Der Prüfer

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Ein Mann stand am Fenster mit dem Rücken zu ihr. Er war großgewachsen und schien breite Schultern zu haben. Mehr konnte sie leider nicht erkennen, da er eine lange, dunkle Robe trug, die ihm bis zum Boden reichte du ihn wie ein Schatten aussehen ließ. Die eine angezündete Laterne im Zimmer ihres Vaters war nicht genug, um den Mann deutlich erkennen zu lassen aber es war wirklich nicht das, worum sich das Mädchen kümmern könnte.

Ist er das wirklich?, hämmerte die einzige Frage im Kopf.

Diabel stand wie angefroren im Türrahmen und konnte keinen Laut von sich geben. Sie bereitete sich die ganzen Monate auf seine Ankunft vor und schien eine ganze Rede vorbereitet zu haben, sie könnte sich das Gespräch schon bildlich vorstellen aber alles flog aus ihrem Kopf raus, sobald sie den Prüfer sah. Vielleicht würden sie so weiterhin stehen, würde der Mann die Stille nicht brechen.

„Wollen Sie auch so bis zum Morgen im Eingang stehen? Es ist unhöflich wissen Sie."

Seine Stimme war nicht zu hoch und nicht zu tief aber sie war voller Selbststolz und man hörte eine leichte Arroganz raus. Ihm war seine Überlegenheit den anderen über bewusst.

„Ah...ja. Entschuldigung."

Der Mann seufzte unbemerkbar und ging lautlos zu dem Tisch von ihrem Vater. Er setzte sich auf seinen Stuhl und starrte Diabel mit seinen komplett schwarzen Augen an, während sie sich ihm gegenüber hinsetzte. Als sie sah, wie gemütlich es sich der Mann in dem Stuhl ihres Vaters machte, durchstach irgendwas ihr Herz. Diabel gefiel diese Ansicht überhaupt nicht, denn auf dem Stuhl sollte ihr Vater sitzen.

„Diabel also. Nun gut."

Diabel sah zu, wie der Mann ein Gegenstand aus der Innertasche seiner Robe rausholte. Dieser Gegenstand war eine Steinplatte und hatte die Größe einer ausgewachsenen männlichen Hand. Sie war perfekt rund und hatte gelb leuchtende, zusammengebundene Runen, die tief in das helle Stein eingeritzt waren.

Diabel sah solche Platten schon. Sie alle hatten verschiedene Größen und es wurden auch verschiedene Runen in diese eingeritzt, damit sie zu verschiedenen Zwecken dienen könnten. Die größte Plattform war tief im Meer, weit weg von Kratos und es war eine Schutzplattform. Ihre Runen waren viel größer, als man es sich vorstellen könnte und wurden hunderte von Metern tief in den Stein eingeritzt.

Diese Plattform war nichts im Gegensatz dazu und ihr Zweck war auch nicht der Schwerste. Diese Plattform war ein Prüfungsobjekt.

„Ich glaube, Sie müssten wissen, was zu tun ist. Legen Sie ihre Hand darauf."

Diabel legte die Hand genau auf die Mitte der Platte und spürte, wie etwas leicht durch ihre Handfläche stach. Es war beißend kalt und ihr Körper zuckte unkontrolliert. Das Gefühl ließ sie erschaudern aber als sie die Hand wieder wegnahm, war keine Wunde dort zu sehen. Der Trick an der Sache war, dass es nicht in ihr Fleisch gestochen wurde, sondern in die Seele. Nur an der Seele konnte man die Person wirklich erkennen. Würde Diabel dies nicht wissen, würde sie weiterhin mit weit aufgerissenen Augen an der Stelle sitzen.

Der Mann legte die Platte vor ihr auf die Tischplatte und beide warteten auf das Verdickt. Es war eine normale Akademieplatte, es würde ihr nicht die Farbe ihrer Seele zeigen, sondern die Farbe der Akademie, auf die sie dann später gehen würde und auf Kratos gab es nur drei Obere Akademien mit ihren eigenen Farbe der Stärke.

Rot – die Akademie Bahamuts des Großen. Die Farbe der Wut und der Kraft. Diese Akademie ließ nur Kämpfer zu, die keine Anzeichen für Magie hatten aber eine sehr hohe innerliche und äußerliche Stärke besaßen. Ihre Körper und Seelen waren fast unzerbrechlich und sie vermochten ein außerordentliches Talent im Kampf mit oder ohne Waffen. Die größten Kriegsführer gehörten dieser Akademie an.

Violett – die Akademie des Hellen Aelfraid. Für Magier mit sehr hoher Ausleuchtung des inneren Kerns waren die Türen der Akademie immer offen. Wenn eine Person diese Akademie erstmal hinter sich hatte, war sie ausgestatteten mit unzähligem Wissen und unendlichen Ausmaß an Fähigkeiten. Die weisesten Gelehrten und heilige Magier kamen aus den Toren der ältesten Akademie des Kontinents.

Und anschließend, wie man es zu erzählen liebte, gab is noch Grau – die Akademie Roberstein.  Eine junge, sehr junge Akademie, die erst vor ein paar tausend Jahren gegründet wurde. Akademie für Leute, die man nicht als "Fleisch" oder "Fisch" identifizieren könnte, die aber sich schon so stark ausgebreitet hatten, dass es langsam schon kritisch wurde. Viel zu schwach für einen Magier oder Kämpfer, mit limitierten Fähigkeiten - das waren die Kampfmagier. Ihre Magie konnten sie nur auf ihre Waffen anwenden, ohne welcher sie praktisch nutzlos wären. Man war viel zu schwach für das eine aber viel stärker als ein normaler Mensch. Die Kampfmagier wurden immer hin und her gerissen und man sprach so viel über sie, weil sie einem zum Teil leid taten, zum anderen aber verspottete man auch gerne den Abfall. Man würde nicht geliebt oder gelobt werden, weder von den Höheren, noch von den Menschen. Man würde nicht stark genug für das Bezwingen eines sakralen Biestes sein oder für das Herrschen über den Kollusium. Man war für nichts obere genug aber zu viel für das menschliche.

Und Diabel fürchtete dort zu landen, wie die meisten zu den Zeiten. Wer würde es sein? Kampfmagier hatten nicht so viele Möglichkeiten, zur Ausführung einer guten Arbeit oder dem weiteren Stieg nach oben. 

Aber vor dem Schicksal konnte man sich nicht verstecken. Und egal wie stark Diabel vielleicht in der Akademie ihres Vaters landen wollte, anscheinend hatten die Götter ihre eigenen Pläne.

„Morgen früh reisen wir los. Ich begleite Sie bis zu der südlichen Hauptstadt. Dort werde ich warten, bis Sie in die Akademiestadt abreisen und ab dort werdet ihr in einer Gruppe mit Professoren in die Roberstein Akademie teleportiert. Ich werde Sie an Eurem Haustor erwarten."

Seine Stimme war kalt und desinteressiert. Der Mann sprach, ohne jegliche Meinung zu äußern oder Emotion zu zeigen aber seine Worte waren wie Blitze am hellen Tag. Es war wie ein Richterspruch – auf ewig verdammt. Diabel merkte nicht, wie der Mann die Platte wieder versteckte, aufstand und ohne Weiteres den Raum verließ. Die Lampe flackerte und die Schneeflocken, die in den Raum flogen und auf das erwärmte Glas landeten, zeichneten Schattentränen auf der weißen Haut.


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Bitte immer auf irgendwelche Fehler aufweisen!

Und ich weiß, dass euch jetzt SUPER viele Fragen im Kopf schwirren könnten aber die Sache mit den 3 Akademien werde ich BESTIMMT noch weiterhin erklären. Aber nicht alles auf einmal.

Silver Heart and Grey WingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt