Die Fassade

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Als Diabel später wieder das Zimmer betrat, wurde sie von Rosewita begrüßt, die auf ihrem Bett saß und ein Speicherkristall studierte.

„Dia, wie rechtzeitig du doch gekommen bist."

Das weißhaarige Mädchen lächelte sie an und legte den Kristall weg.

„Rose, sag mir erstmal wo Ludina und Stelia sind. Ich habe sie schon den ganzen Tag lang nicht gesehen, sogar im Essenssaal waren sie nicht zu finden."

„Ach," Rosewita wedelte mit ihrer Hand. „Wir haben bald ein Test, die beiden sind heute die ganze Zeit in den Lernzimmern gewesen."

„Oh, na dann verständlich.2 Diabel nickte zur Verständnis. „Aber wieso lernst du nicht mit ihnen, du bist doch in der gleichen Klasse?", fragte Diabel und setzte sich auf ihr Bett, während sie ihre Haare mit einem Tuch abtrocknete.

„Ha, was Theorie angeht bin ich immer bereit, es ist halt die Praxis, die mir Probleme bereitet. Und wann werdet ihr eure Tests haben?"

Diabel schaute nachdenklich auf die Decke.

„In ein paar Monaten. Wir müssen erstmal mit den praktischen Tests zurechtkommen. Wie auch immer, du wolltest ja was."

„Ja, genau!" Rosewita setzte sich gerade hin und schaute Diabel an. „Ich wollte morgen mit dir zu den höheren Arenen gehen."

„Höheren Arenen? Du meinst bei den oberen Stufen?"

„Ja, bei den achten. Morgen wird sozusagen ein Duell zwischen der Schülerratsvorsitzenden und dem Schüler aus der fünften Stufe. Man sagt, er sei einer der stärksten in der Akademie. So einen Kampf muss man sehen und einen Eindruck bekommen. Ich glaube, deswegen machen sie das auch. Also, bist du dabei? Ich werde dich nach dem Unterricht vor dem Hauseingang abholen."

„Ja klar! Danke dir, Rose." Diabel nickte energisch mit dem Kopf. Wo auch immer Rose diese Information her hatte, Diabel war ihr dankbar für die Einladung. Es war eine perfekte Chance, einen richtigen Kampf zwischen zwei stärkeren Schülern zu sehen und zu beobachten, wie weit sie schon waren und wie weit sie selber kommen könnte.


Am nächsten Tag stand Diabel schon nervös vor dem Eingang des Hauses. Sie schaute aufgeregt in die Gruppen der Schüler, die sich auf dem Akademiehof verteilten und suchte nach Rosewita. Diese war aber nirgendwo zu sehen und dies machte Diabel nur noch nervöser. Sie konnte schon die ganze Nacht nicht mehr schlafen und jetzt musste sie noch länger warten, bis ihre Freundin ankommen würde. Nie hätte sie gedacht, dass sie sich so auf einen Kampf freuen würde. Es war aufregend, sich etwas vorzustellen, was vielleicht gar nicht kommen würde aber die Gedanken flossen gleichmäßig durch ihren Kopf, mal faszinierender als je zuvor, mal nicht so stark. Eins war klar, sie erwartete viel von diesem Duell.

„Diabel!"

Das Mädchen schaute hoch und sah, wie ihre hellhaarige Freundin auf sie zuging. Ihre roten Augen glänzten amüsant und sie schien sich überhaupt nicht beeilen zu wollen. Diabel verdrehte ihre Augen und ging ihr entgegen.

„Wolltest du mich noch länger in dieser Kälte warten lassen? Bin ich so ein gutes Objekt für deine Experimente?", fragte diese gespielt beleidigt.

Rosewita lachte auf und klatschte ihr auf die Schulter: „Was redest du da? Dir macht solche Kälte schon gar nichts aus, mir würde dieses Experiment eher wenig bringen. Aber tut mir leid, der Test hat länger gedauert als ich es erwartet habe. Wie auch immer, die Zeit haben wir, also komm."

Die beiden machten sich auf den Weg. Nebenbei bemerkte Diabel, dass sogar ziemlich viele Schüler aus der ersten Stufe auf zu den achten wollten und mit ihnen gingen.

Silver Heart and Grey WingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt