung mit meinem schwangeren Bruder", antwortet er und sofort erscheint auf seinem Gesicht wieder dieses glückliche Grinsen.

"Komm rein, wir müssen dich versorgen. Soll ich einen Krankenwagen rufen?", fragt er ihn immernoch mit diesem besorgten Blick und Nathan schüttelt daraufhin mit dem Kopf.

"Nein nein es ist alles gut wirklich. Könnte ich bei ihnen nur kurz ins Bad?", fragt er und mein Vater nickt.

"Selbstverständlich, komm mit", antwortet er und begleitet Nathan zur Tür.

"Und wir reden uns noch!", sagt mein Vater streng und zeigt auf mich. Ich seufze und halte meine Hand an meine Stirn. Oh gott was soll ich ihm dann bitte erklären. Dass Nathan mich geküsst hat und Aaron daraufhin komplett ausgerastet ist kann ich ihm ja wohl schlecht erzählen.

Ich spüre Aarons Blick auf mir und sehe zu ihm.

"Wieso hast du das gemacht?", frage ich ihn stirnrunzelnd und er zuckt mit den Schultern.

"Habe ich dir nicht gesagt, dass du mir wichtig bist und du dich von Nathan fernhalten sollst?", fragt er und ich sehe ihn genervt an.

"Du hast mir garnichts vorzuschreiben schließlich bist du nicht mein Vater, mein Freund oder sonst etwas. Ich weiß doch nicht mal ob wir überhaupt Freunde sind..", antworte ich und der letzte Satz ist nur noch ein flüstern. Aaron öffnet den Mund um etwas zu sagen doch ich komme ihm zuvor.

"Jetzt geh. Ich möchte dich nicht mehr sehen", sage ich leise und gucke auf den Boden.

"Aber Mei du verstehst nicht", sagt er verzweifelt und geht einen Schritt auf mich zu.

"Ja ich verstehe reingarnichts. Aber ich möchte dich nicht mehr sehen. Du hast deinen Bruder geschlagen einfach so, es hätte sonst etwas passieren können!", antworte ich aufgebracht und fahre mir durch die Haare.

"Ist es aber nicht. Sowas passiert häufiger bei uns er wirds schon überleben Mei. Du kennst Nathan wohl noch nicht richtig denn dann wüsstest du dass ich ein Recht darauf hatte ihn zu schlagen", antwortet er ohne mit der Wimper zu zucken und ich sehe ihn geschockt an. Was soll ich überhaupt noch mit ihm diskutieren.

"Wow und ich dachte du wärst nicht so einer", antworte ich und gehe in die Wohnung.

Leise schließe ich die Tür, ohne Aaron noch einmal anzusehen. Er hat mich enttäuscht und Nathan wahrscheinlich genauso. Zwar wusste ich dass er ein Arschloch war aber so ein Arschloch hatte ich niemals gedacht. Was denke ich auch.? Wir kennen uns gerade mal ein paar Wochen und ich tue schon so als wäre er mir ans Herz gewachsen.

Was er ja auch ist.

Sagt mir meine Innere Stimme doch ich schüttele bloß mit dem Kopf und betrete das Bad. Auf dem Badewannenrand sitzt Nathan, welcher ein Kühlakku an seine Nase hält und mich lächelnd ansieht. Ich erwidere sein lächeln und setze mich neben ihn.

"Ist alles okay?", frage ich ihn besorgt und er nickt.

"Ja, alles okay. Tut mir leid wegen dem was da passiert ist. Mein Bruder reagiert öfter über", sagt er und guckt auf die Fliesenwand gegenüber von uns.

"Du kannst doch nichts dafür. Ich hoffe dass Aaron sich bei dir entschuldigt wenn du wieder zuhause ankommst", antworte ich leise und sehe ihn genauer an.

Das meiste Blut was vorher an seinem Gesicht war ist schon weg, doch seine Nase ist  blau und rot angelaufen.

"Sieht schmerzhaft aus", murmel ich leise und gucke auf meine Hände, die ineinander gefaltet ist.

Aus dem Augenwinkel aus erkenne ich dass er aufmunternt lächelt und er legt seine Hand auf meine Hände.

"Mach dir keine Sorgen mir geht es gut. Aber verzeih meinem Bruder er meinte es nicht so", antwortet er und ich gucke auf seine große Hand, die meine Hände komplett bedeckt. Wie kann ein Mensch bloß so gutmütig sein?

"So ich bin wieder zurück wie geht es dir jetzt?", fragt mein Vater, der plötzlich an der Tür steht und Nathan richtet sich auf.

"Ich fühle mich wieder gut. Danke für das Kühakku ich muss dann mal wirklich los und entschuldigen sie die Störung. Man sieht sich", antwortet Nathan grinsend und winkt mir zum Abschied zu, bevor er aus dem Bad geht und man hört die Haustür zuknallen.

Aaron

Ich lausche den Regentropfen, die auf den Fensterscheiben meines  Wagens landen. Gott ich bringe diesen Typen irgendwann noch um. Ich richte meinen Blick zur Tür der großen Wohnung und sehe einen gut gelaunten Nathan heraus spazieren. Man sieht der scheiße aus.

Er bemerkt mich und läuft durch den Regen auf den Wagen zu. Laut öffnet er die Beifahrertür und lässt sich dann auf den Ledersitz fallen.

"Du hättest mich auch gerne an der Tür abholen können", sagt er schmollend und ich verdrehe meine Augen.

"Warum warst du bei ihr?", frage ich noch kurzer Stille und Nathan grinst mich an.

"Ich wollte ihr ihre Tasche zurückgeben. Leider waren in der Tasche keine informationen über ihren Vater drinnen", antwortet er schulterzuckend und lehnt sich zurück.

Allein bei dem Thema Vater könnte ich ihm wieder eine reinhauen. "Und was sollte dann diese Annäherung von dir?", frage ich mit genervter Stimme und er gähnt müde auf.

"Keine Ahnung ich wollte sie eben küssen. Darf ich das etwa nicht?", fragt er und ich schüttele meinen Kopf.

"Nein", antworte ich bestimmt und er klopft mir grinsend auf die Schulter.

"Awww hat sich der kleine Aaron verliebt?", fragt er und mein Griff um das Lenkrad verkrampft sich.

"Laber keine scheiße niemals würde ich mich in ein Mädchen verlieben!", brülle ich durch das Auto und er hebt seine Hände.

"Sorry dass ich Spaß gemacht habe du Spielverderber", antwortet er und lehnt seinen Kopf gegen das Fenster.

"Aber wundern würde es mich nicht. Sie ist echt der Hammer", antwortet er grinsend und ich gucke genervt zu ihm.

"Halte besser deinen Mund sonst stopfe ich dir dein Grinsen noch sonst wo hin", antworte ich und er lacht leise auf.

Ich starte den knurrenden Motor und fahre dann rasend los.

NervousWo Geschichten leben. Entdecke jetzt