[19] Schreie

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Victoria's P.o.V.:  

3 Monate später

Summend spazierte ich wiedereinmal durch den Wald, in dem sie mich vor ungefähr drei Monate gefunden hatten. Seit dem war ich eigentlich ganz gut in das Rudel hinein gewachsen. Ich hatte Freunde, einen geregelten Tagesablauf, eine Schlafunterkunft und was man sonst noch so braucht. Aber eines fehlte mir. Und zwar so sehr. Taylor. Wie oft saß ich Abends vor meinem Handy und las mir die langen Nachrichten durch, die sie mir beinahe täglich schrieb. Wie gerne würde ich sie manchmal einfach anrufen, zu ihr fahren oder ihr zumindest auf die Nachrichten antworten. Aber mir war klar geworden, das es nichts bringen würde. Ich wollte sie nicht in dieses verkorkste Leben mit hinein ziehen. Auch wenn ich mich nun ziemlich gut unter Kontrolle hatte - auch an Vollmond. 

Der erste der sich umdrehte, als ich den Rest der Gruppe erreicht hatte, die mitten im Wald vor einem Gebäude herum lungerten, war Kyle. Lächelnd lief er auf mich zu, schloss mich in seinen Arm und drückte mir einen Kuss auf die Lippen, den ich glücklich erwiderte. Kyle, ist es damals gewesen, der mich als Werwolf betitelt hat und dann alle anderen des Rudels überredet hat, dass ich aufgenommen werde. Dafür danke ich ihm bis heute noch. Es war einfach das beste was mir hätte passieren können. Er war der beste der mir hätte passieren können.

Lächelnd begrüßte ich nun auch die anderen Personen, die bei der Gruppe standen. "Hast du etwas entdeckt" fragte einer der Werwölfe ich. Kopfschüttelnd antwortete ich "Nein, ich habe keine Jäger oder andere Wesen gesehen". "Gut" erwiderte eine Frau mit dunklen Haaren, die gerade aus der Tür des Hauses trat. "Ihr zwei" sie deutete auf mich und Kyle "Ihr werdet Einkaufen. Das Auto steht bereit, ihr könnt also schon los fahren". "Okay, Peyton. Victoria, lass uns fahren" Kyle griff nach meiner Hand und zog mich hinter sich her zu einem kleinen Wagen. Wir stiegen ein, er setzte sich hinter das Steuer und ich mich neben ihn.

Die Fahrt über schwiegen wir beide, mein Blick war auf die Landschaft gerichtet und ich dachte darüber nach was in den letzten Wochen passiert war. Wie ich gelernt habe die Kontrolle zu behalten, wie ich richtig Kämpfe und was es heißt ein Werwolf zu sein. Auch wenn es nicht immer unbedingt einfach war, hat es mich getragen. Es hat mich reifen lassen, mich stärker gemacht. Auch wenn ich alles in allem gut darauf hätte verzichten können. 

Als wir anhielten zog ich mir eine schwarze Lederjacke über mein weißes Top, welches von einem ACDC print an der Vorderseite geziert wurde und stieg aus dem  Auto. Hand in Hand betraten Kyle und ich den Laden „Du kümmerst dich um das essen, okay? Ich werde den restlichen Scheiß besorgen". Nickend bestätigte ich seine Aussage und drückte ihm einen Kuss auf den Mund, bevor sich unsere Wege trennten und ich in die Essensabteilung einbog. Zielstrebig ging ich auf die Kühltruhe zu und schnappte mir rohes Fleisch. Viel rohes Fleisch. Die müssten mittlerweile echt denken, wir wären alle bescheuert - so viel Fleisch wie wir immer wieder aufs neue Kaufen. 

Auch die anderen Sachen hatte ich schnell beisammen. Mit einer schweren Tasche auf dem Rücken - ich nehme zumindest an sie ist schwer, denn sie ist sehr voll, doch seit ich ein Werwolf war, war alles leichter - machte ich mich auf den Weg zu Kyle. Dieser befand sich gerade vor einem Zeitschriften Regal und stöberte sich durch jede einzelne durch, bevor er sich für eine Entschied und sie in seine Tasche packte. „Na, bist du auch soweit?" fragte ich ihn grinsend. Mit einem Lächeln in seinem wunderhübschen Gesicht bejahte er dies und so trotteten wir zu Kasse.

Nachdem wir bezahlt und den Wagen beladen hatten fuhren wir zurück, auch dieser Weg verlief wieder schweigsam, was ich sehr Schätzte. Kyle hakte nicht nach meiner Vergangenheit, er sah mich so wie ich im hier und jetzt war und er verstand mich auch ohne viele Worte. Kurz bevor wir ankamen brach ich die Stille "Du, Kyle darf ich dich etwas fragen?". "Natürlich, darfst du mich fragen. Ich bin offen für alles" lachend wich sein Blick zu mir hinüber. "Was würdest du an meiner Stelle tun? Ich meine was meine Schwester angeht. Ich muss ständig an sie denke" resigniert starrte ich auf meine Fingernägel, die von einem matten Schwarz geziert waren.

"Naja" antwortete er, während er den Wagen parkte "Du weißt, das ich vor meiner Familie und meinen Freunden geflohen bin, um sie zu schützen. Also was glaubst du was ich darüber wohl denke". Er legte seine Finger unter mein Kinn um meine Augen auf seine zu richten. Lächelnd kam ich ihm immer näher, doch kurz bevor meine Lippen sich auf die seine legten erfüllte ein dumpfer Schrei den Wald.  Wir beide schreckten hoch und sprangen aus dem Wagen. "War das..." meine Stimme zitterte vor Aufregung. Kyle nickte "das war Peyton". 

"Fuck" fluchend liefen wir gemeinsam in die Richtung aus der wir den Schrei wahr genommen hatten. Trotz allem versuchten wir uns möglichst geräuschlos fortzubewegen, damit wir keine Aufmerksamkeit auf uns zogen. Immer wieder versuchte ich einen Blick auf das Geschehen zu erhaschen, aber es war schier unmöglich denn immer besiegte die Angst davor entdeckt zu werden meine Neugier. 

Tiefe Stimmen ertönten, wobei mir eine irgendwo her bekannt vorkam nur wusste ich nicht woher "Hast du noch welche von diesen Drecksviechern gesehen?". "Nein, aber wir sollten trotzdem nochmal nach sehen. Man weiß ja nie" ich konnte förmlich den ekel in seiner Stimme hören und am liebsten wäre ich zu ihm gerannt und hätte dem Kerl eine gescheuert, dafür war meine Selbstbeherrschung dann aber doch zu groß.

Auf einmal kam Kyle aus seiner Deckung, doch bevor die Männer sich zu ihm drehen konnten lief auch ich aus meinem Versteck hinaus - sie würden mir Kyle nicht so einfach weg nehmen können. Schockiert bemerkte ich die Person der ich nun ein paar Meter entfernt gegenüber stand "Luther?!".

Sein Kopf schnellte zu mir und er sah mich Verwirrt an "Was? Victoria? Was machst du hier?". Ich antwortete ihm nicht denn meine Kinnlade war herunter geklappt und meine Augen huschten zwischen Kyle und Luther hin und her "Bitte, bitte tue ihm nichts, Luther!". Durch einen Schlag auf meinen Kopf wurde meine Sicht dunkel und ich sank zu Boden.  

W&W // Die2NightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt