"Wo warst du heute nach der Schule? Ich hab dich gesucht!"
Ich seufzte und antwortete:"Tut mir Leid, Michelle. Ich musste einfach nach Hause."
"Ist es wegen Peter?"
Ich blieb still. Dann, ohne es wirklich zu wollen, sagte ich:"Ich kann nicht glauben, dass du in ihn verliebt bist."
Nun war sie still. Nur ihr beschleunigter Atem war zu hören.
"Bin ich gar nicht", flüsterte sie.
Ich schnaubte und schrie:"Doch bist du! Das hast du mir beim Ba gestanden! Du warst nur zu besoffen um dich daran zu erinnern!"
Voller Wut legte ich auf.
Ich war so kurz davor das verdammte Handy gegen die Wand zu schmeißen, doch ich ließ es bleiben."Laura? Willst du was spielen?" Ein breit lächelnder George kam zu mir und setzte sich auf das weiche Bett. Auch ich musste lächeln.
George, mein kleiner Bruder, war ein Engel. Ein kleiner Engel, der mich so wie ich war, liebte.
"Na klar. Was willst du spielen?"
Er überlegte. "Mensch-Ärger-Dich-Nicht."
Ich nickte und wir standen auf. Hand in Hand liefen wir in die Küche. Er setzte sich an den Tisch, ich holte das Spiel aus dem Wohnzimmer.
"Welche Farbe?"
"Blau!"
"Gut, dann bin ich rot", lachte ich. Doch als ich die beiden Farben sah, stockte ich.
Rot und blau.
Blau und rot.
Spider-Man.
"Du bist dran."
Ich kam aus meiner Schockstarre. Dann würfelte ich.Ich stellte gerade die fertig gewordene Lasagne in den vorgeheizten Ofen, als es plötzlich klingelte. "George! Machst du bitte die Tür auf?!"
Er rannte aus seinem Zimmer und zur Tür. Ich stellte den Wecker ein und legte die Backhandschuhe für später bereit.
"Laura!"
Ich verdrehte die Augen und lief zur Haustür. Dort stand mein kleiner Bruder, neben ihm Michelle.
"Was willst du?", fragte ich schroff.
"Ich muss mit dir über unser Telefonat reden. Ans Handy gehst du ja nicht", war ihre Antwort. Ich schüttelte verärgert den Kopf und sagte:"Tja, tut mir Leid, aber ich muss den Tisch decken."
"Das kann ich übernehmen!"
George traf mein wütender Blick. Doch ich schnaubte und sagte:"Na schön. Fünf Minuten!"
Verlegen kam sie herein, George schloss die Tür und lief an mir vorbei in die Küche.
Ich deutete Michelle mir zu folgen, sie tat es.In meinem Zimmer setzte ich mich auf das Bett. Sie kam herein, schloss die Tür und lehnte sich dagegen.
Lange war es still. Nur unsere Augen glotzten sich an.
"Also?", fragte ich genervt.
MJ verschränkte die Arme.
"Du weißt also schon zwei Monate lang, dass ich in Peter verliebt bin? Also, du denkst das zumindest?"
"Worauf willst du hinaus?"
Ihr Blick fiel auf den Boden, doch dann sagte sie:"Ich bin nicht in ihn verliebt."
Lauthals lachte ich auf.
"Du bist so eine Lügnerin! Ich fass es einfach nicht!"
Nun war ich wütend, richtig wütend.
"Laura, es ist wahr. Vor zwei Monaten war ich in Peter verliebt, das ist wahr. Aber seit er sich so blöd und scheiße benommen hat, hab ich das Interesse verloren. Ich meine, er war einfach weg. Puff!"
"Und das soll ich dir glauben?"
Sie zuckte die Schultern.
"Das hängt von dir ab. Ich hab dir das jetzt anvertraut, es liegt an dir ob du mir glaubst oder nicht."
MJ öffnete die Tür und ging hinaus. Nach kurzer Zeit hörte ich George einen Abschied rufen, bald darauf fiel die Haustür zu.
Kurz darauf kam George zu mir und fragte:"Alles wieder gut zwischen euch?" Ich lächelte und sagte:"Das wird schon wieder. Aber jetzt falten wir Servietten. Das wolltest du doch lernen?"
Fröhlich hüpfte er auf.Schon lange waren vier Servietten gefaltet, als endlich die Lasagne fertig war. Und als ob meine Eltern den Wecker gehört hatten, kamen sie schon bei der Haustür herein.
"Wir sind wieder da!", rief meine Mom. George rannte zu ihr und umarmte sie, dann kam mein Vater dran. "Das Essen ist gerade fertig geworden", grinste ich.
Obwohl mir gar nicht nach Grinsen war.
Zuerst war Peter wieder aufgetaucht, total wütend auf mich. Dann hatte ich die blöde Kuh auf dem Klo belauscht und jetzt hatte ich auch noch Streit mit meiner besten Freundin.
Heute war eindeutig nicht mein Tag. Aber damit wollte ich meine Eltern nicht belasten. Sie mussten eh schon zu viel arbeiten, da konnten sie wenigstens Zuhause die Ruhe genießen."Ich geh schlafen. Gute Nacht", sagte ich, stand auf und ging in mein Zimmer. Dort zog ich mich um, legte mich ins Bett und schloss müde die Augen.
Doch der Schlaf wollte mich heute nicht einholen. Er ignorierte mich. Vielleicht war ich selbst für Schlaf zu langweilig.Auf einmal klopfte es.
Seufzend setzte ich mich auf und lief zur Tür. Leise schloss ich auf und öffnete sie. Aber da war niemand.
Verwirrt schloss und versperrte ich die Tür wieder. Langsam drehte ich mich um.
Mein Blick fiel auf die Balkontür.
War er etwa gekommen?
War Spider-Man gekommen um mich zu besuchen? Um sich zu entschuldigen?
Anscheinend war ich für seinen Geschmack zu langsam, denn es klopfte nochmal, dieses Mal sogar lauter.
Extra langsam ging ich zum Balkon. Vorsichtig zog ich die Vorhänge zur Seite. Und tatsächlich. Da stand er.
Die Maske versteckte sein Gesicht, der Anzug seinen gut geformten Körper. Ich schnaubte, öffnete aber trotzdem die Balkontür.
Ohne ein Wort kam er herein, schloss die Balkontür hinter sich und sah mich an. In einem Pyjama von Mickey Mouse stand ich da, die Arme verschränkt. "Was willst du, Peter?"
Ich hörte ihn seufzen und er zog seine Maske ab. Die Haare waren verwuschelt, das ihn kindlicher wirken ließ.
"Ich will mich entschuldigen. Das was ich heute gesagt habe, war gemein und fies und scheiße gewesen. Und auch, dass ich nicht für dich da war. Ich habe mich ein bisschen schlau gemacht. Es war dein 16. Geburtstag gewesen, richtig?"
Traurig sah ich zu Boden und nickte. Plötzlich erblickte ich ein kleines Viereck, eingepackt in grauen Zeitungspapier.
"Für dich. Zum Geburtstag. Zwar einen Monat zu spät, aber immerhin. Besser als das 'Geschenk' von Jacob."
Der sarkastisch Unterton ließ mich kurz lächeln. Vorsichtig nahm ich das Viereck und fing an das Zeitungspapier ab zu reißen.
Zum Vorschein kam eine blaue Schachtel. Auf dem Deckel war ein mir unbekanntes goldenes Symbol.
Ich nahm den Deckel ab und stockte.
"Aber. Wie?"
Peter zog seine Handschuhe ab und holte vorsichtig die vergoldete Kette heraus. Der Anhänger hatte die Form eines vierblättrigen Kleeblatts. Er strich mir die Haare vom Hals und legte mir die Kette um. Sanft lag sie an meiner Haut.
"Woher hast du die?"
"Die hatte mein Onkel mir gekauft. Er sagte, ich solle sie einem ganz besonderem Mädchen geben, sollte ich es gefunden haben."
Ich schaute auf. Sanft lag sein Blick auf mir.
Ich musste mich wirklich zusammenreißen nicht zu lächeln.
"Weißt du, dass es echt schwer ist dich zu hassen, wenn du solche süße Sachen machst?"
"Dann hasse mich nicht." Er kam einen Schritt näher. Ich ging etwas zurück.
"Peter, du warst einen ganzen Monat lang weg. Davor hatten wir kaum geredet. Heute kommst du endlich wieder und dann schmeißt du mir solch einen Scheiß an den Kopf. Weißt du wie verletzend das war?"
Er biss sich auf die Lippe. Verlegen sah er mich an. "Es tut mir Leid. Wirklich. So sehr, dass es weh tut. Ich wollte mich selbst schlagen, nachdem ich deine Tränen gesehen hab. Aber erst als es mir Michelle erklärt hat, habe ich verstanden."
Ich strich mir über das Gesicht.
"Was bringt es mir, dir zu verzeihen?" "Dann können wir endlich wieder normal miteinander umgehen. Endlich wieder befreundet sein können."
Ich ließ mich auf das weiche Bett fallen. Er setzte sich neben mich. Die Handschuhe und die Maske lagen auf dem Boden.Wir saßen lange da. Die Zeit verging. Lief uns davon. Doch nun hatte ich mich entschieden.
"Ich verzeihe dir."
Ich sah auf, er lächelte mich an.
Plötzlich zog er mich in eine Umarmung. Lachend ließ ich sie zu.
"Danke. Ich danke dir."
"Aber du darfst mich nie wieder im Stich lassen. Und auch nicht MJ und schon gar nicht Ned. Der hat das am wenigsten verdient."
"Ich verspreche es."
Zufrieden grinste ich."Wir sehen uns morgen. Schlaf gut."
"Gute Nacht, Peter."
Er streckte seinen Arm aus und schwang davon. Kurz sah ich ihm nach, doch dann war es zu kalt. Ich schmiss mich ins warme Bett.
Meine Freundschaft mit Peter war gerettet. Nun fehlte nur noch MJ.
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Want you, Spidey
FanfictionFortsetzung von ~Spider-Love~ Wenn alles den Bach runter geht, doch dieser eine Hoffnungsschimmer bestehen bleibt.