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"Bitte mach dir keinen Kopf um uns, wir kommen klar. Nur die Probleme sind bisschen andere."

"Was soll das?!" Keife ich Max an, der mich unsanft weckt indem er die Vorhänge aufzieht und meine Sporttasche aufs Bett wirft. Tuko brummt verschlafen auf, schließt seine Augen jedoch direkt wieder und denkt gar nicht daran um eine solch undankbare Zeit aufzustehen. "Wir haben nicht ewig Zeit, also pack deine Sachen!" Verschlafen reibe ich mir die Augen und versuche mein Gehirn einzuschalten. Was hat er da gesagt? Wir kommen zu spät? Wo zu spät? Und wer ist mit wir gemeint? "Nun beweg endlich deinen Teeniehintern aus dem Bett und beeile dich!" Lachend wuschelt der Blonde mir durch die Haare und verlässt das Zimmer. "Wohin müssen wir denn so dringend?" Rufe ich ihm hinterher und gähne ausgiebig, während ich mir die Decke über den Kopf ziehe und die Augen schließe. Wohin auch immer er will, ohne mich. Definitiv, ohne mich. Das kann er sich abschminken. Ich brauche schließlich meinen ausgiebigen Schlaf. "Wir holen Rico ab und kümmern uns die nächsten Tage um meinen neuen Song, was auch sonst?" Wie von der Tarantel gestochen springe ich auf und laufe ihm hinterher. "Wir machen was?" Euphorisch springe ich um ihn herum und als er unser Vorhaben erneut erläutert quietsche ich enthusiastisch auf und beginne eilig meine Sachen zu packen. "Das werden die besten Tage unseres Lebens!" Versichere ich Tuko, der mittlerweile doch aus dem Bett gekrochen ist und mich schwanzwedelnd beim Packen beobachtet. Wenn er nur wüsste, was ihm bevorsteht! "Das wird legendär!" Wie ein hyperaktive Kaninchen hüpfe ich durch mein Zimmer und summe ein Lied nach dem anderen vor mich hin. 

"Ich weiß nicht, ob diese Kleidung angemessen ist." Max mustert mich zögerlich von oben bis unten. "Wie wäre es mit einem Hoodie oder am besten gleich zwei und drei Jogginghosen?" Ich ziehe eine Augenbraue hoch und schüttle lachend den Kopf. "Wir leben in Deutschland und nicht in Alaska." Der Blonde zuckt mit den Schultern und ich setze mich zu ihm an den Frühstückstisch. "Wehe du bringst dem Kleinen solche Angewohnheiten bei." Ich verschlucke mich bei meiner Cornflakes und Milch Technik und winke ab. "Alles schon geschehen." Das ist nicht einmal gelogen. Seit gestern Mittag ist Felix ein Profi im Cornflakes essen. Was lernt man sonst von seinen großen Geschwistern, wenn nicht unnötiges Zeug? Da Rebecca und Felix bereits seit den frühen Morgenstunden auf einem Ausflug in den Zoo sind, kann ich meine Angewohnheiten ungehemmt ausleben und laufe samt Zahnbürste im Mund durch die Wohnung um auch Tuko für die nächsten Tage einzudecken. "Bist du sicher, dass er drei verschiedene Decken benötigt?" Entschlossen nicke ich und stopfe auch die dritte Decke in die Tasche. Man kann nie genug mitnehmen und schon gar nicht für das geliebte Haustier. Würde Max mir Geld für Tuko zur Verfügung stellen, dann besäße der Pitbull bereits mehr als zwanzig Leinen und Halsbänder. Eine äußerst unnötige Investition, aber etwas, das mich glücklich macht. Wofür einkaufen, wenn nicht für den Hund?  

"You ask me how I feel, I say nothing." Singe ich trällernd mit und nehme Max den Kamm aus der Hand. "I'm ignoring all the signs." Steigt der Blonde mit ein und lässt sich widerwillig von mir die Frisur richten. Frauen haben nun einmal ein Händchen dafür. "I keep you wondering. Keep you hunting for my lovin'." Summe ich und ziehe die Mundwinkel meines Gegenübers in die Höhe. "Du musst mehr lächeln. Du bist viel zu ernst geworden." Er setzt ein künstliches Lächeln auf und schaut mir dabei zu, wie ich meine Frisur herrichte und schließlich zufrieden das Bad verlasse. "I think I'm in love again!" Hüpfend bewege ich mich auf die Tür zu und lege Tuko Halsband und Leine an. "Wir sind bereit für die große Reise, Sir." Tuko bellt zustimmend und lässt Max bei unserem Anblick schmunzeln. Die Flut von Zufriedenheit und Glück, die mich erreicht ist kaum auszuhalten, weshalb ich auch im Auto nicht auf Musik verzichten kann und die Lautstärke aufdrehe. Max lässt es sich gefallen. So, wie er es immer getan hat, wenn wir allein gewesen sind. Er ist nun einmal nur ein situationsbedingter Spießer und auch ein Spießer taut irgendwann auf. So also auch er und wir singen laut mit und rutschen auf den Sitzen herum. In der Hoffnung, uns erkennt auf den Straßen niemand und wir finden kein Internetvideo von dieser Szene im Internet halten wir unseren 5 Minuten bis zu Rico aufrecht, der nur verzweifelt mit dem Kopf schüttelt, bevor er einsteigt und von Tuko auf der Rückbank überfallen wird. "Bitte sagt mir, dass ihr Drogen konsumiert habt." Fleht er und schaut uns hilflos an. Schief grinsend schüttelt Max den Kopf und klopft euphorisch auf dem Lenkrad herum, ehe er ausparkt und den Wagen wieder auf die Straße bringt. Ich suche auf dem Handy von Max nach einem passenden Lied für diesen Augenblick, in dem die Euphorie meinen gesamten Körper in ihrer Gewalt hat und drehe die Lautstärke bis zum Anschlag auf. Tuko wedelt aufgeregt mit dem Schwanz und kann sich nicht zwischen Rico überfallen, nach vorne klettern und aus dem Fenster schauen entscheiden. "Doch sie tragen für uns alle dieselben Farben!" Singen wir mit und ich schaue nach hinten zu Rico, der mich aufrichtig anlächelt. "Niemals aufhören an die guten Zeiten zu glauben, Jacky. Niemals aufhören zu glauben." Ich nicke. Nein, niemals.

Mein Vater der Rapper und der Hund namens Tuko 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt