Schnell lief ich zum Bus. Zwar war ich wegen gestern Nacht noch total übermüdet, aber das war es wert gewesen.
Außer Atem stieg ich in den Bus. Ich ließ meinen Blick schweifen.
Und da saß er.
Spider-Man ohne Anzug.
Auch er hatte mich erblickt.
Lächelnd winkte er mich zu sich. Wackelnd kam ich zu ihm und ließ mich neben ihm nieder. Die Schultasche klemmte ich zwischen den Füßen ein.
"Guten Morgen."
"Hey, Peter. Alles gut?" Er sah mich lange an und grinste. Sein Blick fiel auf die goldene Kette die ich seit gestern Nacht nicht mehr abgelegt hatte. "Seit gestern fühl ich mich wie neu geboren. Also sehr gut."
Ich lachte ein wenig.
"Das freut mich."
Er legte seinen Arm um meine Schulter und ich lehnte mich an ihn. Es war ein kurzer, intimer Moment. Und automatisch dachte ich an unseren Kuss, der eine gefühlte Ewigkeit her zu sein schien.
Doch diese Gefühle durfte ich nicht mehr zulassen. Das würde nur alles zerstören. Alles wieder kaputt und kompliziert machen.
Und diese zwei Dinge hatte ich in letzter Zeit zu viel in meinem Leben gehabt.Wir waren auf dem Weg zu unseren Spinden, als ich plötzlich MJ im Mädchenklo verschwinden sah. Ich schaute zu Peter und sagte:"Geh du schon mal. Wir sehen uns zur Pause. Ich muss noch etwas erledigen."
"Klar. Bis dann."
Er ging gelassen weiter. Kurz lag mein Blick noch auf ihm, doch schon bald löste ich mich von seiner Gelassenheit.
So schnell ich konnte rannte ich zur Toilette. Etwas außer Atem kam ich in dem kleinen Raum an. Sie war gerade beim Hände waschen, als sie perplex zu mir sah.
Seufzend schaltete sie das Wasser aus, trocknete ihre Hände ab und wollte an mir vorbei gehen, doch ich hielt sie ab.
"MJ, warte. Bitte."
Sie verschränkte die Arme und sah mich abwartend an.
"Ich will mich bei dir für gestern entschuldigen. Das was ich gesagt habe, war falsch. Und wenn du sagst, dass du ihn nicht mehr magst, dann muss ich dir glauben. Denn, warum solltest du mich anlügen. Wir sind beste Freundinnen."
Sie schaute auf den Boden. Dann schaute sie auf. Plötzlich umarmte sie mich. Ich drückte das großgewachsene Mädchen an mich.
"Da gibt es noch etwas."
Fragend sah ich sie an.
"Ich hab mich auch in jemanden anderen verliebt. Deswegen habe ich keine Gefühle mehr für ihn."
Ich wollte schon freudig aufspringen, doch sie fügte traurig hinzu:"Aber sie weiß gar nicht, dass es mich gibt."
Meine Augen wurden groß.
"Sie?"
"Ja, sie. Laura, ich bin bisexuel."
Das war fast wie ein Schlag ins Gesicht, aber nur fast. Wieder umarmte ich sie.
"Ich bin so froh, dass du es mir gesagt hast. Und wegen dem Mädchen, da lassen wir uns schon noch was einfallen."
Wieder sahen wir uns an. In ihren Augen lagen Tränen. Ich strich ihr über die Wange.
"Wer weiß es schon?"
"Nur du."
Ich lächelte. "Also hatte ich die Ehre, die erste zu sein?"
Sie grinste und nickte.
"Danke." Ich strich ihr über den Arm. Auf einmal klingelte es.
"Los, gehen wir. Sonst kommen wir noch zu spät."
Ich nickte und zusammen liefen wir zu unserer Biologie Klasse.In der Pause saßen MJ und ich im kalten Gras und lehnten uns gegen den Zaun. Es erinnerte mich ein wenig an den Ball. Hier hatte mich Jacob gefragt, ob ich seine Freundin sein wollte. Aber diese Erinnerung war langweilig. Doch dieser Platz würde es niemals sein können.
"Wann hast du eigentlich dein Bewerbungsgespräch?"
"Diesen Samstag. Ich soll so gegen drei dort sein. Willst du vorher was unternehmen?"
"Ja gern. Du kannst ja zu mir Essen kommen, dann gehen wir in unser Café und anschließend gehen wir zur Bibliothek."
"Das ist eine super Idee. Ich freu mich schon auf deinen Bruder", lachte sie.
Ich nahm einen knackigen Biss von dem roten Apfel. Lange kaute ich.
"Schau! Da ist sie."
MJ zeigte auf ein Mädchen mit kinnlangen, schwarzen, glatten Haaren. Sie hatte eine dünne Statur, hatte ungefähr die gleiche Größe wie ich. Ihre Klamotten bestanden aus einer schwarzen Jeans und einem knallroten Pullover.
"Sie ist hübsch", bemerkte ich, immer noch gebannt von ihrer Selbstsicherheit.
"Sie ist wunderschön", schwärmte Michelle. Ich sah sie an und bemerkte ihre verliebten Augen. Sofort musste ich lächeln.
"Dich hate es wirklich erwischt."
Sie konnte nur nicken.
"Willst du sie ansprechen?"
"Ich trau mich nicht." Ein trauriger Unterton schmückte ihre Stimme. Ächzend stand ich und hielt ihr die Hand hin. Verwirrt griff sie nach ihr und kam nach oben.
"Was machen wir jetzt?"
Ich schaute von dem Mädchen zu ihr. "Wir gehen zu ihr. Sie sitzt da ganz allein. Vielleicht braucht sie jemanden zum Reden."
Schelmisch grinste ich, doch sie war nicht so begeistert. Trotzdem kam sie mit uns.
Immer näher kamen wir dem hübschen Wesen, das ganz allein an einem Brot knabberte.
Als wir vor ihr standen, sah sie fragend auf.
"Hey. Ich bin Laura und das ist Michelle. Dürfen wir uns zu dir setzen?" Immer noch verwirrt nickte sie. Wir ließen uns an dem Tisch nieder. Während ich die hervorgekommene Sonne genoss, zitterte MJ neben mir. Das Mädchen vor uns aß verlegen ihr Brot.
"Wie heißt du?", fragte ich in die Stille, den Kopf der Sonne entgegen gestreckt.
"Lucy", war ihre scheue Antwort.
Dann war es wieder still. Ich stupste Michelle an. Ich lehnte mich zu ihr und flüsterte:"Komm schon. Red mit ihr."
Sie seufzte.
"U-und Lucy? Wie alt bist du?"
"15. Und ihr?"
Die erste Gegenfrage. Wir machen Fortschritte.
"Ich bin vor kurzen 16 geworden", gab ich an.
"Naja, ich bin noch 15", lächelte MJ.
Ich schaute zu Lucy und bemerkte auch ihr Lächeln.
Dann ließ ich meinen Blick schweifen. Grinsend erblickte ich Ned und Peter.
"Ähm, ich muss los. MJ wir sehen uns später. Lucy, ich hoffe wir sehen uns bald wieder."
"Bis dann", verabschiedete sie sich. Michelle warf mir einen warnenden Blick zu, den ich aber ignorierte und einfach ging.
Bei Ned und Peter angelangt, die beide an der Schulmauer anlehnten, sah ich zu den beiden Mädchen zurück. Und mit Überraschung bemerkte ich, dass sie sich angeregt unterhielten.
Hatte ich nicht erwartet.
"Hey, Jungs." Ich lehnte mich neben Ned an die Mauer.
"Mit wem redet denn MJ?" Ned sah mich fragend an.
"Ach, das ist Lucy." Mehr verriet ich nicht. Das lag nur an MJ.
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Want you, Spidey
FanfictionFortsetzung von ~Spider-Love~ Wenn alles den Bach runter geht, doch dieser eine Hoffnungsschimmer bestehen bleibt.