[9] Zwickmühle

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Victoria PoV:

Ich öffne meine Augen wieder, um mich herum ist alles dunkel. Mein Schädel brummt und fühlt sich so an als würde er gleich explodieren. Mein ganzer Körper zittert vor Anspannung und als ich versuche mich aufzusetzen geben meine Beine direkt nach. Schmerzerfüllt lass ich mich wieder an der Wand runter rutschen und lande in irgendeiner Flüssigkeit die den Boden leicht benetzt. Angeekelt versuche ich zu erkennen was dort auf dem Boden liegt, kann es aber trotz großer Anstrengung nicht definieren. Verdammte Scheiße. Erst jetzt realisiere ich das ich entführt wurde. Aus Panik versuche ich wiedermal aufzustehen und falle direkt wieder hin "Aua". Ich führe meine Hand zu meinen beiden Beinen. Wobei es sich so anfühlte als ob sie zertrümert oder gebroche sind. "Scheiße, Scheiße, Scheiße!" ich lehnte meinen Kopf gegen die kalte, raue Wand als mir plötzlich eine Idee kam. Mein Handy! Schnell griff ich in meine Hosentasche, aber mein Handy war natürlich nicht da. War ja klar. Ich kuschelte mich tief in die Jacke von Dean ein und fing an meinen Tränen freien lauf zu lassen.

So saß ich nun einige Zeit da, als ich auf einmal Geräusche hörte. Es waren eindeutig Menschliche Stimmen und fürs erste bekam ich Hoffnung. Schließlich dachte ich das sie mir vielleicht helfen könnten, aber kurz bevor ich nach Hilfe schreien wollte kam mir in den Sinn das das auch meine Entführer sein könnten. Und leider bestätigte sich mein letzer Verdacht als sich auf einmal die Tür öffnete und der Raum in dem ich saß mit Licht durchflutet wurde. Ich presste meine Augen zusammen um nicht wegen des Lichtes zu erblinden. Zwei Männer standen im Eingang der Tür und starrten mich griesgrämig an. Ängstlich und verwirrt sah ich zwischen den beiden hin und her. Einer von ihnen setzte sich in Bewegung und reichte mir seine Hand. Wollte er mir etwa hoch helfen? Ich nahm seine Hand entgegen und er zog mich tatsächlich hoch. Nur leider etwas stärker als gedacht. Es schien als wollte er mir meinen Arm abreisen, so stark hat er gezogen. Aber zumindest stand ich für einen kurzen Moment, bevor meine Beine wieder nachgaben. Genervt warf mich der Mann über seine Schulter, wobei ich bemerkte das der Boden voll von Blut war.

Noch mehr Panik machte sich in mir breit und ich wäre am liebsten schreiend davon gelaufen, das würde mir wahrscheinlich nur nicht gelingen weshalb ich es sein lies. Zumindest fürs erste. "Lassen sie mich runter, bitte" flehte ich den fremden Mann an. Doch dieser fing nur an mich bedrohlich anzuknurren "Halts Maul, Schlampe". Ich lies meinen Kopf sinken. Ich werde hier auf jeden Fall sterben. Alleine. Und das schlimmste ist das ich Taylor im Streit verlassen habe. Gott, wir enden genau wie unsere Eltern. Ich fing an aufzuschluchzen, woraufhin ein zweiter Mann mich an meinem Kinn zu sich zog "Hast du meinen Kumpel nicht verstanden? Halt deine Fresse, Rotschopf". Er lies meinen Kopf langsam wieder sinken und strich mir durch eine langen Haare. Ich schloss meine Augen und biss mir auf die Zunge. Mit einem leichten nicken versuchte ich zu Signalisieren, das ich ab jetzt leise sein würde. Die beiden Männer fingen an zu Lachen und sich dann über merkwürdige Dinge zu Unterhalten. Ich hingegen musste daran Denken wie Taylor und ich damals unsere Eltern aufgefunden haben.

Ich konnte förmlich riechen wie es damals gerochen hat. Nach Blut. Nach Gewalt. Nach Verwesung. Nach Tod. Ich konnte auch den Wind spüren, der damals durch das ganze Haus gefegt hat. Und diese Angst und trauer die damals in mir aufgestiegen ist als ich meine Eltern, kaum noch erkennbar auf dem Boden liegen sah. Es klebte so viel Blut auf den Boden und auf meinen Händen. Damals dachte ich das dass nicht die Wahrheit wäre. Das ich es mir nur einbildete. Das sie noch leben würden. Doch irgendwie war mir schon damals klar das ich sie nie wieder sehen würde. Das sie weg waren. Und mir war klar, dass das Wesen, diese Monster - welches ich damals bei den Leichen meiner Eltern gesehen habe. Das es auch keine Einbildung war. Es war pure Realität und zum ersten mal seit langen musste ich wieder daran denken. Daran was der Welt in dieser beschissenen Nacht genommen wurde. 

Ich schlug meine Augen erst wieder auf, als ich gewaltsam auf den Boden geschleudert wurde. Am liebsten hätte ich aufschreien wollen, als ich auf dem harten Boden aufschlug. Aber aus Angst lies ich es. Ich wollte keine verpasst bekommen. Auch wenn ich sonst eher zu einer großen Klappe tendiere. Ohne Rücksicht auf Verluste nahm einer der beiden meine Handgelenke und fesselte mich mit Hilfe eines rauen, dünnen Seiles an ein Rohr. Eigentlich war es überflüssig - wo sollte ich schließlich hin mit zwei kaputten Beinen? Weglaufen ging schlecht. "Das ist zu fest bitte machen sie das Seil ein bisschen lockerer" flehte ich den Kerl vor mir an. Mit einem fiesen Grinsen auf dem Gesicht zog er es aber nur noch fester zusammen. War ja klar. Victoria, wieso kannst du nicht einmal leisen sein?! Kleine, salzigen Tränen flossen mal wieder meine Wange hinunter. "Bitte, wieso tun sie mir das an? Habe ich ihnen was getan?" fragte ich voller Verzweiflung. "Ach Rotschopf, das ist nichts persönliches. Wir haben einfach nur verdammten Hunger und Tierherzen schmecken nicht ansatzweise so gut wie die von Menschen" zwei weitere Personen kamen in den kleinen Raum und sie alle entblößten lange, spitze Zähne vor mir. Voller Panik versuchte ich mich vor ihnen zu Schützen, aber es waren einfach zu viele von ihnen. Schreiend ertrug ich den Schmerz, als einer von ihnen seine Zähne in meinen Hals bohrte. 

"Hey! Stop!" brüllte jemand kurz darauf hörte ich einen lauten Knall und Blut spritzte mir in mein Gesicht. Der Kerl der mir in die Schulter gebissen hatte ging zu Boden und auch die anderen drei ließen von mir ab. In der Tür des Raumes stand kein anderer als meine Schwester, die Brüder und der merkwürdige Typ vom Parkplatz. Weitere Tränen liefen mir über mein Gesicht und ich fing an zu lachen. Taylor rannte so schnell zu mir, wie ich sie noch nie zuvor rennen gesehen habe. Wimmernd viel sie mir um den Hals. "Es tut mir leid was ich gesagt habe" brachte ich noch hervor, bevor ich in ihren Armen dem Schmerz nachgab und in eine Pechschwarze Dunkelheit gehüllt wurde.

W&W // Die2NightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt