14. Dezember

13 4 0
                                    

Am nächsten Morgen weckte meine Mutter uns wieder früher, sodass wir gemeinsam frühstücken konnten. Sie schien Gefallen an diesem Gedanken gefunden zu haben, vor allem weil sie die Hektik und den Stress am Morgen nicht mochte.

Also saßen wir um halb sieben, müde aber glücklich alle am Esstisch und verspeisten die Pfannkuchen, die meine Mutter zubereitet hatte. Wie so oft, hatten wir wieder eine Menge über, weil meine Mutter es immer zu gut meinte. Das machte aber gar nichts, denn flott hatte sie ein kleines Päckchen für Josh gepackt und es mir in die Hand gedrückt. 

Die Pfannkuchen überreichte ich ihm dann noch vor der ersten Stunde.

,,Meine Mutter hat mal wieder viel zu viel gemacht, deshalb hier ein paar Pfannkuchen und liebe Grüße von meiner Mutter", erklärte ich Josh, das Alufoliepäckchen, dass er verwirrt gemustert hatte. 

Als er von dem Hintergrund hörte, wirkte er erfreut und packte sogleich einen Pfannkuchen aus. 

,,Die sind wirklich lecker. Sag deiner Mutter danke von mir", gab er mit vollem Mund zurück.

,,Du kannst dich selbst bedanken, du kommst doch heute zum Essen oder?", fragte ich, denn ich hatte mich schon so an den Gedanken gewöhnt, dass Josh bei uns zu Mittag aß, dass es zur Gewohnheit wurde. 

,,Oh, heute kann ich leider nicht. Ich muss direkt nach der Schule arbeiten", sagte Josh ein wenig deprimiert.

,,Na ja, dann halt morgen", sagte ich flux und lächelte ihn aufmunternd an. 

,,Ja, vielleicht, aber ich will euch keine Umstände machen", murmelte er jetzt.

Irritiert sah ich ihn an. ,,Du machst gar keine Umstände wirklich nicht. Meine Mutter kocht doch sowieso die meiste Zeit zu viel. Wenn du nicht zum Essen da wärst, würden die Reste wahrscheinlich in den Müll fliegen. Also sag sowas nicht. Du bist bei uns immer willkommen", klärte ich Josh auf, wobei ich ihm einen strengen Blick zu warf, woraufhin er lächelte.

,,Schon gut, ich habs verstanden", sagte er grinsend.

Als ich am Nachmittag nach Hause kam, gegessen hatte und meinen restlichen Tag auf dem Sofa plante, fragte Ella begeistert, ob wir nicht Schlittenfahren könnten.

,,Nein, Ella, ich bin froh, wenn ich nicht in den Schnee muss und trocken bin", sagte ich genervt, musste aber an den Nachmittag denken, als wir den Schneemann gebaut hatten und dann alle samt im Schnee gelandet waren und wie viel Spaß das gemacht hatte.

,,Bitte, bitte, bitte, bitteeeeeee", bat mich Ella.

Ich gab jedoch nicht nach, denn meine Lieblingsserie lief und die wollte ich nicht verpassen, aber dann sah mich meine Mutter mit strengem Blick an und mir blieb keine Wahl mehr. 

Wir zogen uns beide warm an und schnappten uns den Schlitten aus dem Carport. 

Ich erinnerte mich an eine Stelle, an der wir früher mit meinem Vater Schlitten gefahren sind und zu der waren wir jetzt auf dem Weg. 

Der Wald war nicht weit von unserem Grundstück entfernt und wenn man am Waldrand entlang ging, kam man nach kurzer Zeit zu einem Hügel, der sich als Rodelbahn perfekt eignete. Das einzige worauf man achten musste, war der kleine Bachlauf und die großen alten Bäume die sich am Fuße des Hügels befanden. Sonst war man hier ganz allein, denn links vom Waldrand befanden sich bloß einige Felder und rechts von uns begannen ein wenig entfernt die ersten Häuser.

Da wir nur den einen Schlitten hatten rutschten wir entweder gemeinsam oder jeweils allein den Berg runter. Einzig allein, der Aufstieg nach jeder Abfahrt war mühsam. 

Ich wartete wieder einmal oben, während Ella mit dem Schlitten runtergefahren war.  Dieses Mal ließ sie sich jedoch besonders viel Zeit wieder nach oben zu kommen.

,,Ella", rief ich nach unten und meine Stimme hallte laut auf den Feldern.

Es war ein ganz schönes Stück bis an den Fuß des Hügels, sodass Ella wirklich nur ein ganz kleiner Punkt von hier oben war. Ich konnte nicht mal ausmachen, ob sie stand oder saß.

,,Ella, wo bleibst du denn?", rief ich erneut, doch ich bekam keine Antwort oder hörte sie nicht, wegen der Entfernung und des Windes.

Ich holte tief Luft und stieg dann durch den Schnee nach unten, der hier auf den Feldern viel höher war, als in der Stadt.

Zuerst sah ich den Schlitten, der einsam am Fuße des Hügels lag und bekam sofort Herzklopfen, als ich Ella nicht in der Nähe entdecken konnte. Doch dann sah ich ihre rote Mütze einige Meter entfernt. Sie war in die Richtung des Wohngebiets gelaufen und jetzt sah ich was ihre Aufmerksamkeit erregt hatte. 

Ein schwarzer Golf IV stand dort mitten im Schnee, scheinbar auf einer Fläche, die sonst mit Gras bedeckt war.

Ella lief um das Auto herum und spähte in die Fenster hinein.

,,Was machst du denn da?", fragte ich genervt darüber, dass sie einfach weggelaufen war und doch war ich auch neugierig, was dieses Auto hier machte. 

,,Schau mal." Sie winkte mich herbei ohne auf meinen genervten Tonfall einzugehen. ,,Warum steht hier mitten auf dem Feld ein Auto?"

Ich trat näher an den Golf heran und sah, dass er ziemlich rostig wirkte. 

,,Wahrscheinlich hat ihn jemand hier vergessen oder braucht ihn nicht mehr", sagte ich achselzuckend. 

,,Aber warum ist er dann frei von Schnee?", gab mir Ella zu bedenken und deutete auf das Dach und die Windschutzscheibe.

Das war wirklich komisch. Der Golf stand fast einen Meter hoch im Schnee, aber auf ihm war keine Flocke zu sehen. 

,,Ich weiß nicht", sagte ich und mir war plötzlich unbehaglich zu mute. ,,Lass und wieder zurück gehen, okay?" 

,,Hmm ...", machte Ella nur und ich wusste sie wollte noch länger bleiben, um herauszufinden, was es mit diesem Auto auf sich hatte. Mit ihrer Neugierde war sie sogar mir überlegen.

,,Ella, komm schon, ich bin halberfroren und muss dringend ins Warme. Lass und gehen", erwiderte ich nun strenger. 

Ella blickte auf und sah, dass mein Blick keinen Widerspruch duldete, also schlurfte sie zu mir. Zusammen machten wir uns auf den Heimweg, jedoch ohne zu wissen, dass zu Hause ein Donnerwetter auf mich warten würde.

WichtelnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt