10.

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Polizistin's Sichtweise:

Haase... Hmm... Woher kommt mir das nur so bekannt vor?

"Aber ich darf doch meinen Mann mitnehmen, oder?", fragte die sichtlich nervöse Frau mir gegenüber.

Ich wurde aus den Gedanken gerissen und nickte der Frau freundlich zu. Sie schien sehr geschockt zu sein. Aber das konnte man ihr nicht verübeln. Sie drehte sich um und verschwand in der Menge. Nach ein paar Minuten entdeckte ich sie wieder im Getümmel, wie sie einen Mann hinter sich herschliff. Ich konnte den Mann nicht erkennen, bis sie direkt vor mir stand. Ich glotzte ihn an und er glotzte genauso überrascht zurück. Dann setzte er ein arrogantes Lächeln auf und meine Laune sank auf den Tiefpunkt.

"Frau Tanner. Man sieht sich immer zwei mal im Leben."

Bei dem Lächeln musste ich innerlich würgen.

"Herr Doktor Meier. Was eine Freude. Obwohl, ich muss sagen, bei Ihnen hätte ich mich gefreut, wenn wir uns nicht mehr gesehen hätten. Lebt Emily noch? Oder haben Sie sie inzwischen umgebracht?"

Frau Haase blickte irritiert zwischen mir und ihrem Mann hin und her und der Doktor schaute mich inzwischen ziemlich unfreundlich an.

"Naja, lassen wir die Vergangenheit ruhen. Warum muss meine Frau auf Ihr Revier?"

"Nun, dass erzähle ich Ihnen auf der Fahrt. Steigen Sie doch ein."

Ich zeigte einladend auf das Polizeiauto. Das Paar stieg hinten ein und ich setzte mich an das Steuer. Ich konnte es nicht glauben, dass ich das arrogante Doktor-Arschloch wiedersehen musste. Nachdem ich los fuhr, begann ich die beiden aufzuklären.

"Nun Frau Haase, es ist nichts, worüber Sie sich Sorgen machen müssen. Wir müssen Sie nur verhören. Wo Sie waren, mit wem und so weiter."

Frau Haase wirkte nun viel entspannter. Die restliche Fahrt redeten wir gar nichts mehr. Es war eine erdrückende, peinliche Stille, die ich aber auch nicht brechen wollte. Ich sah schon von Weitem das große blaue Schild mit der Aufschrift 'Polizei'. Ich parkte, wie immer, auf meinem Stammparkplatz und stieg aus. Die beiden anderen folgten mir in das Gebäude. Ich führte sie durch den großen Eingangsbereich direkt zu meinem Schreibtisch. Einladend zeigte ich auf die Besucherstühle gegenüber von mir. Sie setzten sich und ich tat es ihnen nach.

"Nun, Frau Haase, wo waren Sie um halb zwei?"

Säuberlich legte Frau Haase ihre braune Leserhandtasche auf ihren Schoß und sah mir in die Augen.

"Nun, ich war mit meinem Mann in der Kantine, da wir eine Art Date hatten... aber das ist privates."

"Könnten sie mir bitte genaueres sagen?", bat ich bemüht freundlich.

Ihr Mann hob die Hand und holte Luft.

"Haben Sie nicht gehört? Das ist privat. Hat Sie einen Dreck zu interessieren."

Sichtlich von sich überzeugt überschlug er seine Beine und sah mir herausfordernd direkt in die Augen. Ich kannte den Doc zwar nicht richtig, aber ich hatte einen Hass entwickelt. Ich versuchte mich zu beherrschen und atmete tief ein.

"Nun Herr Doktor Meier, wenn Sie wollen, dass ich Ihrer Frau helfe, dann mischen Sie sich da nicht ein, verstanden?! Frau Haase, ich möchte Ihnen wirklich helfen, also erleichtern Sie mit bitte die Nachforschungen."

Ich sah sie flehend an. Sie nickte und schaute ihren Mann mahnend an. Ich holte mein Aufnahmegerät aus der Schublade heraus und drückte auf play.

"Ungefähr 40 Minuten vor dem Zeitpunkt des Brandes habe ich die Kantine betreten. Es war alles komplett verdunkelt und mein Liebster hatte ein Date für mich vorbereitet. An den Ecken standen viele Kollegen von mir mit Kerzen in der Hand. Nach fünf Minuten hat sich der Raum geleert und wir begannen zu essen. Gerade als wir dann die Kantine verlassen wollten, begann der Feuerarlarm und wir haben uns auf dem Parkplatz versammelt. Das war's auch schon."

"Frau Haase, ist Ihnen etwas ungewöhnliches aufgefallen? Ich meine sah einer der Kollegen von Ihnen sauer oder neidisch aus?"

Sie kratzte sich am Kopf und schaute zur Decke. Sie schien nachzudenken. Ich wartete einen Augenblick ungeduldig, bis sie mich wieder ansah.

"Nun ja, ich habe da nicht so drauf geachtet, aber ich habe meine Eltern gesehen. Sie schienen sich für mich gefreut zu haben. Ich glaube aber kaum, dass sie es waren. Hmm... aber natürlich" - sie schlug sich mit der Hand gegen den Kopf und lächelte - "eine Kollegin von mir, Frau Doktor Maria Hassmann hat mich, als ich mich setzte, neidisch angeschaut und in habe ihr zugegrinst, sodass sie mir die Zunge rausgestreckt hat. Ich weiß, das ist kein guter Hinweis, aber andere Verdächtige habe ich nicht."

"Nein, das ist kein guter Hinweis, aber ein Anfang. Nun, Herr Doktor Meier, haben Sie irgendwelche Feinde? Ach ich vergaß, Sie sind ja auf der Beliebtheits Skala im Keller, aber vielleicht gibts da jemand?"

Ich lachte und schaute den Doc provozierend an. Er lachte auch kurz, war aber von einem auf den anderen Moment ernst und schaute mich verbittert an.

"Applaus, Sie Clown, Ihre Witze sind so richtig B E S C H I S S E N."

Ich schaute ihn angewidert an, da er direkt auf mein Hemd spuckte, aber ließ mir nichts anmerken.

"Also, Sie Obersherrif, die einzigen, die ab und zu mal in unser Aufenthaltszimmer kommen sind ihre Eltern, Schwester Sabine, Frau Doktor Hassmann, Herr Knechtelsdorfer, der Pathologe Gummersbach und wir beide natürlich. Und ach, Mehdi, Mehdi Kaan. Und was meine vorigen Frauen angehen... die haben das damals genossen und mache heute keine Probleme mehr. Abgesehen von... Gabi Kragenow... die hat aber gekündigt..."

Ich stellte das Aufnahmegerät aus und legte es wieder in die Schublade.

"Vielen Dank, Doc. Jetzt müssen wir nur herausfinden wer es war. Da es Ihr Spind war, Frau Haase. gehe in davon aus, dass Sie helfen. Hmm.... ich hab da eine Idee, aber dafür müssen Sie beide Detektiv sein, bzw spielen."

Ich sah die beiden erwartungsvoll an. Frau Haase zog die Augenbrauen hoch und die Augen vom Doc leuchteten. Dann holten sie gleichzeitig Luft und antworteten beide zur selben Zeit.

"Auf keinen Fall." "Auf jeden Fall!"

Gut, der Doc hilft, aber ich muss sie noch umstimmen...

"Frau Haase, Sie haben doch schon Erfahrung. Ich hab grad gelesen, dass Sie mal Lockvogel waren."

Jetzt schaute sie mich böse an und ich hatte irgendwie das Gefühl, dass ich was falsches gesagt hatte...

"Ja, ich habe schon mal der Polizei geholfen,aber damals wurde Marc, mein Mann, angeschossen! Vergessen Sie's. Warum beauftragen Sie keinen?!"

"Haben Sie eigentlich eine Ahnung, wie teuer so ein Dedektiv ist?! Wenn Sie nicht mitspielen, mach ich's halt mit Ihrem Mann alleine."

Ich zuckte gelassen mit den Schultern und versuchte nicht zu siegessicher zu klingen, denn ich wusste, dass sie anbeißen würde.
Man sah ihr an, dass sie ihren Mann nicht allein schnüffeln lassen würde, aber andererseits schaute sie auch sehr entschlossen, wahrscheinlich, es nicht zu tun. Sie schaute an die Decke und überlegte einen Moment, der mir wie viele Stunden vorkam... Dann schaute sie mir in die Augen und es lag etwas entschlossenes in ihnen, aber war sie entschlossen zu helfen oder sich raus zu halten?

Papa Marc? (doctor's diary)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt