Capo - Der gute Junge

Kapitel 40

3 Monat später

Mit einem türkischen Tee saß ich am Esstisch und schaute, wie sonst auch, gedankenvertieft auf einen unbestimmten Punkt. In in letzten 3 Monaten ist so einiges passiert. Ensar und Dardan sind zwischenzeitlich bei mir eingezogen. Ich habe seit den Vorfällen Panikattaken und leide unter Schlafstörung. Ich sage zwar immer, ich hätte niemanden mehr, aber es stimmt nicht. Die beiden waren immer für mich da und sind aus ihrem eigenen Willen zu mir gezogen. Beide schlafen im Zimmer von Nima. Ensar schläft auf dem Bett und Dardan auf einer Matratze. Die Jungs sind zwar oft nicht da, da sie Auftritte geben oder im Studio arbeiten müssen, jedoch sind sie abends da, und das ist das wichtigste. So fühle ich mich mindestens sicher.
Von Cem und Nima habe ich seit dem Tag nichts mehr gehört. Beide haben den Kontakt zu sämtlichen Freunden abgebrochen und sind auch von der Bildfläche verschwunden. Fans und Medien spekulieren über ihr Verhalten. Viele meinen es sei eine Promo Aktion, andere meinen sie seien im Knast gelandet. Keiner kennt die Wahrheit.
Ich besuche seit einigen Woche eine Psychologin. Das habe ich nicht freiwillig getan - die Jungs haben mich dazu gedrängt. Ich bin ihnen auch dankbar dafür. Die Dame ist sehr nett, verständnisvoll und zuvorkommend. Ich fühle mich wohl und kann ihr auch Dinge erzählen, die ich den Jungs wegen Scham nicht erzählen kann.
Ich schlürfte weiter am zu heißen Tee und stellte die Tasse wieder auf den Tisch. Ich habe zwar einen Aushilfs-Job angefangen, wurde jedoch fristlos gekündigt, da ich nicht erschienen bin. Es fällt mich schwer, mich aufzurappeln und vor die Haustür zu gehen. Ich habe von meiner Ärztin meine Arbeitsunfähigkeit aufgrund von Depressionen unterzeichnet bekommen.
Ich denke jeden Tag an die Beiden, doch sie verschwenden keine Sekunde dafür, an mich zu denken. Sie haben ein tiefes Loch in meinem Herzen hinterlassen, welches wohl keiner wieder füllen kann.
Ich habe jeden Tag Selbstmordgedanken. Ich bin zwar gläubig und weiss, dass es eine Sünde ist, sich das Leben zu nehmen, aber manchmal habe ich das Gefühl, dass es keinen anderen Ausweg gibt, außer diese Welt zu verlassen. Ich fühle mich fehl am Platz.
Ist es normal, seine Eltern, seinen Bruder, seinen Verlobten und dazu die beste Freundin zu verlieren? Ich schaue mir die Menschen draußen an. So glücklich, zufrieden, wohlhabend, liebevoll. So tolle Familien, so tolle Paare, so tolle Geschwister. Ich möchte doch nur glücklich sein, ist das zu viel verlangt?

„Ich bin wieder da", hörte ich Dardan sagen und sofort wurde ich aus meiner Gedankenwelt gerissen.
„Ich bin hier", sagte ich in meiner monotonen Stimme und trank einen Schluck von meinem Tee. Dardan kam in die Küche und nahm sich sofort ein Glas Wasser und trank es eifrig aus. Er setzte sich zu mir an den Esstisch und lächelte mich an.

„Wie geht es dir?", fragte er, um ein Gespräch zu beginnen.
„Gut", log ich.
„Warst du heute bei der Psychologin?", fragte er und musterte mich. Ich nickte und schaute auf meine Tasse.
„Lass mal heute einen Film schauen", sagte er aus dem nichts und guckte mich wie ein kleines Kind mit großen Augen an. Ich konnte mit das Schmunzeln nicht verkneifen.
„Was für einen?", fragte ich nach.
„Irgendeinen Weinachtsfilm", schlug er vor und legte seine Tasse in die Spülmaschine.
„Weinachtsfilme im November?" Es ist doch noch Zeit bis Weihnachten?
„Die Menschen draußen denken, dass es schon Heiligabend ist. Überall Lichter, Tannenbäume und Lebkuchen" Wo er recht hat, hat er recht.
„Ich schalte jetzt einen Film an und du machst Popcorn, okay?"
Bevor ich ihm antworten konnte, rannte er schon ins Wohnzimmer. Ich nahm mir einen Topf, schüttete etwas Öl rein und danach den Mais. Nach 5 Minuten waren die Popcorn schon fertig und ich ging mit der großen Schale ins Wohnzimmer. Dardan saß schon eingekuschelt auf der Couch mit einer flauschigen Decke.
„Kevin alleine in New York? Wirklich?", lachte ich.
„Dein Lieblingsfilm", grinste er und öffnete seine Decke, damit ich mich neben ihn setzten konnte.
Der Film ist wirklich mein Lieblingsfilm. Ich könnte ihn 100 Mal schauen und es wäre immer wieder toll.
Mitten im Film bemerkte ich, dass ich meinen Kopf auf Dardans Schulter hatte und er seinen Arm um mich geschlungen hatte. Es erinnerte mich sehr stark an Cem. Ah Cem.. was du wohl gerade tust. Schon wieder schweifte ich mit meinen Gedanken ab und fiel in einen traumlosen Schlaf.

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An ALLE, denen es nicht so gut geht: Bitte hört auf euch den Kopf wegen unnötigen Dingen zu zerbrechen. Ich war früher genauso. Ich habe nachts wach gelegen, weil ich nur am Nachdenken war. Meine Gedanken haben mich wortwörtlich aufgefressen. Aber warum? Warum soll man sich in so jungen Jahren so viele Gedanken machen? Lebt euer Leben! Lacht! Seid glücklich! Wenn ihr mal wieder wegen etwas traurig seid, dann fragt euch: „Ist es in 5 Jahren genau so relevant, wie es jetzt ist? Werde ich da auch weinen? Werde ich dann auch non stop daran denken?" Die Antwort wird nein sein. In spätestens einem Jahr werdet ihr über euch selbst lachen.
MERKT EUCH EINS: Du sieht die Welt so, wie du sie sehen willst. Wenn du nur das negative siehst, wirst du nicht glücklich werden. Guck einmal rum und siehe, wie wertvoll das Leben ist. Wir leben nur 1 Mal und das für eine begrenzte Zeit. Schätzt es und kostet jede Minute aus. Seid Dankbar.