Die Kurzurlauber

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"Say goodbye to what we lost."

Jacky POV:

Die Stimmung hat sich mittlerweile wieder gelockert. Mehr als das. Der Alkohol wirkt und lässt weder Miles noch mich an negative Erlebnisse oder eine möglicherweise negativ ausartende Zukunft denken. Keiner von uns denkt darüber nach, dass wir gerade eine Straftat begehen und schon einmal von diesem Ort verjagt worden sind. Zusammenfassend denken wir eigentlich überhaupt nicht, was ebenso viele Vorteile, wie auch Nachteile mit sich bringt. "Wie wäre es, wenn wir den Morgen mit einem traumhaften Frühstück beginnen?" Schwärmt Miles, während wir über die Dächer der alten Gebäude tanzen. Ich stimme aufgeregt zu und lasse mir von meinem besten Freund helfen, den Boden unter den Füßen wieder zu spüren. "Das Hotel meines Vaters kann sich sehen lassen. Vor allem darf auch Tuko dort speisen. Also worauf warten wir?" Fragend schaue ich Tuko an, der mittlerweile ziemlich müde zu sein scheint und nur noch schwach mit dem Schwanz wedelt. Ihm würde eine Pause sicherlich gut tun. "Danach bringe ich dich und den kleinen Rabauken nachhause und wir schlafen erstmal darüber, einverstanden?" Setzt Miles nach, vermutlich um meine letzten Zweifel beiseite zu schaffen. Der Gedanke an ein Frühstück in einem richtigen Hotel lässt sich in keinem Fall ausschlagen und auch Tuko würde sich über eine Mahlzeit sicher freuen. "Meinetwegen!" Stimme ich schließlich zu und so torkeln wir gemeinsam durch den Wald, durch die Straßen Berlins und kommen schließlich am Hotel an. "Wir müssen uns nüchtern verhalten!" Knurre ich dem Blonden noch zu, als wir uns auf die Terrasse setzen und er nicht gerade unauffällig eine der Bedienungen auf den Hintern starrt. "Ich bin der Junior Chef, die tragen mich selbst stock besoffen auf Händen." Schmunzelt Miles und bestellt uns ein großes Frühstücksmenü. Verlegen schaue ich der Bedienung hinterher, während Miles keinerlei Schamgefühl zu empfinden scheint und sich genüsslich über die Zähne leckt. Tuko hingegen bekommt von diesem Glück nichts mit, sondern kuschelt sich an meine Füße und schließt müde die Augen. Für ihn muss die Nacht wirklich äußerst anstrengend gewesen sein. So anstrengend, dass er nicht einmal den seltenen Besuch bemerkt, der sich anbahnt. Erst als es schon zu spät ist und sich die Rasselbande neben Miles und mich an den Tisch bereits niedergelassen hat reagiert mein Verstand und ich schaue mit großen Augen in mein Verderben. "Sieh einer an, Maxis Tochter hat ein Date und das auch noch am frühen Morgen. Wirklich bezaubernd." Ich beiße mir unbehaglich auf die Unterlippe und lasse es über mich ergehen, dass Gzuz den Arm um mich legt und rau zu lachen beginnt. "Bitte sag mir, ich träume." Stammelt Miles und scheint über den Besuch wohl mehr als begeistert zu sein. "Das würde ich gerne, aber das ist nun einmal mein unbeschreiblich ausgeprägtes Pech." Ich zwinge mir ein Lächeln auf und schaue zwischen den jungen Männern hin und her. "Andere würden alles dafür geben mit uns zu frühstücken!" Beschwert Maxwell sich, woraufhin ich nur verstellt grinse und innerlich dafür bete, dass Max nichts davon mitbekommen würde. "Solltet ihr nicht eigentlich in der Schule sein?" Fragt Bonez, als würde es ihn interessieren, woraufhin Miles sein Gangsterdasein erklären muss und mir in den Rücken fällt. "Das ein oder andere Mal schwänzen ist schon in Ordnung, Kleine. Papi wird dir schon nicht den Kopf abreißen." Ich verdrehe genervt die Augen und muss feststellen, dass die Männer ihre Drohung umsetzen und mit uns frühstücken. Was für Miles der schönste Morgen seines Lebens ist ist mir deutlich bewusst, auf welcher Messerklinge ich mich bewege. Er wird mich umbringen. Sobald auch nur einer der Männer Max von diesem Treffen erzählt, kann ich meinen Kopf hergeben. "Alkohol zum Frühstück?" Harke ich nach, als Gzuz die Mine verzieht, nachdem er einen kräftigen Schluck aus seinem Glas genommen hat. "Wir machen einen Kurzurlaub, was denkst du denn?" Ich empfinde diese Erklärung nicht unbedingt als gerechtfertigt, aber was erwarte ich von diesen Kerlen? Sie verdienen schließlich ihr Geld damit. Ich beschließe mir keine Gedanken zu machen und Miles den Morgen genießen zu lassen, weshalb wir ohne weitere Zimperlichkeiten frühstücken und ich erst wieder an die Realität zurückdenke, als Gzuz auf sein Handy schaut und damit prahlt, dass Max auf dem Weg hierher sei. Ich springe entsetzt auf und gerade, als ich Tuko versuche zu wecken kommt Max bereits um die Ecke und ich würde am liebsten im Boden versinken. Miles wird blass wie eine Leiche und starrt den Blonden ertappt an. Dieser scheint jedoch sehr gute Laune zu haben und stört sich nicht an dem Anblick, der sich ihm bietet. "Wir haben deine Kleine bei ihrem Date gestört, also ganz so wie die Familie das nun einmal tun muss!" Prahlen die Männer beinahe im Gleichklang, woraufhin Max nur lachend den Kopf schüttelt und zwischen Gzuz und mir platz nimmt. "Ich glaube eher, dass die beiden sich verwöhnen lassen wollten. Wer schlägt schon ein Hotelfrühstück aus?" Eifrig nicken Miles und ich und es wundert mich, dass Max nicht zu merken scheint, wie nervös wir sind. Skeptisch wird er erst, als Tuko ihn bloß kurz anstupst, bevor er sich wieder ins Traumland begibt. "Warum bist du denn so müde, kleiner Mann?" Ich schlucke und versuche mir eine gute Ausrede zu überlegen, doch entscheide mich schließlich dafür garnichts zu sagen. "Was habt ihr heute noch vor? Ich denke nicht, dass zur Schule gehen für dich infrage kommt?" Mit einem scharfen Blick schaut Max zu Miles, der sich fast an seiner Waffel verschluckt und verzweifelt hustet, ehe er sich ein Lächeln aufzwingt und vorsichtig mit dem Kopf schüttelt. "Wir haben keine konkreten Pläne." Lenke ich von Miles ab und so landen wir schließlich beim Training und schauen den Chaoten beim Boxen zu, die vor weniger als einer Stunde noch Alkohol getrunken haben. "Das ist der beste Tag meines Lebens!" Schwärmt Miles und steigt zu Gzuz in den Ring, der wie ein hyperaktives Äffchen dort umher hüpft. Ich halte mich mit Tuko lieber im Hintergrund auf und sehne mich nach meinem Bett. Was tut man nicht alles, um nicht aufzufliegen? Richtig, man verzichtet auf sein Bett und fährt mit den komischen Freunden seines Vaters zum Boxen nur um dann totmüde auf der Bank zu sitzen. Ich döse gerade vor mich hin, da beginnt Tuko plötzlich zu knurren. Verträumt schaue ich mich um und bin bei ihrem Anblick hellwach.

Mein Vater der Rapper und der Hund namens Tuko 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt