[27] Innere Dämonen

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Victoria's P.o.V.:    

Nachdem meine Schwester mich auf Kyle angesprochen hatte lief mir ein kalter Schauer über meinen Rücken. Es war eine dumme frage, wie sollte es einem schon gehen, wenn jemand den man geliebt hat vor deinen Augen eiskalt ermordet wird? Ich bedankte mich für das essen und wünschte allen eine gute Nacht, bevor ich mich in meineZimmer begab. Plötzlich fing mein Herz an stärker zu schlagen und mein Körper zitterte leicht. Schmerzen durch fuhren mich und ich lehnte mich verzweifelt an die Wand meines Zimmers, nach dem ich es betreten hatte. 

Nein, nein, nein! Ich dürfte mich jetzt nicht verwandeln. War es tatsächlich schon Vollmond? Ich lies mich hinunter rutschen und betrachtete verwundert den kleinen Raum um mich ab zu lenken. Er sah freundlicher, einladender aus. Taylor schien ihn dekoriert zu haben. Ein kleines lächeln huschte über mein Gesicht verschwand aber direkt wieder als eine neue Schmerzwelle mich erfüllte. Ich biss mir auf meine Lippe um mich besser konzentrieren zu können und hörte  wie sich jemand meinem Zimmer näherte. Schnell stand ich auf und drehte mich um. Innerlich war mir bewusst das ich es nicht verstecken könnte, aber ich hoffte es das meine Werwolf seite noch nicht übernommen hatte.

Die Tür öffnete sich und Dean trat ein „Victoria? Es tut mir leid wegen Kyle und auch meinem Bruder, aber Taylor sagte du bist stark, du schaffst das also. Und ich, ich bin auch für dich da" sagte er etwas zögerlich. Ich versuchte ruhiger zu Atmen, mich unter kontrolle zu bringen, aber es gelang mir nicht. Dean lief weiter auf mich zu „Ist alles okay bei dir?". Ich streckte meine Hand, an der sich mittlerweile krallen anstelle von fingernägeln beganden, nach ihm aus um ihm anzudeuten das er zurück bleiben sollte „Bitte, lass mich in Ruhe". „Hey, was ist den los?" fragte er und legte eine Hand auf meine Schulter. 

Ruckartig drehte ich mich um und schlug mit meiner Hand seine weg. Leider bohrte ich ihm dabei mit meinen Krallen in seinen Arm und dickflüssiges Blut tropfte auf den Boden. Meine Augen weiteten sich als ich das Blut sah und seinen schmerzerfüllten schrei hörte. Ich stolperte einige schritte zurück „Es tut mir leid!". Die Tür öffnete sich und Sam kam herein gestürzt. Er betrachtete die Wunde seines Bruders und wollte ihm helfen die Blutung zu stoppen, da fiel sein Blick auf mich.

Sein Gesicht verfinsterte sich „Ich habe dir doch gesagt, dass sie eine Gefahr darstellt! Sie muss gehen". Mein Kopf pulsierte, alles fing sich an zu drehen und ich verlor die Kontrolle über meinen Körper. Der metallische Geruch von Blut stieg in meine Nase und ich realisierte das ich seit ewigkeiten schon kein Tierherz mehr zu mir genommen hatte. Mein Magen fing an zu knurren und irgendein Schalter in meinem Kopf legte sich um. Zwar dachte ich mir noch immer das ich niemanden angreife wollte, aber der Gedanke wurde schnell durch meine Wolfsseite verdrängt. 

Ohne es zu wollen machte ich ein paar Schritte auf die Brüder zu, doch ich stoppte als sich auf einmal die Tür zu dem kleinen Zimmer öffnete und Taylor im Rahmen stand. Geschockt sah sie mich und die beiden Männer an, aber sie fasste sich ziemlich schnell wieder. "Bewegt euch nicht" sagte sie zu den beiden und ging mit ruhigen, langsamen Schritten auf mich zu. Besänftigend redete sie auf mich ein. Sie wirkte entspannt, ruhig und das half mir "Vicky beruhige dich, ich bin hier nur für dich".

Mein Herz beruhigte sich mehr oder weniger und fing an wieder in einem relativ normalen Tempo zu schlagen. Ich schien auch langsam die Kontrolle über meinen Körper zu erlangen und mein Kopf machte Platz für meine richtigen Gedanken. Ich zwinkerte ein paar mal und meine Sicht fing an sich wieder zu verschärfen. Ich lies meinen Blick durch den Raum schweifen und verzog mein Gesicht, als ich sah, dass Dean blutete. Ich wich ein paar Schritte zurück und stieß mit meinem Fuß gegen das Holzbett. Aber ich bemerkte es kaum, denn ich hatte meinen Blick auf meine Schwester gerichtet, war den Tränen nahe und dachte nach. 

Zitternd stand ich dort und meine Schwester kam selbstsicher auf mich zu „Vicky? Ist alles okay?". Mein Blick richtete sich gen Boden ich konnte keinen klaren Gedanken fassen, weshalb ich ihr nicht antwortete und weiter den kalten, grauen Boden betrachtete. Sanft legte sie ihre Hand auf meinen Arm und zog mich in eine innige Umarmung „Alles ist gut. Es ist nicht deine Schuld, dass wissen wir alle". Ich lies meinen Tränen freien lauf und öffnete meine Augen wieder. Meine Schwester deutete hinter ihrem Rücken mit der Hand an, dass die Männer gehen sollten und sie taten es auch. 

Nachdem die Tür sich geschlossen hatte erwiderte ich ihre Umarmung. Nach einiger Zeit lies ich sie los und wir setzten uns auf das Bett. Wir schwiegen ewig bis ich die Stille brach, meine Stimme war noch immer weinerlich und rau „Ich kann da sehr wohl etwas für. Ich hatte mich in den letzten paar Monaten immer unter kontrolle, es ist nie etwas schlimmes vorgefallen, glaub mir. Aber momentan ist einfach alles so viel. Und ich weiß das ich es eigentlich kann. Ich habe eigentlich die Kontrolle über mich und trotzdem verletze ich Menschen. Ich will das nicht. Aber ich bin nicht stark genug". 

Meine Schwester sah mich wehleidig an „Vicky, du bist schon immer eine Kämpferin! Du bist Stark! Ich bin nur wie ich bin wegen dir, du warst immer die starke von uns! Du hast immer alles für uns - für mich - gemacht. Also sag nicht das du Schwach bist, dass ist genau so unlogisch wie Schnee immer Sommer! Schau dir an was in den letzen Monaten passiert ist. Du hast soviele Schicksalschläge bekommen und jetzt sagst du, du bist nicht Stark genug? Nein! Wenn einer Stark ist dann du und gib nicht auf, wenn der weg fast geschafft ist! Die beiden werden dich verstehen, ich kenne die Brüder! Und du wirst hier ohne Probleme leben können und ich bin immer - immer - für dich da, verstanden". 

Ich sah nach dieser Rede meiner Schwester in ihre grün, braunen Augen welche wie sonst auch immer so wunderschön funkelten. Ein kleines Lächeln huschte über mein Gesicht, denn mir wurde klar, dass meine Schwester es ernst meinte und ich wohlmöglich doch fähig dazu war ein Leben mit ihr zu leben, ohne das ich gefährlich für sie wäre.

W&W // Die2NightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt