7.

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Gretchens Sichtweise:

Gretchen, seit wann bist du so kitschig geworden?

Als ich erwachte, war es schon zehn Uhr. Ich öffnete das Fenster und sah hinaus. Die Sonne schien und es versprach ein warmer Tag zu werden. Ich musste erst mittags zur Arbeit.

Langsam ging ich durchs Zimmer und öffnete die Tür. Ich duschte schnell und zog mir meinen rosanen Bademantel an. Meine Eltern waren schon arbeiten und ich ging in die Küche und machte mir einen Kaffee, als es an der Tür klingelte. Ich nahm die Tasse und öffnete die Haustür. Draußen stand Marc mit einer Rose, die den Kopf hängen ließ und im großen und ganzen ziemlich mitgenommen aussah.

"Was willst du?"

Ich versuchte cool zu bleiben. Er schaute mich mit seinem Hundeblick an, aber der wirkte schon lange nicht mehr bei mir. Nervös tappte er von einem Fuß auf den anderen.

"Sorry wegen gestern und so."

Sorry wegen gestern und so?! Das kann nicht sein ernst sein. Das kauf ich dem nicht ab.

Ich lächelte und nahm die Tür in die Hand.

"Nene Freundchen, so nicht. Eine Entschuldigung kommt aus dem Herzen und klingt ganz anders. 'Sorry wegen gestern und so' sag mal, wie hört sich das denn an?! Also für mich ist das nicht ernst gemeint. Und jetzt tschüss."

Ich schlug die Tür vor seiner Nase zu und lächelte. Das erste mal konnte ich Marc Meier widerstehen. Ich fühlte mich unglaublich stark. Marc klingelte. Und nochmal. Und nochmal. Der Ton war nervtötend, aber ich machte die Tür nicht mehr auf. Ich stellte mich ans Küchenfenster, nahm mir ein Stück Schokolade und schaute Marc zu, wie er dauerklingelte und immer verzweifelter schaute. Ich amüsierte mich. Dann gab er es auf, legte die Rose vor die Haustür und verschwand. Ich sah ihm nach und mich überwältigte ein schlechtes Gewissen. Vielleicht meinte er es doch ernst und kann sich nur nicht gefühlvoll ausdrücken? Ich seufzte und hasste mich direkt dafür, dass ich alles immer im Guten sah. Ich sah seinem Auto nach, wie es um die Ecke fuhr. Danach machte ich die Tür auf und nahm die verkümmerte Rose in die Hand. Sie war ziemlich kaputt und zerflettert.

So etwas schenkt man doch nicht seiner Angebeteten!

Ich war sehr enttäuscht von Marc. An unserer Hochzeit kam er eine halbe Stunde zu spät und begründete es damit, dass er einen 'Notfall' hatte. Wenn man Gabi-zu-Kalle fahren einen Notfall nennen konnte. Und heute bemühte er sich gar nicht darum, dass ich zu ihm zurück kam.

Drei Stunden später klingelte es wieder an der Haustür und ich machte auf. Emily, die Tochter von Marc stand vor der Tür und war völlig durchnässt, da es in Strömen regnete. Sie zitterte heftig, vor Kälte, wie ich annahm.

"Emily, oh Gott, was ist los? Du bist völlig durchnässt! Komm erstmal rein."

Ich führte das Mädchen ins Wohnzimmer und brachte ihr eine Decke.

"Willst du einen Kakao?", fragte ich mitfühlend.

Emily nickte und ich ging in die Küche, um ihr einen warmen Kakao zu machen. Danach ging ich wieder zu ihr und reichte ihr die Tasse.

"Warum bist du so nett zu mir? Ich hab dein Leben zerstört." Ungläubig starrte sie von der warmen Tasse zu mir.

Ich seufzte und legte meine Hand auf ihre Schulter.

"Nein, hast du nicht. Ich bin nur wegen Marc weg. Sag mal, hat er dich geschickt?" Prüfend musterte ich ihr Gesicht, um ihre Absichten zu lesen, doch schlau wurde ich aus ihr nicht.

"Er weiss gar nicht, dass ich hier bin.", gestand sie, während sie ausgiebig ihre Hände betrachtete, die die Tasse mit dem Prinzessinensymbol drauf umschlossen.

Papa Marc? (doctor's diary)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt