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Luke sieht erst mich dann den Mann an. Ohne zu zögern beginnt er die Fesseln des Mannes zu lösen. Dieser wehrt sich dagegen, doch Luke ist der stärkere. Als er Fesseln gelöst hat, sagt er zu dem Mann, er solle sich in Sicherheit bringen. Der Mann nickt und rennt zum Wasser, in welches er mit einem Kopfsprung hineinstürzt. "Luke", beginne ich, "es ist hier nicht mehr sicher. Du musst von hier weg." Luke scheint es zu verstehen, entgegnet aber: "Ich gehe nicht, wenn du nicht mitkommst. " Ich willige ein.

Wir stürzen zu mir nach Hause, ich schnappe mir meine Reisetasche und packe soviel ein, wie ich kann. Dann hole ich aus der Küche Wasser und Proviant. Das Handy lasse ich zu Hause. Ich schreibe einen Zettel für meine Mutter, dass sie sich keine Sorgen machen muss. Dann verlassen wir das Haus und laufen zum Boot. Dann fahren wir ein kleines Stück zu Lukes Haus. Er verschwindet darin und kommt 10 Minuten später wieder, mit einer Reisetasche und jeder Menge Wasser. Er stellt alles in das Boot und wir fahren los ohne zu wissen, wo es hingeht und was uns erwartet.

Ich fahre mit Höchstgeschwindigkeit und irgendwann können wir unsere Stadt nicht mehr erkennen. Ich fahre etwas langsamer und Luke schaut in das Wasser. Es ist ungewöhnlich ruhig heute. Man sieht fast keine Fische. In der Ferne erkenne ich ein großes Schiff, wahrscheinlich ein Kreuzfahrtschiff oder ein Öltanker.

Nach einigen Stunden sehen wir am Horizont eine große Nebelwand. "Scheiße", denke ich mir. Auch wenn ich nicht gerne durch Nebel fahre, ändere ich den Kurs des Bootes nicht, sodass wir mitten in die Nebelwand hineinfahren. Luke lässt das Nebelhorn tönen. Plötzlich hören wir das Nebelhorn eines anderen. Handelt es sich um ein anderes Schiff? Wenn ja, dann hätten wir ein Problem, denn mein Boot ist winzig. Doch dann lichtet sich der Nebel und gibt den Blick frei auf eine Insel. Und es kommen uns weitere Boote entgegen. Eine Frau, etwa 50 Jahre alt, kommt allen voran. "Wer seid ihr? ", fragt sie mit einem strengen Unterton. "Wir sind auf der Flucht", sagt Luke etwas ängstlich. Diese Frau hätte bestimmt aus dem stärksten Boxer ein weinendes Baby gemacht, so streng war ihr Blick. "Warum? ", will sie von uns wissen. "Mein Freund hier hat heute dieses Tattoo entdeckt. Vielleicht wissen Sie, was dieses Tattoo bedeutet.", sage ich. Luke zieht sich sein T-Shirt aus und die Frau wirft einen genauen Blick auf sein Tattoo. Dann hellt sich ihr Gesicht auf. "Ihr seid herzlich willkommen auf unserer Insel. Der Insel der Delfine."

MeerestiefenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt