Der Eremit

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Als ich am nächsten Morgen die Augen aufschlug, fand ich mich in einem fremden, leeren Bett wieder. Über mich war eine rote Decke gebreitet und mein Kopf ruhte auf einem von vielen samtenen Kissen. Ich setzte mich auf und versuchte mich zu orientieren. Das große, robuste Himmelbett nahm nur einen kleinen Teil des riesigen Raumes ein. Der meiste Platz wurde von riesigen, hohen Bücherregalen, Sitzpolstern und einem antiken Schreibtisch eingenommen. Von der mit Stuck besetzten Decke hing ein Kronleuchter und an den Wänden befanden sich große, altertümliche Gemälde. Gegenüber des Bettes war eine riesige Glasfront und die offenen Gardinen ließen Sonnenstrahlen in den Raum fallen. Ich sah an mir hinab und erkannte, dass ich meine Lieblingsleggins und eins meiner Shirts trug. Nur langsam kehrten meine Erinnerungen an den letzten Abend zurück und ich schlug die Hand vor den Mund. Die Übungen mit Loki, mein Zusammenbruch und dass ich in seinen Armen eingeschlafen war. Ich ließ mein Gesicht beschämt in ein Kissen sinken. Was würde er jetzt von mir denken? Oh Gott, hatte er mit mir in diesem Bett geschlafen? Nach meinem Verhalten sicher nicht. Ich stöhnte verzweifelt. Wie schrecklich.

„Guten Morgen, Megara", hörte ich Lokis Stimme und schrak auf. Ich vertiefte mein Gesicht in meinen Händen und stöhnte erneut. Meine Erscheinung musste schrecklich sein und ich wollte nicht dass er mich ansah.

„Bitte, bevor Sie etwas sagen- es tut mir unglaublich leid. Es ist einfach nur peinlich."

Ich hörte sein tiefes, kehliges Lachen und versank noch tiefer im Boden. „Es gibt nichts, was dir leidzutun braucht. Ganz im Gegenteil."

Wir waren per Du? Verwirrt blickte ich auf und sah, wie er locker an einer der Wände lehnte und mich betrachtete. „Aber mein Zusammenbruch gestern, ich weiß nicht einmal mehr, wie lange ich geweint habe und was alles passiert ist-" Weitere Erinnerungen kamen zu mir zurück. „Sie haben- Du hast mir den Schmerz genommen. Ich habe dich verletzt. Es tut mir so leid." Wiederholte ich.

Loki lief lässig durch den Raum und setzte sich auf die Bettkante. Er rollte den Ärmel seines Leinenhemdes hoch und zeigte mir seinen rechten Arm- makellos, von den Spuren, die ich hinterlassen hatte, als ich ihm meine Fingernägel vor Schmerz in den Arm gebohrt hatte, war nichts mehr zu sein.

„Wie ist das möglich?", fragte ich perplex und strich automatisch sanft über die Stelle. Erst währenddessen wurde mir die Intensität der Berührung bewusst und ich zog die Hand schnell zurück. Die Vorsicht und Zurückhaltung, die ich bisher ihm gegenüber verspürt hatte war verflogen und der gewohnte Schock blieb aus. Verwirrt starrte ich auf meine Hände.

„Du hast es geschafft. Du hast dich deiner Vergangenheit gestellt und die Blockade gelöst. Wie fühlst du dich?"

Ungläubig blickte ich abwechselnd von meinen Händen zu ihm. Tatsächlich fühlte ich mich großartig, so gut, wie ich mich in mehreren Jahren nicht gefühlt hatte. Es war, als wäre die Last von meinen Schultern gefallen und als wäre die Welt gerade gerückt worden.

„Ich fühle mich fantastisch!", lachte ich. „Ich habe es geschafft!"

Ich strahlte ihn an und konnte nicht anders, als ihn zu umarmen. „Danke. Ich hätte es nicht ohne dich geschafft."

Nach einem Moment der Überraschung erwiderte er meine Umarmung und wir saßen für einige Sekunden umschlungen da. Ich konnte seinen Herzschlag spüren und wurde an das Gefühl der letzten Nacht erinnert, wie ich mich in seinen Armen wohl und sicher gefühlt hatte. Ich spürte, dass ich errötete und distanzierte mich von ihm.

„Haben wir hier- hast du auch hier geschlafen?", stammelte ich und versuchte, nicht noch mehr zu erröten.

Er schmunzelte mich an. „Natürlich, wieso?"

Das Spiel des Narren // Loki FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt