Ich atme erleichtert auf, als sie endlich vorbei ist. Die Sonne in mein Zimmer scheint und die hässliche Dunkelheit vertreibt. Diese Nacht war wohl die Schlimmste seit langem und zerrt sicherlich noch stundenlang an meinen Nerven. Gähnend schaue ich mich nach Felix um, dessen Disziplin dafür ausgereicht hat, noch bevor Max den Morgen einläutet, wieder zurück in sein Zimmer zu schleichen. Ob Max uns eine Standpauke halten würde, würde er von diesem nächtlichen Besuch wissen? Vermutlich zwingen ihn seine Paranoia dazu seine Regeln noch mehr zu verschärfen. Verschlafen trotte ich zu meiner Zimmertür und öffne sie nur schwerfällig. Max ist bereits dabei meinem kleinen Bruder eine seiner Schimpftiraden aufzuzwingen und ich muss mich sekundenlang dazu zwingen nicht wieder zurück ins Bett zu gehen und zu streiken. Er wird mich zur Not im Schlafanzug zur Schule tragen, da bin ich mir sicher. Also ist streiken eine ganz schlechte Idee und ich gebe mich seinen Regeln hin. "Wo bleibt Jacky denn schon wieder?!" Knurrt der Blonde verärgert, stapft in den Flur und nickt zufrieden, als er mich sieht. So muss es in einem Camp für schwer erziehbare Kinder oder bei der amerikanischen Armee ablaufen. Anders kann ich es mir dort nicht vorstellen. Das ist absofort mein Alltag. Standpauken und Regeln, so weit das Auge reicht und das ganze soll uns schützen? Schützen vor einem freilaufenden Mann, dessen Taten noch nicht bewiesen sind? Solch ein Mann wird immer Wege finden, wenn er nur will. Kriminelle denken weiter als ein normaler Bürger, wie Max einer ist. Aber das ist ihm egal und so muss ich mich wohl oder übel auf Wochen der Hölle einstellen. "Beeil dich, wir haben nicht ewig Zeit!" Meckert er mich an, doch ich bin noch so müde, dass ich es mir gefallen lasse und neben Felix in der Küche platz nehme. Verschlafen greife ich nach der Cornflakespackung und blitze Max wütend an, als dieser mir die Cornflakes aus der Hand reißt und in eine Schüssel füllt. "Darf ich nicht einmal allein essen?" Er öffnet gerade den Mund, um etwas zu sagen, doch entscheidet sich schließlich dagegen, als sein Handy klingelt. Felix lehnt sich gähnend an mich und schaut mit traurigen Augen zu mir hoch. Still schweigend schauen wir uns an, doch konzentrieren uns auf das Frühstück. Bedrückt stochert Felix in seinem Essen herum und zwingt sich bei jedem Löffel erneut diesen hinunter zu bekommen. Meine Laune senkt sich auf den Tiefpunkt, als Rebecca die Küche betritt und von Max begrüßt wird, als wenn nie etwas geschehen wäre. Er strahlt über das ganze Gesicht, drückt ihr einen Kuss auf die Lippen und umarmt sie zärtlich. Felix wendet seinen Blick ab und reagiert nicht auf seine Mutter, als diese ihm einen Kuss auf den Scheitel haucht und einen guten Morgen wünscht. Mir streicht sie lächelnd über den Arm und setzt sich gegenüber von uns an die Kücheninsel und schmiert sich ein Brot. Mir ist diese gute Laune ein Rätsel, weshalb ich es als Schauspierlei abtue und versuche meine Cornflakes möglichst schnell hinunter zu bekommen um endlich aufstehen zu können. "Das Leben ist zu kurz um so deprimiert dazusitzen." Versucht sie uns aufzumuntern und würde Max seine Hand nicht auf meine Schulter legen und mich dazu zwingen, ruhig zu bleiben würde ich ihr in diesem Moment an die Kehle springen. Stattdessen schaue ich Max nur verachtend an und schweige. "Gehst du heute zur Arbeit?" Fragt Felix beinahe desinteressiert und stochert weiter in seinen Cornflakes herum, während er mit einem halben Ohr auf die Antwort wartet. Rebecca verneint diese und erklärt sich bereits mit ihm einen, wie sie es nennt, wunderschönen Mutter-Sohn-Tag zu verbringen. Er nickt und zwingt sich ein Lächeln auf, ehe er darum bittet aufstehen zu dürfen und aus der Küche verschwindet. Ich verzichte auf eine Frage, greife nach meiner halbvollen Schüssel und entwinde mich aus dem Griff von Max, der noch immer auf meiner Schulter ruht. "Wir können das Vorhaben der beiden nutzen und ebenfalls einen Tag gemeinsam verbringen." Schlägt der Blonde vor, doch meine Begeisterung hält sich in Grenzen, was ich ihn mit einem kalten Blick spüren lasse und ohne ein Wort die Küche verlasse. Tuko folgt mir wedelnd und freut sich einen Keks, als ich ihn mit ins Bad lasse und er Felix und mich beim Zähne putzen beobachten darf. "Freust du dich auf den Tag mit deiner Mom?" Der Kleine schaut mit einem leeren Blick in den Spiegel und es dauert einige Zeit, bis er die Worte findet, die auf meine Frage antworten. "Ich hoffe nur, dass alles wieder gut wird." Bedrückt schaue ich ihn an und klopfe ihm aufmunternd auf die Schulter. "Das wird es, Kleiner. Das verspreche ich dir."
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Mein Vater der Rapper und der Hund namens Tuko 2
Fanfiction"Ich gab dir mein Herz, weil ich dachte, dass du bei mir bleibst!" Es ist zwei Wochen her, dass Jacky ihren Vater zuletzt gesehen hat. Zwei Wochen voller Erlebnisse, die sie begleiten werden. Dass das Wiedersehen nach zwei Wochen nicht so verläuft...