23. Dezember

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Ich war verdammt froh, dass dieser Schultag mein letzter für dieses Jahr sein würde und so war ich halbwegs gut gelaunt, als ich in der Schule ankam.

Heute war ich nicht die erste im Klassenraum, denn als ich die Tür öffnete war bereits Herr Baumgartner dort und dekorierte eifrig die Tische, die er heute zu Gruppentischen zusammengestellt hatte.

Auf jedem Tisch lagen in der Mitte eine weihnachtliche Serviette, ein Teelicht und eine kleine Schale mit Plätzchen. Es sah wirklich nett aus.

,,Guten Morgen“, sagte er fröhlich. ,,Freust du dich schon auf die Ferien?“

,,Definitiv“, sagte ich und musste Grinsen.

,,Wie ist es dir denn mit deinem Wichtelpartner ergangen?“, fragte er, während er auf jedem Tisch Zettel verteilte.

,,Wirklich gut, es war eine tolle Idee das Wichteln so zu gestalten“, sagte ich und dachte daran, dass Josh sein Geschenk erst später im Krankenhaus bekommen würde.

Herr Baumgartner nickte und schien zufrieden, dass wenigstens zwei Schüler in der Klasse die Botschaft verstanden hatten. Er drehte sich um und begann irgendwas in seiner Tasche zu kramen, während ich mich setzte und auf die Ankunft der anderen wartete.

Um viertel vor acht begannen wir pünktlich und Herr Baumgartner begann natürlich nicht mit dem Wichteln, sondern machte normalen Unterricht. Erst in der vierten und letzten Stunde sprach er das Thema an.

,,So, ich hoffe ihr habt alle eure  Geschenke dabei. Dann würde ich sagen wir gehen der Liste nach und jeder überreicht sein Geschenk an den anderen“, sagte Herr Baumgartner.

Jeder zog eine kleines oder großes Päckchen aus dem Rucksack und legte es vor sich auf den Tisch. Dann durften ich den anderen Schülern zugucken, wie sie die Geschenke übergaben.

In den meisten Päckchen war tatsächlich bloß Schokolade, was Herr Baumgartner mit einem enttäuschten Kopfschütteln quittierte.

Manche Schüler hatten sich aber wirklich Gedanken gemacht und das beherzigte Herr Baumgartner genauso.

Mich übersprang er zum Glück, denn ich hatte ihm gestern erzählt, dass Josh im Krankenhaus lag, aber bald wieder zu Hause sein würde. Wobei ich nicht sagte, dass sein Zu Hause zu vor der alte Golf seiner Eltern war.

Am Ende musste etwa die Hälfte der Klasse ein Referat halten, während die andere ohne Lasten in die Ferien gehen konnte.

Nach der letzten Stunde fuhr ich mit dem sorgfältig eingepackten Päckchen sofort zu Josh ins Krankenhaus.

In seinem Zimmer saß er ziemlich unzufrieden auf dem Bett.

,,Hey“, sagte er erleichtert. ,,Du musst mich retten. Lass uns in die Cafeteria gehen oder so.“

Josh stand auf und zog sich Turnschuhe über die Socken. Er trug eine Jogginghose und ein T-Shirt, das eher neu wirkte. Dann fiel mir ein, dass meine Mutter ihm ja neue Sachen vorbei gebracht hatte. Sie hatte zwar auf Joshs Anweisung hin zusammen mit meinem Vater den altem Golf durchsucht, weil Josh darauf beharrt hatte seine alten Sachen zu tragen, doch dort hatten sie laut meiner Mutter nichts Brauchbares gefunden.

,,Und wie ist es?“, fragte ich während wir durch die Gänge liefen.

,,Mir geht's super echt. Ich hatte ja gehofft der Ahlers würde mich heute gehen lassen, aber er wollte wohl nicht.“ Betrübt zuckte Josh mit den Schultern.

,,Den einen Tag kriegst du auch noch hin und ich bin ja jetzt hier um dich abzulenken und die andern wollten später auch noch kommen, soweit ich weiß“, munterte ich ihn auf.

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