8. Dezember

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Mittlerweile saßen Josh und ich in jeder Pause beieinander.

Bei wem sollte ich auch sonst sitze?

So war es auch heute. Es gab einen Zwischenraum, bevor man die kleine Sporthalle betrat und dort hatten wir uns niedergelassenen.

Auch heute arbeiteten wir wieder an unseren Zeichnungen, nur dass wir mittlerweile ein großes Blatt angeschafft hatten und wir beide unsere Figuren darauf verewigten.

,,Der sieht toll aus", sagte ich und deutete auf die Skizze von einem kleinen Wesen.

Noch immer sahen seine Figuren eher hinterlistig und fies aus, aber manche hatte ein komisches, verzerrtes Lächeln bekommen, das nicht ganz so wirkte, wie gewollt.

,,Ich habe die Idee dazu schon länger. Ich nenne sie Luks. Sie saugen das Böse aus Anderen raus. Sie werden zwar selbst dadurch ziemlich gemein, aber sie befreien die Allgemeinheit vom Bösen", erklärte Josh.

,,Irgendwie klingt das gut und vor allem gibt's dabei einen positiven Hintergedanken. Das ist doch schon mal was", scherzte ich.

Josh lächelte. ,,Ich schätze, ich werde mein Genre aber beibehalten. Es wird wohl immer böse Helden geben. Sonst wäre wahrscheinlich auch die Welt aus dem Gleichgewicht."

,,Ich male einfach so lange, bis es keine Kriege mehr gibt. Das ist doch mal ein Lebensziel, oder?", sagte ich und musste lachen.

,,Wenn das klappen würde, wäre das schön", sagte Josh grüblerisch.

Plötzlich begann sein Rucksack zu vibrieren und Josh zog ein altes Handy raus, dass tatsächlich noch Tasten, anstatt einen Touchscreen hatte.

Josh murmelte etwas Unverständliches und starrte dann auf den kleinen Display. Einige Sekunden später hielt er mir das Handy vor die Nase.

Hey Josh,
lass und heute wieder Mario Kart spielen, wenn du Bock hast?
Du kannst ja wieder zum Mittagessen kommen und dann haben wir genug Zeit.
Elias

Unvermittelt musste ich lächeln.

,,Ich schätze, du musst die nächsten Wochen damit verbringen mit meinem Bruder Mario Kart zu spielen", gab ich belustigt zurück.

Josh sah noch immer verwirrt aus. ,,Aber woher hat er meine Nummer?" Stirnrunzelnd sah er auf das Display.

,,Elias ist da ziemlich einfach gestrickt. Er hat wahrscheinlich dein Handy gesehen und die Nummer eingespeichert. Gewiss hat er bei dir auch ein Kontakt für sich angelegt", erklärte ich die Eigenarten meines Bruders.

Josh tippte auf seinem Handy rum. Es knackte unheilvoll und ich notierte  gedanklich ein Handy auf meiner Geschenkliste, obwohl ich natürlich wusste, dass es viel zu teuer war.

,,Tatsächlich, hier steht Elias in Klammern Gewinner",  murmelte Josh nun und grinste dann. ,,Dein Bruder ist ganz schön frech."

,,Oh ja, er kann einem auch ganz schön auf die Nerven gehen", sagte ich und packte meine Stifte wieder ein.

,,Meinst du?", fragte Josh.

,,Na sicher, wenn du Geschwister hättest wüsstest du, was ich meine. Die können einem manchmal tierisch auf die Nerven gehen", sagte ich, als ich meinen Rucksack schulterte. 

Josh packte seine Sachen ebenfalls ein und steckte das Bild in eine Kunstmappe, damit es nicht knickte. 

,,Ich hätte gern Geschwister", murmelte Josh und schien in Gedanken versunken zu sein.

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