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Inzwischen war es einen Monat her, dass Jacob an meinem 16. Geburtstag mit mir Schluss gemacht hatte.
Richtig gehört.
An meinem verdammten Geburtstag.

Die erste Woche war ich nur Zuhause gewesen, hatte die Schule geschwänzt. Hatte mir jeden Tag heulend Twilight reingezogen, bis ich schließlich die Prologe auswendig konnte. Besonders die zwischen Isabella und Jacob.

In der zweiten Woche, hatte ich mich wieder aufgerappelt. Mit meinen besten Klamotten war ich in die Schule gegangen. Ich war sogar geschminkt gewesen und hatte mit aller Macht versucht, von jedem Typen Aufmerksamkeit zu bekommen. Hat auch recht gut geklappt, bis MJ mir so heftig eine geklatscht hatte, dass ich endlich wieder zu mir kam.
"So geht das nicht weiter Laura! Komm mit!"
Am Sonntag Abend hatten wir uns in Schwarz gehüllt und waren mit Eiern bewaffnet zu Jacob's Wohnung gegangen. Die ganze Tür und das halbe Treppenhaus waren voll mit Eiern.
Am Montag kam er nicht in die Schule.

Die dritte Woche war ich ziemlich wütend gewesen, hatte mich jedoch mit MJ abgelenkt. War ins Kino gegangen, in den Central Park oder zu Jugendtreffen, die aber nicht so mein Fall waren.

Und jetzt in der vierten Woche, hatte ich endlich verstanden, dass er mir egal war.
Er verpasste etwas, nicht ich.
Football war langweilig geworden, genauso wie Audis oder schicke Anzüge. Alles was mich an ihn erinnerte, war langweilig.
So langweilig, dass ich ihn überhaupt nicht mehr wahrnahm. Er war wie ein Geist, einfach unsichtbar.
Selbst als er mich heute angesprochen hatte, hatte ich nicht verstanden was er gesagt hatte. Das Gesagte war zu langweilig gewesen.

"Hey, Laura. Alles klar?", fragte MJ. Sie hatte eine fettes Grinsen auf dem Gesicht, das mir Unbehagen bereitete. Sie grinste nie.
"Ähm, ja. Bei dir auch?"
Sie nickte grinsend. Verwirrt runzelte ich die Stirn und schaute umher.
Bis ich es nicht mehr aushielt.
"Warum zur Hölle grinst du so?"
Sie lachte auf, ich lächelte fassungslos. "Ach nichts besonderes. Nur, dass man mich zu einem Bewerbungsgespräch in der Stadtbibliothek eingeladen hat."
Es dauerte einige Sekunden bis ich ihre Worte verstand. Langsam öffnete sich mein Mund.
"Was?"
"Ich arbeite vielleicht bald in der Bibliothek " grinste sie weiterhin. Ich fing an zu lächeln. Voller Freude umarmte ich sie. Lachend tätschelte sie meinen Rücken.
Ich weiß, es mag sich nach nichts besonderem anhören, aber das war ihr Traum. Und ihr Traum war womöglich bald erfüllt.
"Was geht denn hier ab?"
Ich schreckte kurz zusammen und schaute auf. Ned setzte sich neben mich, ein Tablet in den Händen haltend. Ich lachte und antwortete:"Das muss dir MJ erzählen."
Mit aufmerksamen Blick sah Ned zu MJ, die auch voller Freude anfing zu erzählen. Auch ich lauschte gespannt zu.
Doch als ich meinen Blick hob, stockte ich. Fast rennend kam er auf uns zu.
Das braune Haar war zerzaust und ein angestrengter Blick lag auf dem müden Gesicht.
Außer Atem setzte er sich zu uns.
"Hey Leute."
"Du bist wieder da?", fragte Ned. Anscheinend hatte selbst er nicht gewusst, dass er heute wieder kommen würde. Denn kurz bevor Jacob an meinem Geburtstag mit mir Schluss gemacht hatte, war er spurlos verschwunden. Er hatte auf keine Nachricht reagiert, keinen Anruf entgegen genommen und in die Schule kam er auch nie mehr.
Ned war sogar bei ihm Zuhause gewesen, aber dort war er auch nicht.
Doch seine Tante war ziemlich entspannt. "Er ist auf Betriebsausflug", hatte sie gesagt.

"Ja, ich bin zurück."
Kurz sah er mich an, unsere Augen trafen sich. Es war nur ein kurzer Moment, aber diese Augen hatten mir den Tag gerettet.
"Und wo warst du, Peter?"
Er schaute Michelle lange an, bis er etwas nervös antwortete:"Naja, bei Tony Stark. Wir hatten einen ziemlich großen Auftrag in Japan."
"Japan?", wiederholte ich fragend. Er nickte nur, sah mich dabei nicht wirklich an.
Seit dem Homecoming Ball hatten wir uns auseinenander gelebt. Zwar war der nur zwei Monate her, aber seit unserem letzten Gespräch zwei Tage danach, hatten wir nicht wirklich miteinander geredet.

"Leute, ich muss los. Wir sehen uns später", warf ich in das nicht bestehende Gespräch ein und stand auf. "Geh nur zu deinem Lover."
Ich bewegte mich nicht.
"Peter!"
Mit Tränen in den Augen sah ich ihn an. Sein wütender Blick lag auf mir. Die Augen, die meinen Tag gerettet hatten, zerstörten ihn wieder.
"Nur zu deiner Info. Er hat mich an meinem Geburtstag sitzen gelassen. Aber das wüsstest du, wenn du hier gewesen wärst."
Und wieder rannen Tränen meine Wangen hinab. Ohne ein weiteres Wort ging ich aus der Mensa. Eigentlich wollte ich zu meinem Spind, doch meine Füße trugen mich zur Mädchentoilette.
In einer der vier Kabinen setzte ich mich auf das Klo und schneutzte ins Klopapier.
Bis ich plötzlich die Tür aufschwingen hörte. Leise zog ich meine Füße hoch und wischte die Tränen weg. Ich wollte schon aus der Kabine gehen, als ich eine nur allzu bekannte Stimme hörte.
"Bin ich froh, dass er mit ihr Schluss gemacht hat. Jetzt kann ich mich wieder an ihn ranwerfen."
"Jetzt schon? Es ist doch erst einen Monat her", antwortete eine fremde Stimme, die ich keiner Person zuordnen konnte.
"Ach, das ist doch egal. Sie waren doch nur einen Monat zusammen. Er wird jemanden als Ablenkung brauchen. Und wer wäre da nicht besser geeignet als ich."
Ich verdrehte die Augen.
Diese verdammte...
Es klingelte. Kurz darauf verließen die zwei den Raum, ließen mich wieder allein.
Die Zwillingsschwester, dessen Name mir zu langweilig war, ging mir schon länger auf den Geist. Egal wann sie mich sah, sie musste mich irgendwie bloßstellen. Aber selbst das war mir zu langweilig.
Alles was mit diesem Scheiß zu tun hatte, war langweilig.

Ich war langweilig.

Want you, Spidey Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt