13.

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Emilys Sichtweise:

Ich saß auf einem kleinen Stuhl im Aufenthaltsraum meines Vaters und trank Tee. Es war Automatentee, also schmeckte er nicht gerade lecker, aber das war mir egal. Neben mir saß diese Gabi, oder wie die hieß. Sie kam mir ziehmlich arrogant & zickig rüber. Ihre Laune war auf dem Tiefpunkt und sie schaute mich böse an, obwohl ich nichts getan hatte.

"Warst du auch mal mit meinem Vater zusammen?"

Gelangweilt schaute sie rüber und nickte.

"Mhm..."

Ich lächelte sie an, aber sie schaute bewusst weg und tat so, als wäre ich Luft.

Blöde Kuh.

Trotzdem wollte ich mehr über meinem Vater erfahren.

"Erzähl mir bitte mehr von ihm & eurer Beziehung."

"War keine richtige Beziehung. Nur ficken & dann war ich wieder Luft. Dein Vater ist ein Arsch. Dann waren wir verlobt & ich wollte ihn ein Kind anhängen. Ich war wirklich schwanger, aber es war doch von so nem anderen Arsch."

Ich schluckte. Was eine Kuh! Ich wollte ihr nicht glauben. Aber sie ich beschloss die Sache nicht zu hinterfragen. Stattdessen fragte ich sie lieber über meine Mutter.

"Kanntest du meine Mutter, Anna Kaan?"

Mit einem Ruck saß sie sich aufrecht auf und schaute mich interessiert an.

"Na klar. Die war hier ne ganze Weile. Ihr Mann arbeitet hier."

Ich verschluckte mich und hustete. Völlig verdattert schaute ich der Frau gegenüber in die großen Augen.

"Wie bitte? Mann? Nein, meine Mutter hatte keinen Mann..."

Jetzt wurde mir so einiges klar.

"Warte - du kennst den Ehemann deiner Mutter nicht? Wo warst du während der Zeit?"

"Ich kenne meine Mutter erst seid einem Jahr... Sie kam nach Dortmund, wo ich 6 Jahre lang lebte, in einem Heim. Ich war ein Waisenkind, das keiner adoptieren wollte, weil ich immer traurig war & ein Einzelgänger dazu. Nachdem ich ein Jahre alt war, gab mich meine Mutter da rein und verschwand. Direkt hierher. Nun, letztes Frühjahr kam sie mich besuchen und sagte sie wäre meine Mutter... So lernte ich sie kennen."

Ich wusste, dass Gabi eine falsche Schlange war, also erzählte ich ihr nicht die ganze Wahrheit. Früher wollte ich immer wissen, wer meine Mutter war und warum sie mich verstoßen hatte, aber meine Heinleiterin sagte immer, dass sie ein Kind wie mich auch verstoßen hätte. Ich wurde oft geschlagen, für Sachen, die andere Kinder getan hatten. Ich war immer das Opfer. Es gab ein Mädchen, Susan, die ich als wahre Freundin hatte, für den Rest war ich nur Abschaum. Und zwar, weil ich anders war. Ich hatte eine ungewöhnliche Gabe: ich konnte Gedanken von denen lesen, die ich lesen wollte. Die Heimleiterin hatte mich oft zum Psychopathen geschickt, aber die Gabe blieb. Ja, meine Kindheit war der reinste Alptraum, daher war ich froh, als meine Mutter kam. Ein Jahr lang haben wir zusammen gelebt mit Lilly, meiner Halbschwester. Dann hab ich ihr meine Gabe gesagt und sie hat mich zu Papa geschickt. Sie sagte, sie würde etwas Abstand brauchen, damit sie das verdauen könne.... seitdem benutze ich die Gabe nur selten.

Nun habe ich Angst es Marc und Gretchen zu sagen.

"Hallo?! Alles okay?"

Gabi riss mich aus den Gedanken und ich blinzelte Verlegen. Dann nickte ich und sah sie an. In ihren Augen lag etwas vewundertes, aber auch verständliches.

"Kannst du mir sagen, was du denkst?"

Ich konzentrierte mich und sah ihre Stirn an:

Dumme schlampe, will nur Aufmerksamkeit. Hat sie von Marc. Was interessiert die meine Gedanken?!

"Äähm... dass es mir sehr leid tut."

Was eine Lügnerin. Ich war entsetzt und ein wenig traurig, als eine andere Ärztin herein kam. Gabi drehte sich um und sah der Ärztin hinterher. Ich wollte wissen was los war also las ich auch ihre Gedanken:

Omg, wir hatten so gut operiert! Jetzt stirbt uns noch die Mutter von dem Oberarzt weg...

Ich verschluckte mich schon wieder und hustete. Die Frau, die in die Klinik gebracht wurde war meine Oma?! Die Ärztin rannte aus den Zimmer und ich folgte ihr. Sie rannte durch eine Tür mit der Aufschrift 'OP' und die Angst war ihr ins Gesicht geschrieben. Neben der Tür war ein kleines Fenster und der Rollladen war zwar zugezogen, aber es waren Spalten zu durchschauen da. Ich schaute durch und sah meinen Vater völlig verzweifelt durch die Gegend maschieren. Schwester Sabine, mit der ich einen halben Tag verbracht hatte, kam mit einem Reanimierdings durch eine andere Tür und übergab ihn meinem Vater. Ich konnte die Verzweiflung in diesem Raum förmlich spüren.

"100!"

Marc schrie diese Zahl, wie ein Schimpfwort. Er hielt die zwei Teile vom Reanimierer (ich hatte keine Ahnung, wie das hieß) an die Brust meiner... Oma und sie wurde von einem Schlag erschüttert. Das Pulsgerät piepte immer noch dauerhaft und der Puls betrug immer noch 0.

"200!!"

Und wieder schrie Marc total laut. Ich merkte nicht, wie jemand fremdes mich an der Schulter packte und sanft von dem Fenster zog. Ich drehte mich um und sah einen Mann mit Locken an. Er hatte braune Augen, die mich liebevoll anschauten. Ich wollte wissen, ob es meine Oma geschafft hatte, aber ich war zu unkonzentriert um Gedanken zu lesen.

Mist!

Ich drückte ihr aber die Daumen und hoffte das Beste für sie. Der Arzt betrachtete mich.

"Wie heißt du und was machst du hier?"

"Mein Name ist Emily Kaan und naja.. ich hab halt geschaut.... Da rein."

Er glotzte mich mit großen Augen an und sein Mund stand leicht offen. Dann räusperte er sich.

"Soso, Emily. Dann komm mal mit. Du solltest hier nicht sein."

Er führte mich einen schmalen Gang entlang zu einem Büro. Er machte die Tür auf und führte mich hinter einen großen Schreibtisch. Ich setzte mich auf den Büro Stuhl.

"Also, Emily, weißt du, mein Name ist Mehdi Kaan und... sind wir verwandt? wer ist deine Mutter?"

Jetzt war ich diejenige die glotzte.

Mehdi Kaan.... war das der ex von Mama?

"Ääähmmmm.... meine Mutter hieß Anna Kaan..."

Den Arzt traf das wie ein Schlag. Er taumelte zur Wand und sank auf den Boden. Mit einer Hand schlug er sich gegen die schwitzige Stirn und streifte sich die Haare weg. Danach schlung er die Arme um seine Knie und wippte leicht von links nach rechts. So wie er da saß erinnerte er mich an ein kleines Mädchen, dass Zimmerverbot hatte und nicht wusste, was es tun sollte.

"Bin ich... demnach.... dein....Vater?"

Die Antwort fiel mir schwer, weil ich wusste, dass ich ihn verletzten würde. Aber ich wollte ihn nicht anlügen.

"Es tut mir leid... du bist nicht mein Vater, mein Vater ist.... er ist..  Marc Meier."

Mehdis Blick verfinsterte sich und er sprang auf und rannte aus der Tür. Ich befürchtete das schlimmste.

Papa Marc? (doctor's diary)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt