afraid of you..

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"I won't change who I am. I can't."

Nervös gehe ich auf und ab. "Er wird mir den Hals umdrehen, den Kopf abreißen und danach solange anschreien, bis ich taub bin." Stottere ich und kaue nervös auf meinen Fingernägeln herum. Die tobende Unruhe in mir drin lässt mich keinen Augenblick still stehen. Was, wenn er mich nie wieder bei sich wohnen lassen will? Was, wenn er mich nicht wieder sehen will? Was, wenn mir das alles schlimmeres eingebrockt hat, als ich je erwartet habe? Unsicher schaue ich abwechselnd zu Miles und Emmy, die auf dem Dach sitzen und in den Wald starren. "Das sind wohl die Konsequenzen, die der alte Mann vorausgesagt hat." Murmelt Miles mit glasigen Augen und rührt sich auch trotz, der von mir ausgehenden, Unruhe nicht. "Ich glaube nicht, dass eure Väter so reagieren werden, wie ihr es euch ausmalt. Ich meine, jedem passieren mal Fehler." Versucht Emmy uns gut zu zureden, doch scheitert kläglich. "Du glaubst gar nicht, was mich zuhause erwarten wird, Emmylein." Flüstert Miles mehr, als dass er spricht. Vermutlich möchte er seine eigenen Worte nicht hören. Sie erwecken nur noch mehr Angst in ihm. Ich schaue auf das aufblinkende Handy, atme tief durch und drücke den Anrufer weg. "Wie wäre es mit einem klärenden Telefonat? Das beruhigt die Gemüter bestimmt." Wendet Emmy sich mir zu, doch ich schüttle den Kopf. Irgendetwas in mir sagt, dass das alles nur noch verschlimmern würde. Außerdem ist weglaufen ausnahmsweise eine gute Option. Sie verschafft mir Zeit. "Was ist, wenn du die Abmachung nicht einhältst und nicht zuhause auftauchst?" Frage ich Miles mit zittriger Stimme, als ich feststelle, dass ich dieses Mal wieder kein Zufluchtsort für ihn sein kann. Rico wird sicherlich längst eingeweiht sein und Max lässt den Blonden nach solch einem Vorfall sicherlich nicht in seine Wohnung. Auch wenn er ihn eigentlich mag, momentan möchte er ihm wahrscheinlich jede einzelne Zelle seines Körpers einzeln ausreißen. "Er wird abwarten. Irgendwann werde ich schließlich nachhause kommen müssen." Ich nicke. Laufe weiter auf und ab und versuche mich zu beruhigen. Noch ist nichts geschehen. Der Direx hat sich bloß aufgespielt und ich habe die Anrufe nicht entgegen genommen. Nichts verwerfliches. Oder? Ich bin ein Teenager. Teenager machen so etwas. Oder? Das ist normal. Das ist normal. Immer und immer wieder diese Worte, die mich beruhigen sollen, doch das Gegenteil bewirken. "Dein Alter wird dich aber garantiert suchen und aufgabeln." Miles schaut mich ernst an und lässt auch den letzten Funken Hoffnung in mir erlischen. Davonlaufen ist keine Option. "Wie wäre es, wenn du ausnahmsweise die alte Jacky bleibst und bei seinem Anblick nicht in Tränen ausbrichst?" Verärgert schnaube ich und deute an, Miles zu treten. Der zwingt sich ein Lächeln auf und lenkt erfolgreich von seiner problematischen Lage ab. Er ist schließlich derjenige mit dem zynischen Vater, der auch vor Gewalt keine Scheu zeigt. Doch das ist ihm bewusst und darüber reden, wird ihn auch nicht davor bewahren. Also schweige ich und versuche abzuwägen, ob Max vielleicht doch die Füße still halten wird und sich nicht auf die Suche begibt. Das würde meine Lage definitiv fürs Erste erleichtern, schließlich habe ich so die Möglichkeit, ihm aus dem Weg zu gehen. Es vergeht eine weitere Stunde in der wir einfach da sitzen und ins Leere starren. Miles hat Emmy in Zwischenzeit bereits an die Hauptstraße begleitet, um sie sicher zum Bus zu bringen. Im Gegensatz zu uns hat sie sich dazu entschieden pünktlich zuhause aufzuschlagen. Im Gegensatz zu uns hat sie aber auch nichts zu befürchten. "Wir haben Schuld an all dem hier, Miles. Wir haben uns das eingebrockt." Meine Stimme klingt brüchig und so schwach, wie schon lange nicht mehr. Ich bemühe mich meine Fassade aufrecht zu erhalten, doch es verlangt mir einiges ab. "So bin ich. Ich bringe mich in Schwierigkeiten und werde mit den Konsequenzen konfrontiert." Er schaut mich mit seinen glasigen Augen an und scheint etwas in ihnen zu suchen. "Ich kann es nicht ändern. Ich kann mich nicht ändern. Ich weiß nicht wie und ich möchte es auch nicht." Ich greife entschlossen zu seiner Hand und erwidere seinen hoffnungslosen Blick mit einem mutigen Funkeln. "Ich werde niemals von dir verlangen, dass du dich verändern sollst, okay? Niemals." Er nickt, senkt seinen Blick und schaut dann wieder in den Wald hinein. Es ist nichts zu hören. Nicht einmal die Vögel zwitschern. Dabei sind sie doch sonst immer so klangvoll. Sie singen selbst bei Regen und Schnee. Nur jetzt schweigen sie und scheinen auch kein Interesse daran zu haben, dies zu ändern.

Mein Vater der Rapper und der Hund namens Tuko 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt