Ausreden

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Schmunzelnd schaue ich die Maske an und schiebe sie unter mein Kopfkissen, als ich höre, wie sich ein Schlüssel im Schloss dreht. "Du bist noch wach?" Fragt Max verwundert, als er mich in die Arme schließt und ich gähnend nicke. "Schläfst du wieder bei mir im Bett?" Ich beiße mir ertappt auf die Unterlippe und versuche blitzschnell eine Ausrede zusammen zu bauen. Als mir dann allerdings die Gefängnisregeln in den Sinn kommen, stimme ich seinem Angebot zu. Ansonsten würde Max vermutlich wieder die gesamte Nacht im Flur verbringen und ich müsste aus dem Fenster klettern, was ich eigentlich verhindern wollte. "Das schädigt mein Image, also behalte das bloß für dich." Lacht der Blonde und fängt sich von mir einen erdolchenden Blick ein, bevor ich mich ins Bad begebe und mir eifrig einen neuen Plan überlege. "Kein Wort!" Brummt Felix, der plötzlich hinter mir steht und seinen Finger mahnend an seinen Mund hält. "Warum bist du wach?" Der Kleine schließt die Tür hinter sich und erklärt daraufhin stolz, dass er Miles und mich belauscht hat. Eindringlich rede ich auf den Kleinen ein und drohe ihm jegliche Strafen an, bis dieser mir ins Wort fällt. "Ich schweige wie ein Fuchs, wenn ihr mich mitnehmt. Ich habe sogar das passende Outfit." Er zieht eine Halloween Maske hinter seinem Rücken hervor und ich kann mich nicht entscheiden, ob ich ihn anmeckern oder darüber amüsiert sein soll. Dieser Junge ist wirklich nicht zu unterschätzen. "Das ist viel zu gefährlich, Felix." Erkläre ich ihm und habe das Gefühl, er knickt ein, da unterbricht er mich mit einem frechen Grinsen auf den Lippen. "Ich habe kein Problem damit, dich zu verpetzen. Ich sammle dadurch nur Pluspunkte bei Max." Ich fahre mir verzweifelt durch die Haare und stimme schließlich seufzend zu. "Gut, ich werde dann heute Nacht den sterbenden Schwan spielen und dann beschließt du, in meinem Zimmer zu schlafen. Von dort aus hängt bereits eine meiner Leitern von meiner Schaukel von früher und gestaltet uns den Fluchtweg äußerst angenehm." Er hebt die Hand zu einem Highfive, welchen ich vollkommen überfordert erwidere und mir daraufhin schwöre, jegliche wichtigen Gespräche in Zukunft mindestens mit drei Kilometer Abstand zu Felix abzuhalten. Mit hängenden Schultern schleppe ich mich ins Schlafzimmer und halte mir die Hand vor meine Augen. "Wie wäre es mit Klopfen?" Lacht Max amüsiert und zieht sich die Jogginghose über seine Boxershorts, woraufhin ich die Hand wieder runter nehme. "Ich wusste nicht, dass du so lange zum umziehen brauchst." Entschuldigend zuckt er mit den Schultern, springt ins Bett und tippt auf seinem Handy herum, während ich Tuko noch eine Decke in sein Körbchen lege und ihn hinter den Ohren kraule. "Du bist süchtig, findest du nicht?" Frage ich, während ich ins Bett steige und mich in die warme Decke einkuschle, die ich bereits den ganzen Tag vermisst hatte. Am liebsten würde ich das Bett gar nicht mehr verlassen. "Wenigstens unterhalte ich mit meiner Sucht andere Leute." Murmelt er abwesend, während er konzentriert auf sein Handy starrt. "Ich denke, du belästigst sie eher." Er verdreht die Augen und kneift mir in die Seite, woraufhin ich aufquietsche und mir die Decke über den Kopf ziehe. "Du glaubst gar nicht, wie froh ich bin, dass wir uns mittlerweile so gut verstehen. Früher hatte ich jeden Tag Angst, dass du wegläufst und etwas dummes tust. So, wie ich es früher immer getan habe, als ich in deinem Alter war." Ich beiße mir auf die Unterlippe und ohrfeige mich innerlich selbst, während ich mich an ihn rankuschle und so tue, als wäre nichts. Warum müssen solche Gespräche ausgerechnet in den unpassendsten Momenten aufkommen? "Ich bin stolz auf mein kleine Prinzessin." Er haucht mir einen Kuss auf die Stirn, gähnt theatralisch und wünscht mir eine Gute Nacht, während ich mit einem schlechten Gewissen die Decke anstarre und am liebsten die Zeit zurückdrehen würde. Ich kann ihm nicht davon erzählen, denn er würde mich nicht gehen lassen. Er würde mich nur noch mehr überwachen und Miles vermutlich endgültig den Hals umdrehen. Das kann ich nicht zulassen. Wir müssen diese Chance nutzen, ganz egal was das bedeutet mag. Es ist für einen guten Zweck, das ist alles was zählt, schätze ich.

Ich strecke mich ausgiebig, als sich die Tür öffnet und Licht in das abgedunkelte Zimmer scheint. "Ich hab Magenkrämpfe." Schluchzt die kleine Gestalt, die im Türrahmen steht und sich den Bauch hält. Hellwach springt Max aus dem Bett und eilt zu Felix, der bereits von Tuko tatkräftig untersucht wird. "Hast du etwas schlechtes gegessen?" Besorgt tastet Max den Bauch des Kleinen ab und hält seine Hand an die Stirn, um Fieber ausschließen zu können. "Es tut ganz schrecklich weh!" Amüsiert von der schauspielerischen Leistung meines kleinen Bruders lasse ich dem Geschehen seinen Lauf und schüttle lachend den Kopf, als ich die Tür hinter uns geschlossen habe und Felix mich stolz grinsend anschaut. "Ohne mich, wärst du dort nicht rausgekommen, gib es zu." Ich verdrehe die Augen und gebe ihm einen Highfive, ehe sich ein unwohles Gefühl in mir breit macht und ich die aus dem Fenster hängende Leiter begutachte.

Mein Vater der Rapper und der Hund namens Tuko 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt