13. Kapitel

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Sanft spüre ich seine Hände kreise auf meinen freigelegten Bauch malen. Mein Körper wird von einer Gänsehaut, wie von Wasser überzogen, wenn man tief darin eintaucht. Ich fühle mich so...frei. Frei von allem. Es ist das beste Gefühl seit langem.

Ich würde am liebsten die Welt vor Glück zusammen schreien, gleichzeitig will ich für immer so in seinen Armen liegen und am aller liebsten würde ich mich einfach irgendwo hinstellen und anfangen zu Tanzen. Tanzen vor Glück und Freiheit und Fröhlichkeit. Es tut beinahe weh wie glücklich ich in diesem Moment bin.

Wenn ich so darüber nachdenke wie glücklich ich in diesem Moment, an diesem Abend bin beschleicht mich ein Gefühl das mir Bauchschmerzen bereitet. Mein Leben war nicht für Glück und Fröhlichkeit oder ähnliches bestimmt. Klar, zwischendurch gab es immer glückliche Augenblicke aber gleich danach wurde mir immer gezeigt, dass kein Glück der Welt ewig bei mir weilen wird.

Schnell schüttel ich meinen Kopf. Einen Abend positiv denken würde ich schon hinkriegen.

Eng presse ich mich an seinen warmen Körper. "Gott hast du kalte Füße!" flucht Chris als ich meine Füße an seine Schienbeine lege. Ich kichere. Vorsichtig tritt er meine Füße weg. "Warum ziehst du nicht deine komischen Kuschelsocken mit dem Delfinkopf an die du extra für diesen Zweck mitgenommen hast?" fragt er genervt. "Zu faul aufzustehen! Außerdem wären die jetzt auch kalt und du bist schön warm!" sage ich und lache leise. "Alter es ist Sommer. Wie kann man so abnormal kalt seit." Ich lache wieder und lege meine Füße wieder an ihren Platz zurück. Er stößt ein paar Flüche aus lässt aber meine Füße jetzt dort. Er hätte eh keine Wahl, für mein Recht von warmen Füßen würde ich kämpfen. Als sie langsam warm werden drehe ich mich herum und lege meine Kopf auf seine Brust.

Mit den dumpfen Schlägen seines Herzens gleite ich in eine traumlose Nacht.

Als ich am nächsten Tag wach werde renne ich schnell ins Badezimmer um mir meine Zähne zu putzen. Da Chris, als ich in sein Zimmer zurück komme, immer noch schläft nehme ich Anlauf und springe auf ihn drauf.

Mit einem "Uff!" wird er wach und blickt mich böse an. Schnell drücke ich ihm einen Kuss auf den Mund.

"Gehen wir heute ins Bad?" fragt er mich. Ich war so lange nicht mehr schwimmen. Früher war ich eine echte Wasserratte. Mit mir wollte keiner mehr ins Bad, weil sie mich einfach nicht aus dem Wasser gekriegt haben.

Am meisten habe ich das Gefühl geliebt aus großen Höhen zu springen und dann ins Wasser eintauchen zu können.

Wenn ich so darüber nachdenke gibt es so viel was ich seit dem Tod meiner Mum aufgegeben hatte. Ich hatte nur noch das nötihgste gegessen, geredet und bin zur Schule gegangen. Mehr nicht. Den Rest der früher ein unwegdenkbarer Teil meines Lebens gewesen war hatte ich aufgegeben.

Aber ich hatte keine Lust das mich jemand aus der Schule mit ihm sieht. Dann wäre es komplett vorbei mit meiner Unsichtbarkeit. "Wir fahren weiter weg!" setzt er dann dahinter. Wahrscheinlich hat er in meinen Augen die deutliche Ablehnung gegen seinen Vorschlag gesehen.

Aber selbst dann kann ich nicht mehr zustimmen. Mein Körper war überall von blauen Flecken übersäht das geht nicht.

"Nein! Chris hast du vergessen wie ich aussehe?" sage ich.  "Wir fahren an unseren See. Kennst du den noch?" fragt er mich. "Ja! Okay!" Stimme ich zu. "Aber ich habe keinen Bikini!" murmel ich. "Dann kaufen wir schnell einen. Ein paar Läden werden schon noch geöffnet haben." sagt Chris entschlossen.

Schnell setzt er sich auf sodass ich nach hinten umkippe, da ich es mir ja auf seinem Schoß bequem gemacht hatte. Chris lacht.

"Doofi!" sage ich und schwinge mich von seinem Bett herunter.

Ich ziehe mir eine Jeans Shorts an und ein Top an, dann noch meine Chucks und fertig war ich.

Langsam trotte ich ins Bad und kämme meine Haare. Nachdem ich meine Zähne ein zweites mal geputzt habe, sinnlos wie ich bin, Creme ich noch schnell mein Gesicht ein und fertig bin ich. Auf schminke habe ich heute keine Lust. Dauert eh zu lange und im Wasser sehe ich dann im Gesicht eh wie ein Waschbär aus.

Nachdem auch Chris sich fertig gemacht hat laufen wir in die Stadt. Schnell hatten wir dank der unglaublichen Erfindung des Internets einen Laden gefunden der Samstag um die Zeit noch offen hatte.

In der Umkleidekabine war es dann dezent scheiße. Mit einer angeschwollenen Schulter und Schmerzen bekam ich das Bikinioberteil nicht an. Also musste ich notgedrungen Chris um Hilfe bitten. Ich hatte schon mit dem Gedanken gespielt die Verkäuferin zu fragen aber ich wollte nicht das sie meinen geschundenen Körper sieht und da Chris ihn ja sowieso schon gesehen hat...

Am Ende  entscheide ich mich für einen dunkelblauen Bikini mit Fransen am Oberteil.

"Du weißt das du jetzt noch mal mit dem Höllenteil, auch Moped genannt, fahren musst oder?" fragt mich Chris nach einigen Minuten des Schweigens grinsend. "Nein!" rufe ich aus.

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"Wir haben gar keine andere Wahl Süße!" lacht er. "Ich habe keine Lust mich wie ein kreischendes Mädchen an dir festzuklammern!" "Du musst ja auch nicht kreischen und wenn du unbedingt willst hälst du dich eben nicht fest!" "Hmpf!" gebe ich von mir.

So ein verdammter MIstkerl.

Als wir dann auf diesem komischen knatterndem Teil saßen und Chris anstalten macht loszufahren war ich fest entschlossen  mich nicht an ihm festzuhalten. Was aber wenige Sekunden später als er losfährt kläglich scheiterte.

Ich hatte kurz gekreischt und klammerte mich an ihm fest. Genau die Sachen die ich nicht wollte. Prima.

Sobald Chris anhält springe ich runter.

"So ein blödes Mistteil!"schimpfe ich. "Hätten wir nicht mit dem Zug oder so fahren können. So ein rotz." "Mit dem Zug? Hier?" Chris fängt wieder an zu lachen.

Super das ich zu seiner Belustigung beitragen kann. Mit finsterem Blick sehe ich ihn  an. Warum konnte ich bevor ich rede nicht mal nachdenken. Natürlich fährt hier in der Pampa kein Zug. Die nächste Stadt mit einem Bahnhof war circa 20km entfernt. Ich bin echt richtig dämlich.

Eingeschnappt schnappe ich mir meine Tasche und laufe irgendwohin los. Ich kannte den See zwar, aber das einzige was ich wusste war das er hier irgendwo in 2km Umkreis sein musste. Mein alles geliebter Orientierungssinn eben.

"Du weißt das du in die falsche Richtung läufst oder?" fragt Chris mich. "Ähm.. Ja natürlich." NICHT. "Und wo willst du dann hin? Da du ja offensichtlich weißt das es in der Richtung nicht zum See geht?" fragt er mich grinsend.

Ich werde nicht zugeben das ich den Weg nicht wusste. Also muss schnell eine Ausrede her. "Ich will nur ein Stück laufen und genießen das ich nach diesem Höllenritt noch lebe!" sage ich mit hochgerecktem Kinn. Mensch das war sogar mal gut. Also ich hätte mir geglaubt. Ich bin richtig stolz auf mich.

"Wir wissen beide das das nicht stimmt. Dein Orientierungssinn ist einfach scheiße! Mir kannst du nichts vormachen. Und jetzt komm mit, hab keinen Bock hier noch ewig rumzustehen." sagt Chris und läuft eiskalt los. Kurz angemerkt in die entgegengesetzte Richtung wie ich.

Jetzt komme ich mir noch dümmer wie so schon.

Chris, ganz der Gentlemen, nimmt mir, als ich nach langem Zögern hinter ihm herlaufe, die Tasche ab. Mit verschränkten Armen laufe ich zickig hinter ihm her.

Er hat zwar keine Schuld aber ich finds scheiße das ich keinen Orientierungssinn habe und er bekommt jetzt meine Wut die ich deswegen habe ab.

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Königin der NachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt