4.

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Polizistin's Sichtweise:

Herr Doktor Meier! Auf mich wirkt der eher wie ein riesen Arschloch. Der spielt sich auf, wie ein Dreikäsehoch.

"Herr Meier, oh Verzeihung, Herr Doktor Meier, ich glaube Sie wissen genau, wer Anna Kaan ist. "

Natürlich wusste dieser Arzt das. Er will sich nur vor der Vaterschaftspflicht drücken, das war mir klar.

"Frau..." - er schaute auf mein Namensschild - "Tanner, ich muss sie leider enttäuschen, ich kenne diese Frau nicht."

"Ich glaube Ihnen kein Wort. Sie wissen, dass sie auf einem Polizeirevier nicht lügen sollten." Mit hochgezogenen Augenbrauen warf sie mir ein vorwurfsvollen Blick zu.

„Naja ist Ihr Problem und ich schere mich ein Dreck um Sie, Herr Doktor Meier. Nun ja, Anna Kaan ist die Exfrau vor Herrn Doktor Kaan, der wie ich vermute ein Arbeitskollege von ihnen ist."

"No, ich kenne auch nicht Gott und die Welt."

Er versuchte gelassen zu wirken, jedoch merkte ich, dass er angespannt und nervös war.

"Nun, Doc, ich habe auch in Ihren Akten recherchiert und gesehen, dass sie im gleichen Krankenhaus arbeiten und Dr. Medi Kaan der beste Freund Ihrer Frau Gretchen Haase ist, oder kennen Sie die auch nicht."

"Ach Medi! Na klar kenne ich den." Lachend winkte er ab, um seine Nervosität zu überspielen.

Ich verdrehte die Augen und stellte mir vor, wie er auf seiner eigenen Schleimspur ausrutschte. Ich verkniff mir ein Lachen.

"In Ihrer Akte steht, Sie haben mehrere kurzzeitige Romanzen gehabt, besonders mit Ihren Arbeitskollegen und - ach sieh mal da - auch mit Anna."

Ich zog vorwurfsvoll die Augenbrauen hoch und blickte dem Arzt direkt in die Augen.

"Sie war eine Nutte, also hatte ich ja wohl kaum eine Romanze. Das war ein Abend, sonst nichts. Und woher wissen Sie das eigentlich alles?"

Ja ne, is klar.

"Das tut hier nichts zur Sache...Mhm, ein Abend, der drei Wochen dauerte. Sagen Sie mal, wollen Sie mich auf den Arm nehmen?"

Dieser Mann war der unsympatischste Mensch, den ich je kennen gelernt hatte! Er rutschte auf seinem Stuhl hin und her und drehte sich um. Einen kurzen Moment sah er Emily beim Spielen zu, drehte sich dann wieder zu mir.

"Frau Tanner, können Sie vielleicht mal die Vergangenheit ruhen lassen?! Die geht SIE nämlich gar nichts an! Ich bin hierher gekommen um raus zu finden, wer ihr Vater ist. Ich bin es nicht."

"Dann sind Sie hier falsch. Da müssen sie einen Vaterschaftstest machen. Ach ja, sie hat ihre Augen."

"Hat sie nicht."

Er ließ lange Pausen zwischen den Wörtern, um bedrohlicher zu klingen, doch ich hörte seinen Trotz heraus.

"Oh doch.", erwiderte ich streitlustig.

"Finden Sie einen anderen Verwandten! Ich will dieses Mädchen nicht haben! Sie wird meine Ehe zerstören." Er wurde etwas lauter, doch fing sich schnell wieder.

Nicht mein Problem, wenn der zu feige ist, es seiner Frau zu beichten.

Ich schaute auf meinen Computer und suchte in den Akten, ob Anna noch andere Verwandte hatte. Der Arzt spähte hin und wieder auf meinen Bildschirm und wirkte sehr angespannt.

"Sie haben Glück. Emily hat eine Oma in Berlin und ein Onkel in Kansas leben, jedoch haben sie kein Kontakt mehr. Herr Doktor Meier, es sieht so aus, als ob Sie das Mädchen vorerst bei sich wohnen lassen müssen, bis die Mutter wiederkommt."

Ich sah, wie in dem Mann die Wut kochte. Er sprang auf und zeigte mit seinem Zeigefinger bedrohlich auf mich.

"Das werde ich nicht! Ich werde sie in den nächsten Flieger setzten und zu ihrer verrückten Mutter fliegen."

Ich verengte meine Augen und nickte mit dem Kopf zu dem gegenüberliegenden Stuhl.

"Setzen Sie sich hin. Sie müssen sich um sie kümmern, Sie haben das Sorgerecht für die nächsten zwei Monate, bis die Mutter wiederkommt. Und nun wünsche ich Ihnen einen schönen Tag und sie wissen wo der Ausgang ist."

Ich wusste, dass ich ein wenig grob war, aber der hatte es so verdient. Er stand mit geballten Fäusten auf, drehte sich auf den Fersen um und ging mit einem stolzen Gang zu Emily hin. Zusammen verließen sie das Polizeirevier.

Marc's Sichtweise:

Scheisse. Wie soll ich das Gretchen erklären ohne das die heult?!

Ich fuhr nach Hause und war sauer. Emily neben mir merkte, dass ich keine Lust hatte nur ein Wort zu reden. Also schwieg sie.

Als ich die vertraute Strasse, in der ich wohnte, entlang fuhr, sah ich schon von weitem den Wagen meiner Mutter. Ich zog eine Grimasse, denn das letzte, worauf ich jetzt Lust hatte, war meine Mutter. Ich parkte in der Einfahrt und stieg aus. Ich hörte sie schon von weitem rufen.

"Marc Olivier!"

"Mutter, nenn mich nicht so!" Entnervt drehte ich mich zu ihr um.

"Wieso warst du heute nicht arbeiten? Ich dachte du wärst krank." Besorgt musterte sie mich.

"Sag mal schnüffelst du mir nach? Ich hatte meine Gründe."

Emily stieg aus dem Wagen uns stellte sich neben mich. Sie schaute meine Mutter neugierig an.

"Ist das meine Oma?"

Meine Mutter schaute mich mit einem Blick an, als hätte sie einen Geist gesehen. Sie strich sich über ihr Haar.

"Also für Oma bin ich noch zu jung. Marc Olivier, wer ist das?"

Ich verdrehte die Augen.

"Darf ich vorstellen? Das ist Emily, meine nicht festgestellte Tochter."

Ihr blieb der Mund offen stehen. Sie schluckte.

"Doch nicht etwa von dieser Gabi, oder?! Ich will nicht, dass die Kuh noch eine Rolle in deinem Leben spielt." Mit verschränkten Armen und einem entschlossenen Blick sah sie mir direkt in die Augen.

Ich schaute sie angewidert an. Gabi, pfui.

"Sicherlich nicht. Sie ist von... ner alten Freundin. So"- Ich schob meine Mutter mit beiden Armen in Richtung ihres Autos-" Du weißt Bescheid und kannst wieder gehen."

Ich schob die laut protestierende Frau zu ihrem Auto, machte die Fahrertür auf und drückte sie hinein. Danach nahm ich Emily an die Hand und ging mit ihr ins Haus.

Ich hatte jedoch keine Ahnung, dass Gretchen alles gesehen und gehört hatte...

Papa Marc? (doctor's diary)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt