Nightmare

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Die einbrechende Stille fördert die Anspannung und ich habe Mühe gegen den Klos in meinem Hals anzukämpfen. Wütend auf Miles, enttäuscht von meiner Entscheidung und verängstigt von diesem Mann drücke ich meinen Körper an die Wand und kämpfe noch immer mit meinem rasselnden Atem. "Dieses Balg wird zukünftig dein persönlicher Albtraum sein." Knurrt Felix mit unberechenbarer Stimme und nutzt den Moment der Verwirrung über diesen Satz um die Tür aufzustoßen. Schwer atmend steht er vor seinem Vater und baut sich vor diesem auf. "Wie sprichst du mit mir, du kleines dreckiges Balg? Deine Mutter hat dich wohl ordentlich verzogen." Ich balle die Hände zu Fäusten und würde am liebsten eingreifen, doch die Worte von Miles halten mich davon ab. Bisher befinden wir uns in keiner Gefahrensituation. Es handelt sich bloß um eine Diskussion auf dem Flur des Hotels, nichts weiter. Konzentriert versuche ich meine zitternden Gliedmaßen zu kontrollieren und meinen Atem zu erleichtern. "Weißt du, was Albträume mit ihren Opfern machen?" Felix fixiert seinen Gegenüber und ich beobachte nur ungern, wie er in einen ähnlichen Rausch verfallen zu sein scheint, wie Miles es war. Amüsiert beginnt der Kerl zu lachen, ehe er ernst wird. "Ich werde dich zurechtweisen, wenn du nicht sofort verschwindest, hast du verstanden? Ich habe dich sowieso nie gewollt, da ist es ein Leichtes auf ein Balg, wie dich zu verzichten." Die Worte brennen selbst mir in der Brust. Felix, dessen Wangen feuerrot vor Zorn werden schluckt den stechenden Schmerz hinunter und greift an seinen Hosenbund. Miles tut es ihm gleich und da ich wusste, dass Miles ein Messer mit sich führt, ahne ich das bevorstehende Übel. Die ermahnenden Blicke ignoriert der Blonde gekonnt und ehe ich mich für eine schlichtende Reaktion entschieden habe, findet Felix bereits zu Worten. "Albträume nehmen ihre Opfer langsam und qualvoll aus, bevor sie sich in ihr Herz fressen und ihnen die Kehle durchschneiden!" Das Messer, welches der Kleine aus seinem Hosenbund gezogen hat, liegt auf dem Kehlkopf seines Gegenübers, welcher erschrocken einen Schritt zurückweicht. Entsetzt über diesen Anblick brauche ich einen Moment, um zu reagieren und so kommt Miles mir zuvor. Mit der Maske vor dem Gesicht tritt er hervor und nutzt den Moment des Schreckens um den Mann in sein Zimmer zu schubsen. Eilig laufe ich ebenfalls ins Zimmer und schlage die Tür hinter mir zu. "Was habt ihr Psychos vor?!" Lallt der Mann, welcher versucht einen Sicherheitsabstand zu uns aufzubauen, jedoch von der Wand aufgehalten wird, welche jeglichen Fluchtweg abschneidet. Ich greife nach Felix, der weicht jedoch meiner Bewegung aus und tritt vor. Das Messer sicher in der Hand haltend steht er wutschnaubend vor dem Mann, der beschwichtigend die Hände hebt und zu schwanken beginnt. Die Alkoholflaschen liegen verstreut auf dem Boden herum und in dem verrotteten Aschenbecher stapelten sich die Zigarettenstängel. "All die Jahre hast du uns tyrannisiert." Knurrt Felix wütend, während ich versuche mich von Miles loszureißen, welcher mich festhält und am Eingreifen hindert. "Felix, das ist nicht richtig!" Rufe ich dem Kleinen zu, doch dieser scheint meine Worte auszublenden. "All die Jahre gelebt wie ein König." Knurrt er und fuchtelt mit seinem Messer herum. Der Mann hält sich schwer atmend am Sessel fest um das Gleichgewicht nicht zu verlieren und weicht dem fuchtelnden Messer aus. "Und als deine sogenannte Familie den Mut gefunden hat, dich zu verstoßen vergreifst du dich an ihr?" Verzweifelt beiße ich Miles in den Arm, doch der Blonde reagiert nicht. Er schaut Felix bloß stolz dabei zu, wie er seinem Rausch und dem Verlangen nach Rache verfallen ist und plötzlich nicht mehr so klein und unschuldig wirkt. "Leg das Messer weg und wir gehen, Felix. Das ist nicht in Ordnung!" Wutschnaubend dreht der Kleine sich zu mir um und reißt seinen Pullover hoch. Das Blut gefriert in meinen Adern, die Luft entweicht aus meinen Atemwegen und meine Beine beginnen zu zittern, als ich den Oberkörper meines kleinen Bruders begutachte. "Jeder Strich steht für einen Fehler von mir, für den Mama bezahlen musste." Die blutigen Striche waren noch immer deutlich zu sehen und ich befürchte, sie würden noch in Jahrzehnten zu sehen sein. "Jedes Kreuz für den Tag, an dem er seinen kranken Kopf nicht kontrollieren konnte und sich an einer Frau vergriff." Ich senke den Blick, versuche nach Luft zu schnappen und die Situation zu deeskalieren. Zwei Kreuze, zwei Opfer. Als ich wieder aufsehe schaut Felix mich noch immer mit seinen mittlerweile schwachen und von Tränen getränkten Augen an. "Ich war jahrelang sein Kalender und werde es bis zu meinem Tod sein." Verzweifelt suche ich nach Worten, doch ehe ich reagieren kann erreicht sein Vater eine der Bierflaschen und holt aus. Ich schreie entsetzt auf, da reagiert Miles bereits und wirft sich gegen den Mann, welcher die Flasche durch die Wohnung schleudert und zu Boden geht. Wutentbrannt schlägt Miles auf den Mann ein. Felix, der verängstigt da steht und noch immer sein Messer in der Hand wird von seinem Hass eingenommen und holt mit seinem Messer aus. "Felix!" Schreie ich, renne zu ihm und hebe ihn hoch. Die Klinge streift meinen Arm, doch das bemerke ich in diesem Zustand nicht. "Hilfe." Schluchzt Felix, lässt das Messer fallen und klammert sich an mich. "Ich bin da, alles wird gut!" Versichere ich ihm, schaue zu Miles, der nun von dem Mann überwältigt wird und habe das Gefühl in Ohnmacht zu fallen, da springt die Tür auf.

Mein Vater der Rapper und der Hund namens Tuko 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt