Kapitel 25

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Am liebsten wäre ich jetzt im Erdboden versunken. Mein Magen drehte sich - ich hätte jeden Moment erbrechen können. Mir wurde sehr warm und ich begann zu schwitzen. Ich wusste nicht, oder wir wussten nicht, was uns erwarten wird. Wird er uns umarmen und beglückwünschen? Uns verfluchen und hassen? Mich schlagen oder vielleicht sogar rausschmeissen? Ich hatte die letzten Tage schon die schlimmsten Szenarien im Kopf.

„Ihr verarscht mich doch gerade" sagte Nima und stand auf. Das bedeutet wohl eher was schlechtes. Meine Hoffnung sank.
„Wie lange geht das schon?! Hinter meinem Rücken?" Er schaute uns wütend an.
„1 Monat" flüsterte ich. Er ließ ein Seufzer raus und lief ungeduldig durch den Raum. Man merkte, dass er versuchte, sich selbst zu beruhigen, es fiel immer aber sehr schwer. Er griff nach seiner Zigarettenpackung, nahm eine Zigarette raus und zündete diese an. Ich schaute Cem verzweifelt an. Was sollte ich tun? Ich fühlte mich wie gefesselt.
„Das geht nicht zwischen euch.. Yasmin du musst einen Iraner heiraten!" sagte mein Bruder. Mit großen Augen schaute ich ihn an. Über das Thema Heiraten haben Nima und ich nie gesprochen. Es war mir viel zu unangenehm, mit ihm darüber zu reden. Ich wusste aber nie, dass er das für mich wünscht. Ich liebe mein Land zwar, hab mir aber selbst geschworen, dass ich niemals einen meiner Landsmänner heiraten möchte.
„Was sagst du da Nima, ich möchte das nicht!" Langsam stiegen mir die Tränen hoch. Ich muss stark bleiben.
„Was soll passieren, wenn das zwischen euch nicht klappt? Was sollen die Leute denken Yasmin? Keiner wird dich nehmen! Du kennst die Iraner doch!" schrie er mich verzweifelt an. Die Situation war zu viel für ihn. Er setzte sich wieder auf die Couch und vergrub sein Gesicht in seinen Händen.
„Wäre Baba hier" flüsterte er. Er schaute wieder hoch und zog an der Zigarette. „Er hätte das selbe gesagt" sagte er und schaute zur Seite. Warum kann er mir nicht in die Augen schauen?
„Baba und Mama hätten gewollt, dass wir glücklich sind!" sagte ich etwas lauter, während mir Tränen die Wangen runter liefen. Cem war ruhig und sagte nichts, das war auch gut so.
„Bitte Nima.. ich habe so gut wie immer auf dich gehört. Nie was mit Jungs gehabt oder so, ich hab immer das getan, was du wolltest. Ich weiss, dass du immer das Beste für mich willst. Cem ist das Beste für mich" Ich setzte mich neben ihn und umarmte ihn von der Seite.
„Cem liebt mich wirklich.. und wir beide wissen, dass ich bei ihm in guten Händen bin. Er ist Moslem, das ist das wichtigste" Cem stimmte mir zu.
„Bruder ich werde immer auf sie aufpassen und vor allem beschützen." Ich schaute zu Cem und lächelte ihn an. Er ist so süss.
„Cem was passiert wenn ihr euch trennt? Verrat mir das mal. Dikka du weisst wie es in unserer Kultur ist! Keiner will eine, die schon einen Freund hatte."
Warum geht er die ganze Zeit davon aus, dass wir uns trennen? Ich kann mir nicht vorstellen, dass Cem mich irgendwann verlassen würde. Seine Liebe ist dafür zu stark. Von mir erwarte ich das sowieso nicht, ich bin an diesen Jungen gefesselt. Ich könnte ihn nie los lassen.
„Nima versteh doch! Wir werden uns nicht trennen!" Ich wollte Nima nicht anschrein, aber ich muss selbstsicher sein, auch wenn es mir schwer fällt.
„Woher willst du das wissen?! Wer weiss was zwischen euch noch passieren wird? Keiner kann es voraus sagen!" Er hatte Recht, aber ich wollte ihm nicht zustimmen. Nima verstummte plötzlich, atmete tief aus und stand auf.
„Es gibt nur eine Lösung" sagte Nima und schaute uns abwechselnd an.
„Ihr müsst euch verloben."

Capo - Der gute JungeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt