Lorelei
Nachdem wir Reno von Doreans Theorie erzählt hatten, recherchierten wir zusammen weiter. Wir hatten nichts Neues herausgefunden, aber wir waren alle drei der Meinung, dass ein Übersetzungsfehler gut möglich gewesen sein könnte.
Währenddessen erreichten ein paar Informanten, aus verschiedenen Teilen Maeras, das Schloss. Sie alle meldeten Sichtungen von Dämonen. Aus diesem Grund waren mein Vater, seine Berater und ich zurzeit erneut im Versammlungsraum, um unseren nächsten Schritt zu besprechen.
„Ich sage, wir spüren ihre Verstecke auf und greifen sie präventiv an, bevor sie es tun", schnaubte Barl.
„Wir sollten nicht voreilig handeln. Es gab keine weiteren Angriffe oder gewalttätige Konfrontationen. Wir wollen keine Leute angreifen, die uns nichts Böses wollen", konterte Reno.
„Pah, hören Sie sich eigentlich selbst zu? Natürlich wollen die uns etwas Böses, es sind Dämonen", schlug Barl zurück, als würde das alles erklären.
Mein Vater seufzte neben mir. „Beruhigt euch, alle beide", schlichtete er und sah zu Barl, „wenn möglich, würde ich jegliche Gewalt vermeiden. Es waren nur einzelne Sichtungen, von Städten oder Dörfern fehlt, bis jetzt, jede Spur. Das ganze Land nach ihnen abzusuchen wäre sinnlos."
„Eure Majestät", sprach Tressa plötzlich, „Ich würde gerne die Theorie der Eishöhle näher erkunden. Falls darin auch nur ein Fünkchen Wahrheit steckt, könnten wir etwas wichtiges in Erfahrung bringen. Und, wenn ich das so geradeheraus sagen dürfte, wir haben sonst keinerlei Hinweise, denen wir nachgehen können. Ich glaube, das wäre ein guter Anfang."
Ich sah erstaunt zu Reno, der Tressa dezent anlächelte. Sie musste großes Vertrauen in uns haben, wenn sie das so aus dem Nichts erbat.
Mein Vater fuhr sich mit den Fingern durch seinen Bart. „Hmm... Sie scheinen davon sehr überzeugt zu sein, Kommandeur." Er musterte die Karte auf dem Tisch. „Es dauert zu Fuß ungefähr zwei Tage, um die nördliche Grenze zu erreichen. Von da aus müssten Sie einen Weg über die Berge finden. Es würde zu riskant sein, Pferde dorthin mitzunehmen." Er sah auf zu Tressa, welche ihn voller Entschlossenheit ansah. „Nun gut, nehmen Sie ein paar Eurer Soldaten mit und seid spätestens in zwei Wochen zurück."
„Vielen Dank, Eure Majestät. Eine Bitte hätte ich aber noch."
„Die wäre?"
„Ich würde gerne Dorean Vale mitnehmen."
Das kam nun tatsächlich aus dem Nichts. Ich hätte nicht gedacht, dass Tressa eine praktisch fremde Person auf so eine wichtige Mission mitnehmen würde. Ich sah mich nach den Reaktionen der anderen um. Reno nickte zustimmend, Barl biss die Zähne zusammen und mein Vater lachte. Ganz richtig, er lachte.
„Entschuldigung", sagte er anschließend, „Ihre Wahl ist überraschend, Kommandeur."
„Mit allem Respekt, dieser Mann ist nicht dazu qualifiziert Eurem Trupp beizutreten", sagte Barl verbittert.
„Ich sehe das anders", antwortete Tressa besonnen, „er ist der Einzige, der sich mit dieser Art Widersacher schon auseinandergesetzt hat. Auch wenn er keine Details über sie kennt, seine Erfahrung könnte in dieser Mission entscheidend sein. Des Weiteren war es seine Vermutung, die überhaupt zu dieser Möglichkeit geführt hat."
„Ich gebe Euch Recht", stimmte Vater zu, „Dorean Vale könnte auf dieser Mission von Nutzen sein. Ich habe nichts dagegen. Allerdings ist er nicht offiziell, einer unserer Soldaten. Ihr müsstet ihn also fragen, ob er mitkommen möchte. Ich empfehle auch, sicherzustellen, dass eure Soldaten damit einverstanden sind."
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Der Strom des Lebens I [Gespaltene Welten]
Fantasía"Wie aus dem Nichts, erschien die Magie in unserer Welt. Und mit ihr... kamen SIE." Lorelei ist die stolze Prinzessin des Königreichs Maera, welches gefüllt ist mit traumhaft schönen Landschaften und warmherzigen, liebenden Menschen. Doch der herrs...