9. Dezember

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Morgens war es bei uns eigentlich immer hektisch. Alle rannten halb angezogen durchs Haus, suchten die Klamotten für den Tag zusammen und putzen sich währenddessen die Zähne oder aßen ein Toast.

Meine Mutter war dann immer heilfroh, wenn alle, mit all ihren Sachen das Haus verlassen hatten, denn nicht selten kam es vor, dass irgendjemand etwas vergaß.

Heute war es, aus welchem Grund auch immer, anders. Wir saßen um halb sieben alle fertig angezogen am Küchentisch und frühstückten gemütlich.

Und noch etwas war anders heute Morgen. Als ich fast fertig mit meinem Müsli war, klingelte es. Meine Mutter und mein Vater warfen sich fragende Blicke zu, doch bevor einer von ihnen zur Tür gehen konnte, war Ella schon aufgesprungen und hatte die Tür aufgerissen.

,,Jooosh", rief sie begeistert.

Ich stand auf und ging in den Flur, wo ich Josh vorfand, der verlegen lächelte.

,,Morgen", sagte er. ,,Ich dachte wir könnten vielleicht zusammen zur Schule fahren, natürlich mit dem Bus, sonst passt es ja nicht."

,,Ja, warum nicht", gab ich langsam von mir. ,,Komm doch noch rein, aber zieh die Schuhe aus."

Josh tat wie ihm geheißen und stand wenige Minuten später in der Küche. Meine Mutter hatte ihm bereits eine Tasse heißen Kakao vorgesetzt, denn als sie seine Finger gefühlt hatte, waren diese eiskalt gewesen.

Mein Vater hatte sofort als Josh reinkam gesagt, dass wir nicht alle ins Auto passen würden und dass wir nicht jeden Tag einen mehr hinten rein quetschen könnten. Aber er wollte auch nicht, dass wir mit dem Bus fuhren, also fuhr er uns noch ein wenig früher als sonst zur Schule und holte dann Elias, Ella und Mira ab.

Es war eine nette Geste gewesen und ich war erstaunt, dass mein Vater dass gemacht hatte. Aber auch er schien Josh zu mögen, was natürlich dazu beigetragen hatte.

Wir stiegen am Parkplatz oberhalb der Schule aus und hatten das Pech in diesem Moment von Vanessa und Daniel beobachtet zu werden.

,,Oh, sieh nur, das Liebespaar kommt jetzt sogar zusammen zur Schule", frotzelte Vanessa.

,,Wir sind kein Liebespaar", zischte ich und ging mit erhobenem Kopf an ihr vorbei, ebenso wie Josh, der sich aus ihr gar nichts machte.

,,Ja, na klar, dafür hängt ihr aber ziemlich oft zusammen", rief sie uns noch hinterher.

Mit einem mal drehte ich mich um und starrte sie an. ,,Ja, das tun wir und das nennt man Freundschaft, falls du es noch nicht wusstest. aber woher auch, du bist so kalt wie ein Stein", rief ich wütend.

Vanessa schien darauf keine Antwort zu haben und starrte mich nur mit überheblichem Blick an.

Josh zog mich am Arm und nur widerwillig ging ich mit ihm weiter.

,,Danke", flüsterte er dann.

,,Was?", fragte ich verwirrt, weil ich innerlich noch immer bei der Auseinandersetzung mit Vanessa war.

,,Dass du unsere Freundschaft so ernst nimmst", kam es von Josh. 

Überrascht sah ich ihn an und lächelte dann.

,,Hast du heute Nachmittag schon was vor?", wechselte Josh nun das Thema.

,,Nein", sagte ich schlicht und beobachtet neugierig seine Miene. ,,Warum?"

,,Lass und was unternehmen. Ich hab da eine Idee", sagte er dann freudig.

,,Toll", sagte ich begeistert. ,,Dann habe ich schon mal einen Grund nicht auf meine Geschwister aufpassen zu müssen."

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