In Sonnenstrahlen getupft

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Er stand über die ganze Gruppe, mit einem leichten, netten Lächeln. Die Sonne schien genau über ihn und vermittelte seinen platinblonden Haaren einen heiligen Glanz, der ihn wie eine Figur aus dem Himmel erscheinen ließ. Diabel hörte die Seufzer und leise Aufschreie hinter ihr und sie selbst konnte kaum Inne halten. Der Junge war anders. Ganz bestimmt nicht normal. Die vorherigen Male merkte sie es nicht aber genau in diesem Moment und unter diesen Umständen verstand sie es. Das ältere Mädchen neben ihm hatte die gleiche Uniform an, sogar die gleiche Haarfarbe aber neben diesem Jungen war sie überhaupt nicht besonders. Die Sonne ließ ihre Haare und Haut nicht so glänzen, ihr Augen sahen nicht so lebendig und magisch aus, ihre ganze Haltung vermittelte nicht das Gefühl einer besonderen Person. Sie sah wie ein ganz normaler Mensch aus, der nicht aus der Menschenmenge herausstechen würde.

Unglaublich, war Diabels einziger Gedanke. Sie verpasste fast die Rede, die das Mädchen vor ihr sofort anfing zu halten: „Wir heißen euch herzlich willkommen an der Akademie des Heiligen Aelfraid's," sagte sie mit einem Lächeln auf den blassen Lippen. Sie schien ein wenig nervös zu sein, da ihre Finger immer an ihrem Rock zupften, der Junge aber sah ganz ruhig aus, sein Blick wanderte langsam über die Reihen der Schüler.

„Mein Name ist Emilia und der Mitschüler neben mir heißt Amarath. Wir beide werden euch heute durch die wichtigsten Plätze unserer Akademie führen und anschließend wird Amarath den Jungs ihr Haus zeigen und ich den Mädchen. Fürs Erste bitten wir euch in einer geschlossenen Gruppe mit uns zu kommen und bitte passt auf. Das Gelände ist ziemlich groß und man kann sich so leicht verlaufen, dass ihr vielleicht erst nach Wochen gefunden werdet." Sie zwinkerte ihnen spielerisch zu.

Manche Schüler kicherten bei dieser Aussage, merkten es aber in ihren Herzen. Emilia und Amarath kamen zu ihnen runter und gingen zusammen auf das Empfangsgebäude zu.

„Um in die eigentliche Akademie zu gelangen müssen wir durch dieses Gebäude durch," sagte das Mädchen, als die ganze Gruppe als erste reinging. Diabel versuchte ganz vorne zu sein und irgendwie schaffte sie es, komischerweise, fast neben Amarath her zu gehen. Der Junge bemerkte sie – noch mehr, er erkannte sie – und lächelte. Sie nickten sich gegenseitig zu, als seien sie Bekannte.

„Ich glaube, jede Akademie hat ein Empfangsgebäude. Dieses Gebäude ist bei uns aber meistens nur eine Formalität – bei solchen Veranstaltungen sitzen die meisten Professoren und der Schülerrat hier, damit man sie nicht suchen muss. Während aber die Kämpfe stattfinden, sind sie bei den Arenen."

Sie kamen durch die Türen rein und Diabel sah den hell beleuchteten Saal. Es sah alles ziemlich simpel aus. Zwei breite Treppen, jeweils von den Seiten führten im Halbkreis auf die zweite Etage, wo sich eine einzige Doppeltür befand, die aber zurzeit zugeschlossen war. Emilia deutete drauf und sagte: „Hinter dieser Tür ist ein Flur mit verschiedenen Räumen. Auf den Türen sind Platten, mit den Namen der Professoren und des Schülerrates. Hierzu gibt es nicht mehr viel zu sagen, also kommen wir mal weiter."

Unter dem Balkon befand sich vor ihnen noch eine Doppeltür, die aber auch zu war. Je näher sie kamen, desto deutlicher konnte Diabel sehen, was für Einritzungen es im Holz es waren. Und das Mädchen war erstaunt, als sie merkte, dass es Runen waren. Beschützer, Barriere, Falle und vieles mehr. Alles hochranging und schwersten Grades. Amarath sah ihren Blick und Stirnrunzeln, kommentierte es aber sogar in seinem Kopf nicht.

Währenddessen legte Emilia ihre Hand schon auf die goldenen Klinken und drückte leicht auf sie. Ohne jegliche Geräusche öffneten sich die Türen und Diabel musste ihre Augen für einen Moment zuschließen.

Egal ob drinnen oder draußen, du wirst hier ständig vom Licht attackiert. Wie gut sind die Augen dieser Schüler?

Eine imponierende Szenerie eröffnete sich vor der Gruppe. Sie alle standen in dem Moment auf der obersten Stufe einer scheinend endlos breiten Treppe und unter ihnen erstreckte sich eine ganze Stadt. Noch nie hatte Diabel sich eine Stadt innerhalb einer Akademie vorstellen können. Da gab es sogar schon keinen Platz für Neid mehr, sie musste erstmal mit dem Erstaunen zurechtkommen. Die Stadt befand sich in einer Art Tal. Nordwestlich befand sich ein relativ hoher Berg, der mit Bäumen bewachsen war und hellgrün in den Sonnenstrahlen aussah. Es war alles in ein schönes Licht eingehüllt, es sah lebendig aus. Eine attraktive Mischung aus Gold, weiß, grün und blau. Sowas konnte man sich nur gezeichnet auf einer Leinwand vorstellen. Es war das komplette Gegenteil zu dem, an was sich Diabel in den letzten Jahren gewöhnen musste. Die Gruppe ging schon runter, als Diabel noch in ihren Gedanken gefangen war. Es war zu viel auf einmal und anscheinend nicht nur für sie. Alle Schüler ihres Jahrgangs waren plötzlich still. 

Silver Heart and Grey WingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt