The way you lie

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Miles POV

Gelangweilt schlendere ich durch die Straßen und trage meine Kapuze tief ins Gesicht gezogen, um möglichst effektiv von dem prasselnden Regen verschont zu bleiben. Die Straßen sind weitestgehend leer, was mich bei solch einer Wetterlage nicht sonderlich verwundert. Wer hält sich schon freiwillig bei Regen draußen auf? Niemand. Nicht einmal ich. Und doch laufe ich durch die Straßen der Stadt, rauche meine Zigarette und denke über belanglose Dinge nach. Ich verfolge kein Ziel, doch auch bei solchen Spaziergängen gehört ein Ort immer dazu. Unter grauem Himmel sieht das verlassene Gelände noch viel beeindruckender aus, als bei Sonnenschein oder in der Nacht. Mit einem Lächeln auf den Lippen schaue ich vom Wald aus zu meinem Lieblingsplatz und erinnere mich an die zahlreichen Stunden, die ich mit Jacky dort verbracht habe. Es war eine Zuflucht vor dem Bösen, die Rettung vor Konsequenzen, die Erholung von all dem Stress und die Freiheit, die uns so oft verlassen hat. Die uns verwehrt geblieben ist und nur dort spürbar gewesen war. Mein Lächeln verschwindet und ich werde wieder zu dem ausdruckslosen Jungen, der ich bin. Diese Zeit ist vorbei. Sie ist schleichend gegangen und wir haben sie nicht aufhalten können. Wir haben dabei zugesehen, wie wir auseinander gerissen wurden. Fort von allem, was uns ausgemacht hat. Die kaputten Seelen brauchten einen Ort, der ihr Innerstes trug und wo konnte man so etwas finden, wenn nicht auf einem verlassenen Gelände, dessen Gebäude jederzeit drohen einzustürzen. Sie zeigen das, was wir vor der Außenwelt verstecken und doch spielt all das keine Rolle mehr. Frustriert werfe ich die Zigarette zu Boden und trete sie aus. Es ist bedeutungslos. Die Welt erhört uns nicht. Trennt uns von einander und zwingt uns dazu, unser einsames Leben fortzuführen. Wenigstens wird sie eine Freundin weiterhin an ihrer Seite haben. Einen Menschen, der ohne sie zu kennen, für Sie eingestanden hat und sich gegen die Beliebtesten der Schule gewendet hat. Ein Mädchen, das meinen Platz an ihrer Seite mehr als füllen kann. Freunde kommen und Freunde gehen. Das ist eine Tatsache, der ich erlegen bin. Ich muss sie loslassen. In die Hände eines anderen legen und für ihr zukünftiges Glück beten. Emmy ist Absofort ihr Halt und Fels in der Brandung. Emmy ist diejenige, die sie in der Schule beschützt und aus ihr eine Schülerin macht, die einen guten Abschluss absolviert, sich fern von den Sorgenkindern hält und sich an die Regeln hält. Sie wird ein besserer Mensch werden. Das ist etwas, das ich ihr nie habe geben können. Ein besserer Mensch werden. Das liegt nicht in meinen Genen. Ich werde nie ein guter Einfluss für Sie sein. Ich atme seufzend aus und schließe für einen Augenblick die Augen. Energisch versuche ich mich davon zu überzeugen, es hinter mich zu lassen. Alles, was mich an sie erinnert. Alles, was mich mit ihr verbindet. Diesen Ort. Ohne Jacky ist er nicht das, was er sein sollte. Immer wieder gehe ich diese Gedanken durch, doch schaffe es nicht. Irgendetwas in mir verbietet mir das Aufgeben und so versenke ich meine Faust in dem nächstgelegenen Baustamm und fluche verärgert. Ich muss loslassen. Doch nicht heute. Noch nicht. Das kann ich nicht.

Mit den Händen in den Hosentaschen laufe ich den Bürgersteig entlang und schaue teilnahmslos geradeaus. Nichts dringt an meine Ohren, als das Prasseln des Regens auf den Boden und so gebe ich mich meiner Trance voll und ganz hin. Ich erwache erst wieder, als mich ein Ball unsanft trifft und ich mich wütend nach dem Schuldigen umschaue. Der macht direkt auf sich aufmerksam und erkennt mich, noch bevor ich eine Verwendung für ihn habe. „Ich dachte, die haben dich in eine Anstalt gesteckt!" Gehässig lachend gibt er seinen Freunden einen Highfive und verschränkt Kaugummi kauend die Arme vor der Brust. Ich lege den Kopf schief und brauche einen Augenblick, ehe ich für ihn eine Verwendung habe und innerlich fluche. „Ich erwarte den Tag, an dem du jämmerlich verblutest, weil deine Worte schneller waren als dein Erbsenhirn." Antworte ich, balle die Hände zu Fäusten und würde am liebsten auf den Kerl losgehen, doch halte mich zurück. Sie sind in der Überzahl und eine weitere Anzeige würde meine Zukunft wohl endgültig gegen die Wand fahren. „Ich lege mich nicht mit einem Verrückten an. Nicht, dass du dich umbringst wegen mir. Das schadet dem Image." Wütend presse ich die Zähne aufeinander und entscheide mich nur widerwillig dazu zu schweigen. Netterweise gehe ich auf die Forderung nach dem Fußball ein und gerade als ich ihn auf das Spielfeld werden will, bietet sich mir ein Bild, das mich zugleich mit Hass und Enttäuschung überfordert. „Emmy?" Meine zittrige Stimme vergewissert sich zaghaft und ich würde am liebsten im Boden versinken und zugleich jeden auf diesem Feld ins Krankenhaus befördern, als sie ihre Lippen von dem Kerl löst und mir fröhlich zuwinkt. „Das glaube ich nicht." Flüstere ich und werfe den Ball auf das Feld, ehe ich davonlaufe und Emmys Ruf nach mir ignoriere.

Mein Vater der Rapper und der Hund namens Tuko 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt