5.

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Marc's Sichtweise:

Ich muss Emily verstecken! Wenn Gretchen nach Hause kommt, bin ich am Arsch.

Ich nahm Emily an der Hand und führte sie vor die Wohnungstür. Ich flüsterte ihr etwas zu.

"Pass auf. Wenn du jetzt leise bist und mir ohne ein Geräusch folgst, kriegst du ein Eis."

Emilys Augen leuchteten und sie nickte heftig. Ich schloss die Wohnungstür auf und schlich hinein.

"Hallo Marc"

Ich fuhr zusammen und drehte mich um. In der Küchentür stand meine Frau mit verschränkten Armen. Ihr Blick war finster.

"Hallo Schatz"

Ich setzte ein künstliches Lächeln auf und schluckte so dolle, dass mein Adamsapfel sich stark bewegte.

"Wer ist das?"

Sie nickte mit dem Kopf zu Emily. Ihre Stimme war eiskalt und tonlos.

"Ach das, das ist die Tochter meines Kumpels. Ich passe heute mal auf sie auf.", versuchte ich mich verzweifelt heraus zu reden.

Was eine schlechte Lüge. Das kauft mir Haasenzahn nie ab.

"Lügner!"

"Nein, das ist mein Ernst.", beteuerte ich und nickte zur Untermalung.

Ich merkte, wie meine Hand nass vor Schweiss wurde. Mir fiel so gar keine gute Lüge ein.

"Ich geb dir noch eine Chance, mir die Wahrheit zu sagen."

"Sonst was? Gretchen, ich meine das Ernst. Nur die Tochter meines Kumpels."

Gretchen zog die Augenbrauen hoch. Sie glaubte mir kein Wort.

"Pah! Das ist auch nicht deine Tochter, oder so. Ich hab das Gespräch mit deiner Mutter gehört, als ich das Mittagessen machte."

Ich schluckte und merkte, dass meine Beziehung noch nie so in Gefahr war. Sie wusste Bescheid.

"Damals waren wir noch nicht zusammen. Das hat nichts, gar nichts mit dir zu tun."

"Marc, darum gehts grade gar nicht. Es geht darum, dass du es mir verschwiegen hast und ich habe dir eben zwei Chancen gegebenen, es mir zu sagen, aber du hast mich angelogen. Ich will, dass du ein Vaterschaftstest machst."

Ich seufzte und merkte verbittert, dass sie Recht hatte. Wie immer. Aber das konnte ich mit meiner Arroganz natürlich nicht zugeben.

"Nur weil du jetzt wieder eifersüchtig bist.", versuchte ich mich selbst zu schützen, was - wie immer - nach hinten los ging.

Gretchen machte einen Schritt auf mich zu.

"Nein, das bin ich nicht. Weißt du was, das wird mir hier zu blöd. Ich zieh hier erstmal aus, solange dir keine passende Entschuldigung einfällt."

Sie kehrte mir den Rücken zu und ging in unser Schlafzimmer. Ich folgte ihr und ließ Emily im Flur stehen.

"Gretchen, meinst du nicht, dass du ein wenig überreagierst? Wir sind seit einem Jahr verheiratet und ich weiß, es ist nicht leicht, aber willst du jetzt alles aufgeben?"

Sie holte eine große Tasche heraus und packte ihre Sachen zusammen.

"Oh, Marc Meier kann ja auch gefühlvoll sein. Ich lass mich ja nicht gleich scheiden, brauche aber Abstand."

Sie zog den Reißverschluss zu, nahm die Tasche und ging zu Emily.

"Hallo ich bin Gretchen und du?"

"Mein Name ist Emily"

"Hallo Emily. Wer ist denn deine Mama?"

"Anna. Anna Kaan."

Ich sah um die Ecke und hörte sie flüstern.

"Boah Marc eyy. Wie kannst du nur?!"

Danach verließ sie die Wohnung, ohne ein weiteres Wort.

Ich starrte ihr hinterher. Eine ganze Weile blickte ich wie versteinert auf sie zu gefallene Haustür, bis ich erst begriff, was gerade geschehen war. Danach holte ich mir ein Bier, denn ich wusste einfach nicht, wie ich die Situation an einem Tag kompensieren sollte. Mein gesamtes Leben ist in nur acht Stunden zu Bruch gegangen. Ich fletzte mich verwirrt, ein bisschen verletzt und vor allem wütend auf die Couch und nippte verbittert an dem Bier.

Die kommt eh wieder von alleine zurück. So verrückt wie die nach mir ist. Ich muss nur warten.

Einige Stunden vergangen und auf einmal stand Emily in der Wohnzimmertür.

"Papa?"

Sie schaute mich ängstlich an.

"NENN MICH NICHT SO!", schrie ich und ließ all die Wut in mir raus.

Tränen rannen dem Mädchen die Backen herunter, doch ich hatte gerade kein Mitgefühl mehr übrig.

"Es tut mir leid wegen Gretchen. Sie war die perfekte Frau für dich. Aber was kann ich denn dafür, dass du mein Vater bist. Das war nicht meine Entscheidung. Bitte lass deine Wut nicht an mir aus."

Sie hatte recht. Wie Gretchen. Eins musste ich der Achtjährigen lassen: für ihr alter war sie zwar frech, aber auch vernünftig.

"Ich bin müde. Wo darf ich schlafen?" Schüchtern spielte sie mit dem Saum ihrer Strickjacke.

Ich nahm einen großem Schluck aus der Bierflasche, stand auf und zeigte auf das Sofa.

Emily legte sich hin und schlief sofort ein.

Ich beschloss noch eine Runde spazieren zu gehen. Als ich aus dem Haus trat, kam von der linken Seite ein Fahrradfahrer und fuhr gegen mein Bein.

"Sag mal kannst du nicht aufpassen?!"

Ich fuhr den Mann mit bitterböser Stimme an und hätte ihm um ein Haar eine rein gehauen. Blödmann. Dieser machte sich klein, entschuldigte sich und fuhr weiter. Ich hielt mir mein Bein, das sehr schmerzte, aber versuchte den Schmerz zu unterdrücken. In der Nähe war ein kleiner Park und ich setzte mich auf eine Holzbank. Es war inzwischen dunkel und sternenklar. Ich sah noch ein paar Stunden in die Sterne und fragte mich, was Gretchen jetzt wohl machte.

Die sitzt wahrscheinlich auf der Couch und heult sich bei ihrer Mutter aus.

Ich spürte ein Gefühl, dass ich noch nie verspürte und es war sehr stark. Ich spürte Sehnsucht nach Gretchen. Es zerriss mir meine Seele und tat weh. Dieses Gefühl verwirrt mich nur noch mehr.

Warum passiert das immer mir? Ich war vielleicht früher der begehrteste Junge an der Schule und der hübscheste - aber das Leben will sich rächen, für das, was ich Gretchen damals angetan hab. Pah! Am Ende krieg ich noch Liebeskummer. was ist aus dem coolen Marc geworden?!

Papa Marc? (doctor's diary)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt