Rosa Blüten

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Diabel drehte sich schnell um und sah den Umriss eines Kindes. Der Wind wehte gerade ins Zimmer rein, weswegen die dünnen Vorhänge wild flatterten und das Gesicht des Mädchens verbargen. Diabel ging langsam auf sie zu und als sie die Vorhänge endlich wegschob, sah das Mädchen in die elektrisierend blauen Augen der schwarzhaarigen.

Nemeia war ein wenig perplex, als sie erstmal niemanden im Zimmer sah, der Durchzug deutete aber darauf, dass jemand schon dort war. Sie war nicht wirklich aufgeregt, dennoch durchfuhr sie ein Schauder, als sich ihre Zimmernachbarin zu ihr umdrehte.

Sie musste zugeben, es gab noch nie ein Mädchen, welches ihr Herz zum Rasen brachte. Nemeia dachte, das Mädchen wäre eine Himmelskreatur, als diese zu ihr sah. Die beiden erstarrten und schauten sich gegenseitig in die Augen, wobei sich beide wunderten, wie eine solche Person existieren konnte. Die Mädchen gingen langsam aufeinander zu und plötzlich erhob Nemeia ihre Hand mit dem ausgestreckten Zeigefinger, der auf Diabel zeigte.

„Du...," sagte sie langsam und ein wenig überrascht. „Dich habe ich doch schon gesehen. Auf dem Vogel. Du warst in unserem Zimmer. Du hast meine Schwester angeschrien."

Diabel schien einen kurzen Moment verwirrt zu sein aber langsam krammte ihr Gehirn eine vage Erinnerung aus ihrem Gedächtnis raus. Sie erhob genau gleich ihre Hand mit dem Zeigefinger auf Nemeia zeigend und nickte langsam.

„Stimmt. Du saßt dort im Zimmer damals, total genervt."

Nemeia musste laut losprusten, als sie dies hörte. Mit einem fröhlichen Lächeln nickte sie Diabel zustimmend und setzte sich auf das nächststehende Bett. Diabel tat es ihr gleich und setzte sich gegenüber von ihr.

„Oh man, wie könnte ich dich nur vergessen. Ich bin dir noch immer dankbar, dass du Uria ihren Platz gezeigt hast." Nemeia lehnte sich nach vorne und stütze ihre Ellbogen an die Oberschenkel. Diabel schnaufte und überkreuzte ihre Beine, während sie sich zurücklehnte.

„Uria? So ist also ihr Name? Passt irgendwie," sagte sie amüsiert.

Nemeia kicherte leise los und nickte wieder mehrmals.

„Stimmt schon. Mein großer Zwilling ist nicht gerade die vorbildlichste Dame."

„Ach, sie ist sogar älter als du?", fragte Diabel und leichte Verspottung war in ihrer Stimme zu hören. Sie machte ein keuchendes Geräusch und verdrehte ihre Augen, wobei sie eine Überraschung und leichten Schock vorspielte. Nemeia seufzte leicht und lehnte ihren Kopf gegen die Hand.

„Tja, es gibt auch Experimente, die schief laufen. Ich bin übrigens Nemeia. Nett dich kennenzulernen."

„Ich bin Diabel. Gleichfalls." Sie verbeugte sich leicht aber Nemeia winkte es nur ab.

„Wir sind hier allein, also lassen wir unsere Etikette bei unseren Familien. Mir ist eher interessant – wie findest du es so hier auf dem ersten Blick?", fragte sie.

Diabel stockte kurz, bevor sie antworten konnte: „Hier ist es wirklich hell...Und warm. So gar nicht wie bei uns."

Sie versuchte ihre Stimme aufrecht zu halten, sodass kein Neid dazwischen sickern konnte. Nemeia schien auch nichts bemerkt zu haben, als sie ihren Kopf zur Seite neigte.

„Gar nicht wie bei euch?", fragte sie nach. „Wie das? Ist es sehr kalt in der Region euerer Akademie?"

Diabel nickte leicht und bemühte sich so gut sie konnte, das Wetter an ihrer Akademie in Worte zu fassen: „Bei uns auf der Akademie ist es neblig, kalt und dunkel. Wir bekommen nicht so viel Sonne ab. Und bei uns regnet und schneit es oft. Es ist Anfangs für sehr viele fast unerträglich kalt aber wir haben uns schon daran gewohnt."

Silver Heart and Grey WingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt