12. Dezmeber

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,,Alles klar Luigi?", fragte ich Josh, als ich am Montagmorgen in die Klasse kam.

,,Na sicher", sagte er belustigt. 

,,Ich wollte dir nochmal danken, dass du das für meinen Bruder getan hast und mich entschuldigen, dass ich sauer auf dich war", erklärte ich, während ich mich neben ihm niederließ.

,,Habe ich wirklich gern gemacht. Aber warum warst du sauer?" Josh sah mich stirnrunzelnd an.

,,Samstagmorgen bist du einfach verschwunden und wir wussten alle nicht, wo du bist und dass du dich nicht gemeldet hast, hat es nicht besser gemacht", erwiderte ich.

,,Ich musste arbeiten." Josh wandte sich ab um seine Schulsachen auszupacken.

,,Sonntag auch?", fragte ich ungläubig.

,,Nein, Sonntag habe ich mit deinem Vater die Kartbahn für Elias vorbereitet", sagte er schlicht.

Mir fiel die Sache mit dem Telefon ein. ,,Ich habe bei dir zu Hause angerufen, aber die Nummer war nicht aktuell. Gibst du mir mal die Richtige?"

Josh hielt plötzlich in seiner Bewegung inne und starrte auf den Tisch vor sich. ,,Welche Nummer meinst du?", fragte er mit zitternder Stimme.

Verwirrt betrachtete ich ihn. ,,Die, die auf der Klassenliste steht. Du weißt schon, jeder hat einen zu Beginn des Schuljahrs bekommen."

,,Oh, ach so." Josh schien sich wieder zu entspannen und begann jetzt auf dem Umschlag seines Heft zu kritzeln.

,,Und? Kriege ich die Nummer?", fragte ich wieder. Ich fragte mich wirklich, warum es so schwer war private Dinge aus ihm herauszubekommen.

,,Unser Telefon ist kaputt", sagte er knapp.

Ich fragte nicht weiter nach, doch irgendwie war es komisch. 

,,Wollen wir nicht heute mal zu dir? Ich würde gern deine Eltern mal kennenlernen", fragte ich dann. 

Josh wurde ziemlich blass, was ich schon ziemlich merkwürdig fand, aber dann blaffte er mich an: ,,Meine Eltern gehen dich nichts an und es wäre wirklich toll, wenn du aufhören würdest mich auszufragen."

Erschrocken zuckte ich zurück und jetzt war ich endgültig verwirrt. Warum reagierte er denn jetzt so über? Es war doch bloß eine einfach Frage.

Seufzend drehte er sich weg. 

Ich antwortete nicht auf seinen Ausbruch und auch in der folgenden Stunde redeten wir kaum ein Wort miteinander. Immer mehr keimte in mir ein ungutes Gefühl auf und in der Pause sagte ich das erste Mal, dass ich die Zeit allein verbringen wollte. 

Ich hatte einen vagen Plan, von dem ich mir selbst nicht sicher war, ob es richtig war. Aber irgendetwas stimmte nicht mit Josh, da war ich mir sicher. 

Deshalb schlich ich mich in der Pause zurück ins Klassenzimmer, was nicht gerade einfach war, denn wir durften während der Pausen nicht nach oben. Ich schaffte es und schlich zum Pult, wo ich hoffte, das Klassenbuch zu finden. Zu meinem Glück war es dort. Ich blätterte es hektisch durch und fand ganz hinten eine Liste, wo nicht nur Name und Telefonnummer standen, sondern auch die Adressen der Schüler. Ich fotografierte die Adresse von Josh ab und machte mich so schnell es ging wieder nach unten. Prompt klingelte es und ich war die Erste, die wieder nach Oben marschierte. 

Auf dem letzten Treppenabsatz hielt mich Josh am Arm fest. ,,Hey, es tut mir leid, ich wollte nicht so aus der Haut fahren. Das ist eigentlich nicht meine Art", sagte er bedrückt und ich merkte sofort, dass es ihm ehrlich leid tat.

,,Schon gut", sagte ich und machte eine abtuende Handbewegung.

Während wir so nebeneinander zur Klasse gingen, bekam ich ein schlechtes Gewissen.

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