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In meiner Freistunde entschließe ich mich dazu in die Bibliothek zu gehen. Ich öffne die Tür und spüre sofort blauen Augen auf mir ruhen, Jeanine. Ich erkenne sie sofort und zwinkere ihr zu. Schnell verschwinde ich hinter einem Bücherregal in der hintersten Ecke. Kurz darauf steht Jeanine neben mir. "Verfolgen Sie mich etwa Miss Callahan?", gespielt ernst sieht sie mich an. "Sind Sie nicht die jenige, die mir hier hin gefolgt ist, oder saßen sie nicht vorhin am anderen Ende der Bibiliothek?", erwidere ich siegessicher und grinse leicht. "Und jetzt werden Sie auch noch frech", erschüttert sieht sie mich an. Dann greift sie an meine Jacke, zieht mich nah an sich und flüstert in mein Ohr:"Das verlangt nach einer Bestrafung." Sie beißt in mein Ohrläppchen und küsst meinen Hals entlang bis zu meinen Lippen. Leidenschaftlich küsst sie mich und ich lege meine Arme um sie.

Jeanine holt ein kleines Kästchen aus ihrer Jackentasche und öffnet es. Eine silberne Kette mit einem Anhänger, der sich öffnen lässt, liegt darin. Sie nimmt die Kette aus dem Kästchen. "Dreh dich um", befiehlt sie, jedoch ist ihre Stimme weich und einfühlsam. "Jeanine, ich kann dein wundervolles Geschenk nicht annehmen, das muss viel zu teuer gewesen sein", stottere ich überwältigt vor mich hin. "Gewöhn dich besser daran Cathy", sie zwinkert mir zu. Ich drehe den Anhänger zwischen meinen Fingern. "Danke Jeanine", gebe ich endlich nach. "Sei meine Freundin Cathy", bittet sie mich und ich sehe in ihre blauen Augen, die mich schon in der ersten Sekunde gefesselt haben. "Ja", hauche ich gegen ihre Lippen.

Es ist schon spät, als ich am nächsten Tag vor ihrer Tür stehe. Betrübt öffnet Jeanine die Tür und sieht mich traurig an. Sie geht einen Schritt zur Seite und ich gehe an ihr vorbei in die Wohnung. "Jeanine ist etwas passiert, du siehst so traurig aus?" Sie nimmt meine Hand und zieht mich ins Wohnzimmer. Ich setze mich auf die Couch. "Cathy ich kann es dir leider nicht sagen, bitte versteh das", sie starrt auf ihre Hände und ihre Stimme zittert. Auch wenn es mich zerreißt sie so zu sehen nicke ich. "Natürlich verstehe ich das", lüge ich.

"Jeanine?" "Hmm?" "Auch wenn du das jetzt total kitschig finden wirst. Ich habe früher immer davon geträumt, die Person die ich liebe meinen Eltern vorzustellen", erzähle ich verträumt und denke an meine Kindheit bei den Altruan. "Das ist überhaupt nicht kitschig, Cathy. Es ist normal, doch du weißt ja 'Fraktion vor Blut'." Jeanine streicht mir durch die Haare und ab und zu dreht sie eine Strähne zwischen ihren Fingern. "Das weiß ich", gebe ich niedergeschlagen zurück. Wie gerne würde ich noch einmal meine Eltern sehen und sie in die Arme schließen. Was sie wohl zu Jeanine sagen würden, frage ich mich schon länger. Immerhin ist Jeanine so alt wie meine Tante und somit 10 Jahre älter als meine Eltern. "Und es ist nicht so als würde ich deine Eltern nicht kennenlernen wollen", versucht mich Jeanine aufzumuntern.

"Ich würde sie gerne noch einmal wiedersehen, auch wenn ich weiß, dass ich es eigentlich nicht sollte." Wir liegen bereits im Bett und ich drehe mich um und versuche Jeanines Gesicht in der Dunkelheit auszumachen. "Das geht vorüber Cathy", redet Jeanine beruhigend auf mich ein. Ich nicke, auch wenn ich weiß, dass sie es vermutlich nicht gesehen hat und versuche sie zu küssen, doch meine Lippen treffen ihr Auge. Zu erst bricht Jeanine in schallendes Gelächter aus, dem ich mich nach kurzer Zeit anschließe. "Schlaf gut Cathy." Sie legt eine Hand auf meine Hüfte und rückt ein Stück an mich heran. Ans schlafen kann ich jedoch noch nicht denken, denn die ganze Nacht kreisen Bilder von mir und meinen Eltern durch meine Gedanken.

Auch nach mehreren Wochen kann ich nicht aufhören an meine Eltern zu denken und frage mich jetzt, warum mir der Abschied damals so leicht gefallen war. Hatte ich damals alles durch das viele lernen verdrängt?

"Du bist schon den ganzen Tag in deinen Gedanken versunken." Jeanines Stimme holt mich aus meinen Gedanken und ich gucke kurz zusammen. "Hey ist schon Ok, an dem Tag vor meiner Abschlussprüfung war ich auch nervös", versucht sie mich zu beruhigen. "Das kann ich mir gar nicht vorstellen", gebe ich sichtlich verwundert zurück, was Jeanine zum Lachen bringt. "Und was hat dir geholfen?" "Entspannung", haucht sie mit tiefer Stimme in mein Ohr, worauf sich sofort eine Gänsehaut auf meinem Körper ausbreitet.

Die Bestimmung DiverseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt