16. Kapitel

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"Ähm. Nein, ist schon gut! Ich komm dann später zu dir." sage ich und drücke ihm einen Kuss auf die Wange. Chris gibt mir mit einem Nicken sein Einverständnis.
Mein inneres kribbelt und innerlich vollführe ich einen total verrückten Freundestanz. Sollte Chris es nun wirklich geschafft haben meine Mauer, die ich lange Zeit um mich herum erbaut habe, innerhalb eines Tages komplett zu zerstören? Mein Kopf schreit mir, mit jeder Sekunde lauter, zu das ich damit aufhören soll. Das ich sofort wieder auf Abstand gehen soll. Aber der Rest zehrt sich nach Chris als wäre er meine Luft zu atmen. Oh gott das hört sich so ekelhaft kitschig an. Aber das war nun mal das einzige was mir einfällt um meine Situation zu beschreiben.
Bei Chris war ich wie ein trockener Alkoholiker. Durch unsere zwei jährige Beziehung und die vorige lange Zeit als Freunde hatte ich zu Chris eine feste innige Bindung aufgebaut. Es hatte mich so viel Kraft gekostet als ich mich von ihm, aus reinem Selbstschutz, entfernen musste, und gerade als ich endlich geglaubt habe das ich ohne ihn klar komme, tanzt er plötzlich wieder in mein Leben und meine Abhängigkeit beginnt von neuem. Es fühlt sich wie ein grausamer und doch gleichzeitig wunderschöner Fluch an. Ein Fluch von dem ich nicht weg komme. Ich könnte nicht mal sagen ob ich überhaupt davon wegkommen will.
Als wir nach zwei Stunden und kurzen Pausen zwischendurch das Wasser verlassen, kichere ich immer noch wie ein kleines Kind... oder wie ein Psychopath, beides wäre eine perfekte Beschreibung für mein derzeitiges Verhalten. Für einen Horrorfilm wäre ich momentan wahrscheinlich die beste Akteurin. Ich sollte mir echt überlegen ob ich mich nicht bei einem neuem Horror Streifen bewerbe.
Meine Finger und Zehen sind total  verschrumpelt. Ich hasse dieses Gefühl. Am schlimmsten finde ich es jedoch, wenn man mich dann noch an den verschrumpelten Stellen berührt. Das ist einfach nur ekelhaft.
Nachdem wir endlich wieder bei unseren Sachen sind, schäle ich mich, in ein Handtuch gehüllt,  aus meinen klitschnassen Klamotten und tausche sie mit meinem Bikini. Ich bemerke Chris wütende Blicke die immer wieder über meinen Körper gleiten. Er hasst es das ich nicht mit ihm darüber spreche. Das ich ihm nicht von meinen Schmerz erzähle. Würde es nicht mein Vater sein, von dem er weiß das er mir sehr viel bedeutet, der mir das angetan hat, hätte er die Person wahrscheinlich schon längst zusammen geschlagen. Chris brauchte nicht viel um wütend zu werden und oder jemanden zusammen zu schlagen. Das hatte er mir nicht nur ein mal bewiesen. Und ich konnte allein an seiner Haltung merken das er knapp davor ist richtig aus zurasten.
"Spielen wir ein Spiel?" frage ich um ihn abzulenken. "Was willst du denn jetzt wieder spielen?" Er grinst schief. "Ich sehe was was du nicht siehst!" Chris stöhnt auf.
"Es kommt doch jetzt wieder das gleiche wie immer. Erst diskutierst du eine halbe Stunde und deckst alle Gegenargumente auf und am Ende, wenn du mich dann anguckst, bekomme ich eh meinen Willen. Also warum verkürzen wir das ganze nicht einfach und du sagst gleich ja?" frage ich lächelnd mit zuckersüßer Stimme.  Es dauerte eine ganze Weile ehe er seinen inneren Kampf abgeschlossen hat und schließlich einfach: "Gut!" knurrt.
Ich liebe es meinen Willen zu bekommen.  "Ich dich auch!" sage ich und strecke ihm provokativ die Zunge raus. "Hmpf!" gibt er von sich. "Okay.... Ich sehe was was du nicht siehst und das ist...!"
Das spielen wir eine Knappe halbe Stunde, bis ich laut fluchend aufgebe! Das kann nicht mit rechten Dingen zu tun. Er hat nur solchen Müll genommen auf den niemand aber auch wirklich niemand achtet. Ich meine wie soll ich bitte diesen verdammten Bierdeckel sehen der fünf Meter von uns entfernt liegt? Vor allem war gerade ein klitzekleines Stück des Bierdeckels "rot". Er spielt unfair. Als wir das Spiel das letzte mal gespielt hatten, habe ich fast immer gewonnen.
Gut das wir nicht (wie früher) um Essen gespielt haben, sonst müsste ich jetzt wahrscheinlich für die nächsten Jahre hungern.
Nachdem ich mich erst einmal ordentlich über seine unfähigkeit dieses Spiel zu spielen aufgeregt habe,  stapfe ich Richtung Wasser und springe dann wieder rein.
Das kühle Nass fängt mich prickelnd auf und drängt mich mit ungeheurer Kraft tiefer in sich. Ich liebe dieses Gefühl, die Geborgenheit des Wassers. Diese Emotionen die das Wasser in mir auslöst erstaunen mich jedes mal. Früher, als wir immer in den Urlaub geflogen sind habe ich jedes mal fest darauf bestanden das es ans Meer gehen musste. Die Geräusche die man hörte wenn man die Augen schloss. Das platschen der Füße auf den nassen Sand, das kreischen der Möwen, das rauschen des Meeres. Das alles zusammen ergibt für mich die perfekte Geräuschkulisse. Sie geben mir die perfekte Balance zwischen Ruhe und kindlicher Aufgeregtheit.
Allein der Gedanke daran das Meerwasser auf meinen Lippen zu schmecken und das Gefühl des Meeres um meinen Körper herum zu haben... Gott ich kann es nicht beschreiben.
Als ich nach einer halben Stunde auf mein Handy sehe, um die Uhrzeit zu überprüfen, kommt gerade eine Nachricht von Elly rein die mir schreibt das ich heute eher kommen soll um eine neue Übung mit einzutrainieren. Und als ich das lese fange ich strahlend an zu lächeln. Ich freue mich darauf, denn ich liebe es etwas neues dazu zu lernen. Natürlich fordert es jedes mal sehr viel Kraft aber es macht mir trotzdem  total viel Spaß
Chris reagiert enttäuscht darauf das ich unsere Zeit verkürze bringt mich aber trotzdem Wortlos nach Hause.
Zuhause schleiche ich leise in mein Zimmer, gehe dann kurz duschen, ziehe mir über meinen Sport-BH ein weißes weiteres Top und schlüpfe dann noch in eine kurze enge Sporthose. So behinderte keine lästige Kleidung meine Bewegungsfreiheit.
Als ich endlich angekommen bin erklärt Elly mir was sie mir beibringen will. Die Übung heißt 'Chinese Flagpole' und wirkt keines falls wie etwas was man an einem Tag lernen konnte. Als Elly mir die Übung vorführt, beobachte ich jede noch so kleine Bewegung.
Erst legt sie beide Arme an die Stange, einen weiter oben und einen weiter unten. Bei dem oberen Arm zeigt der Daumen nach oben und bei dem unteren zeigt er nach unten. "Wenn du das hast, musst du sicherstellen das deine Ellenbogen nicht verbogen sind, sonst könnte das ganz schön weh tun!" erklärt Elly und ich nicke gespannt. Dann zeigt sie mir die Übung und mir klappt der Mund auf bis zum Boden. Elly drückt sich mit ihren Armen hoch bis sie beinahe Waagerecht von der Stange entfernt steht. Ein Bein drückt sie gerade durch, während das andere eingeknickt wird. Dann dreht sie sich kurz und kommt während der Drehung wieder elegant auf den Boden.
"Oh Gott! Das musst du mir zeigen!" rufe ich begeistert aus. "Ja klar mach ich. Okay, da du ja schon relativ viel kannst müssen wir nicht von vorne anfangen. Ich würde sagen du fängst mit dem 'Boomerang' an. Das fordert zwar auch ganz schön deine Kraft ist aber eine gute Vorübung. Und wenn du den gut kannst machen wir weiter ja?" Ich nicke aufgeregt. "Gut dann komm her und ich zeig dir was du machen musst!"
Schnell lege ich mein Top und meine Tasche ab und steige dann zu Elly auf die Bühne. Dann zeigt Elly mir die nächste Übung. Sie geht zwei Schritte an der Stange hoch, dann schlingt sie ihre Beine um die Stange. "Du musst aufpassen das dein Handgelenk immer gerade ist!" Ich nicke, völlig konzentriert auf ihr Tun. Als nächstes geht sie mit ihrer einen Hand, die bisher beide oben waren um an der Stange hoch zu klettern, zwischen ihre Beine und hält sich dort fest. Dann streckt sie ihre Beine waagerecht aus, klappt sie dann wieder um die Stange und lässt sich an ihr hinunter auf den Boden gleiten.
Gleich danach stelle ich mich an ihre Stelle. Ich schaffe es problemlos bis zu der Stelle an der ich mich fest klammern muss. Aber das war ja auch keine Kunst. Als ich dann probiere meine Beine waagerecht von mir zu Strecken, gelingt es mir ziemlich gut. Aber leide nur 1 Sekunde bis ich mich wieder zurück an die Stange flüchte. Gott das war anstrengend. "Na das war doch schon gut. Wenn du das jetzt jedes mal mehrmals übst hast du es spätestens in einer Woche drauf. Und dann können wir mit dem 'Chinese Flagpole' weitermachen."
Elly und ich üben eine weitere Stunde, bis die Tänzer, die heute Abend tanzen würden, ihre Probe starten wollen. Erschöpft gehe ich unter die Dusche und schlüpfe in eines der vielen Outfits die Elly mir bei unserem Shopping Trip ausgesucht hatte. Es war ein schwarzer Monokini mit Bändern um den Oberkörper gezogen.  Dazu trage ich schwarze Riemchensandalen mit einem relaiv hohem Absatz. Das Outfit war bequem und ich konnte mich darin perfekt bewegen.

Königin der NachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt