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Jeder meiner Schritte ist laut durch den Kies, welcher den Weg zu meinem Wohnhaus bedeckt. Es ist noch fünf Uhr in der früh und die Straßen sind fast menschenleer, nur hier und da fahren einige Autos an mir vorbei und gelegentlich weiche ich erschöpften Ken aus. Nach wenigen Minuten sehe ich das Hauptgebäude, doch mein Weg führt rechts daran vorbei, zum Campus.

Zwei Treppen muss ich hinaufgehen und schon ist die Bibliothek mit allen Büchern, die es in der Stadt gibt, direkt vor mir. Als ich die Bibliothek betrete, gehe ich ohne Umwege zu den Regalen und nehme die Bücher heraus, die ich benötige. Ich gehe zu meinem lieblings Tisch am Fenster und lege die Bücher, auf einem Stapel, vor mich hin.

Seit fast einer halben Stunde bin ich in eines der Bücher vertieft, als ich laute und gleichmäßige Schritte vernehme. Erst schaue ich nicht auf, aber als sich jemand auf den Platz gegen über von mir setzt, werde ich von meiner Neugier überrannt. Eine Frau mit kinnlangen blonden Haaren sitzt mir gegenüber. Mehr kann ich nicht erkennen, da die blonden Haaren ihr Gesicht verdecken.

Sie scheint meinem Blick bemerkt zu haben, denn nun hebt auch sie ihren Kopf. Sofort senke ich meinen Kopf wieder, denn nur ein Blick reicht um sie zu erkennen. Vor mir sitzt Jeanine Matthews.

"Ist alles in Ordnung?" Ihre emotionslose Stimme durchschneidet die Stille des Raumes. Eine Gänsehaut breitet sich auf meinem ganzen Körper aus. Langsam hebe ich den Kopf und sehe, dass ihre Lippen ein amüsiertes Lächeln andeuten. Meine Gänsehaut ist durch mein dunkelblaues ärmelloses Kleid, auch für sie gut sichtbar. "Es tut mir leid Miss Matthews, doch normalerweise bin ich um diese Zeit alleine hier und ich war bloß neugierig wer mir gegenüber sitzt." Ihr Blick verunsichert mich und meine Stimme zittert.

Eine Weile sieht sie mich nur an und erwiedert nichts, weshalb ich mich wieder meinem Buch zuwende. "Darf ich fragen, was Sie schon so früh hier machen?" Ihre Stimme reißt mich von meinem Buch los und dieses mal klingt sie nicht mehr ganz so kalt. "Ich schreibe in vier Monaten meine Abschlussprüfungen und ich möchte auf alles vorbereitet sein. Und warum soll ich nicht nur die Zeit am Nachmittag nutzen?" Ängstlich über ihre Reaktion starre ich sie an. "Sie sollten nicht zu viel arbeiten", ich beiße mir auf die Lippe, denn an ihrem Blick und ihrer Stimme merke ich das sie es ernst meint. "Aber ich bewundere ihre Einstellung, weshalb ich Sie beim lernen unterstützen möchte. Entspannen Sie sich etwas vor dem Unterricht und kommen Sie dann nach Ihrem Unterricht in mein Büro." Erstaunt sehe ich sie mit weit aufgerissenen Augen an. "Danke Miss Matthews, das weiß ich wirklich zu schätzen." Ich bin überglücklich und stehe auf um meine Bücher wegzuräumen. "Lassen Sie ihre Bücher ruhig liegen, ich werde sie für Sie weglegen." Als ich etwas erwiedern will, sagt mir ihr Blick, dass ich dies lieber lassen sollte. "Danke Miss Matthews. Ich Habe mich noch garnicht vorgestellt, ich bin..." "...Cathy Callahan. Ich weiß bereits über Sie bescheid." Erstaunt und verdutzt sehe ich sie an, dann verlasse ich langsam die Bibiliothek und mache ich mich auf den Weg zur Cafeteria.

Die letzte Unterrichtsstunde bricht an und ich sitze in der vordersten Reihe. Meine Bücher liegen geordnet auf meinem Tisch und ich höre dem Lehrer gespannt zu. Erst mache ich mir Notizen, doch plötzlich erwische ich mich wie ich erst ihre Gesichtsform, dann ihre Augen, ihre Nase und zum Schluss auch ihren Mund skizziere. Erstaunt starre ich auf mein Blatt und schlage sofort den Block zu. Die Stunde vergeht quälend langsam und auch der Unterricht ist nicht mehr so interessant wie zuvor. Grau blaue Augen übernehmen die Macht über meine Gedanken. Ich kann doch nicht wirklich Gefühle für Jeanine Matthews entwickelt haben. Zwar ist sie nicht die erste Frau, die meine Gedanken beherrscht, aber niemals hätte ich gedacht, dass es einmal sie sein würde.

Der Weg zu Jeanine Matthews Büro scheint sich unendlich weit zu ziehen und als ich es endlich erreicht habe klopfe ich zaghaft an die Tür. "Herrein", die emotionslose Stimme dringt durch die getönte Glastür. Vorsichtig öffne ich die Tür ihres Büros und sehe sie in einem Sessel sitzen, der ihr gegenüber stehende ist frei. Auf einem Glastisch liegen einige Bücher. "Setzten Sie sich Miss Callahan." Sie deutet auf den anderen Sessel, in welchen ich mich setze. "Miss Matthews ich möchte mich noch einmal bei Ihnen für diese Möglichket bedanken."

"Es ist mir eine Freude, die fleißigsten und begabtesten Ken zu fördern." Sie nimmt eines der Bücher von Stapel und hält es mir hin. "Dieses Buch haben Sie bereits gelesen", es klingt nicht wie eine Frage sondern eher wie eine Feststellung. "Ja ich habe dieses Buch bereits gelesen", ich sehe mir auch die anderen Bücher auf dem Stapel an, "sowie alle anderen Bücher, die auf dem Tisch liegen." "Ich möchte, dass Sie diese Bücher zusammenfassen." Anmutig steht sie auf und geht zu ihrem Schreibtisch. Gezielt öffnet sie eine der Schubladen, nimmt einige Blätter und Stifte heraus und kommt dann wieder zu mir um sie mir zu reichen. Zögernd nehme ich sie an und nehme das erste Buch in die Hand. Es ist ein Buch über verschiedene Algorithmen.

Ich erinnere mich noch an die wichtigsten Details aus den Büchern und bin nach einigen Stunden fertig. Draußen ist es bereits dunkel und mir fallen immer wieder die Augen zu. Ich stütze mich mit dem Arm auf dem Tisch ab und stütze meinen Kopf auf meine Hand. Langsam schließe ich die Augen und schlafe schließlich ein.

Die Bestimmung DiverseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt