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Lange hatte ich mein Handy in der Hand gehalten, hatte darüber nachgedacht, Peter trotzdem von den Träumen zu erzählen.
Mein Blick schweifte von meinem Handy zu George, der immer noch starr auf den Tisch schaute.
Etwas ängstlich legte ich meine Hand auf die Schulter meines kleinen Bruders.
Wie erwartet reagierte er nicht. Deshalb legte ich den Finger unter sein Kinn und hob es an. Nun starrte er mich an.
"George. Wenn du unsere Eltern retten willst, musst du mir sagen wo genau sie sind."
Er blinzelte.
"Dafür muss ich schlafen." Ich nahm den Finger wieder runter, er starrte mich weiterhin an.
"Na schön." Wütend stand ich auf und ging ins Badezimmer. Dort öffnete ich die Schublade mit der ganzen Medizin und durchsuchte sie.
"Wo ist der Scheiß denn?"
~Vielleicht auf Dad's Nachttisch?~
Schnell lief ich ins Schlafzimmer meiner Eltern. Die aufkommenden Gefühle ignorierte ich. Ich lief auf Dad's Seite und machte die Schublade vom Nachttisch auf.
"Da ist es." Ich nahm die Packung an Schlaftabletten heraus.
In der Küche holte ich ein Glas, füllte es mit Wasser und gab die Tablette hinein. Es dauerte geschlagene fünf Minuten bis sie sich unter ständigen Rühren auflöste.
Ich stellte das Glas vor George und sagte:"Hier, trink das."
Langsam nahm er das Glas zur Hand und wollte trinken, bis ich ihn doch abhielt. "Nein, das ist falsch. Ich kann doch keinem 6-jährigen Schlaftabletten geben."
Plötzlich legte George seine kleine Hand auf meine und sagte tonlos:"Es ist okay. Für unsere Eltern."
Er nahm das Glas aus meiner Hand und trank es in wenigen Schlücken leer. Kurz darauf hatte George ganz müde Augen. Sofort bekam ich ein schlechtes Gewissen.
Ich hob George hoch und trug ihn in sein Zimmer. Schon in meinen Armen einschlafend, legte ich den kleinen Jungen ins weiche Bett. Leise atmete er ein und aus. Für einen kurzen Moment setzte ich mich neben ihn und streichelte seine Haare aus der Stirn.
"Schlaf gut, Bruderherz."

Ich setzte mich auf das Sofa und schaltete den Fernseher ein. Es kam zwar nur Scheiß, aber ich konnte nicht riskieren zu viel nachzudenken.
Plötzlich klingelte das Haustelefon. Ich stand auf und hob ab.
"Hallo?"
"Morgen Abend ist Abgabetermin, alles klar?"
Es wurde wieder aufgelegt.
"Dieser Wixxer", flüsterte ich. Als ob ich das nicht wissen würde."
Ich legte das Telefon wieder weg.
Kaum saß ich, klingelte mein Handy. Etwas genervt ging ich ran.
"Hallo?"
"Hier ist Ron. Ich habe gerade nachgefragt, doch man weiß davon nichts. Oder man will es mir nicht sagen. Wahrscheinlich hat es gar nichts mit der Arbeit zu tun."
"Verdammt. Das ist zwar scheiße, aber ich bin auf einer heißen Spur. Danke trotzdem."
Ohne dass er nachfragen konnte, legte ich schnell auf.
Dann wandte ich mich wieder an den Fernseher, in dem gerade meine liebste Serie anfing.
Wenigstens ein Highlight.

Es vergingen einige Stunden in denen ich so gut wie nichts tat. Tante Petra war auch noch nicht aufgetaucht, das für den Moment auch nicht so schlimm war. Peter hatte mir geschrieben, dass er unterwegs wäre, doch bis jetzt nichts gefunden hätte.
George schlief friedlich in seinem Bett. Es war schön ihm dabei zuzusehen, denn er sah wieder normal aus, nicht so gruselig.
Ich ging aus George's Zimmer wieder hinaus und legte mich auf das Sofa. Mir war extrem langweilig, auch wenn ich eigentlich total nervös und aufgeregt sein sollte. Immerhin waren meine Eltern entführt worden, und der der sie hat wollte nun auch George. Und mir war immer noch nicht klar, warum ihn.
Lag es an den Träumen?
Wusste der Typ von ihnen, und davon was George konnte?
Es war mir ein Rätsel.

Wieder vergingen einige Stunden. Es war inzwischen 3 Uhr Nachmittags. Niemand hatte sich gemeldet oder war aufgetaucht. Es war furchtbar still in der Wohnung. Nur von draußen hörte man die gewöhnlichen Stadt-Geräusche.
"Ich weiß wo sie sind", flüsterte George in mein Ohr. Ich schreckte hoch und sah dem ernsten Gesicht entgegen. Er war nicht wieder normal geworden.
Ich kriegte mich wieder ein und fragte:"Weißt du die genaue Adresse?"
Er schüttelte den Kopf. "Ich weiß aber den Weg."
Ich nickte und sagte:"Bring mich hin. Aber zuerst muss ich telefonieren."
Er nickte, setzte sich neben mich und starrte den Tisch an. Ich hingegen schnappte mir mein Handy und rief Mona die Polizistin an.
"Hallo, Laura. Hast du etwas von deinen Eltern gehört?" Anscheinend hatte sie keinen Dienst, oder durfte man bei der Polizei privat telefonieren?
"Ich weiß wo sie sind."
"Woher?"
"Das ist eine lange Geschichte. Aber ich hätte eine Bitte."
"Ja?"
"Wenn ich Ihnen heute im Laufe des Tages eine Adresse schicke, würden Sie so schnell es geht mit Verstärkung dort hin fahren?"
Sie blieb kurz still.
"Wie meinst du das? Wo sind deine Eltern?"
"Bei der Adresse, die ich Ihnen dann schicke. Sie müssen nur warten. Würden Sie mir diesen Gefallen tun?"
"Zuerst will ich erfahren, woher du weißt, wo deine Eltern sind?"
Ich schnaubte.
"Sie sind entführt worden. Mein Bruder hat geträumt wo sie sind und da wird er mich jetzt hinbringen. Ich hoffe ich kann mich auf Sie verlassen."
Dann legte ich auf.
Meine Augen wanderten zu George. Er schien zu zittern. "Ich bin gleich soweit. Zieh dir schon mal die Schuhe und die Jacke an." Starr stand er auf und tat wie ich gesagt hatte.
Nun rief ich Peter an.
"Laura."
"Peter. Mein Bruder weiß wo unsere Eltern sind. Nur hat er keine Adresse, sondern nur den Weg. Könntest du uns bitte unauffällig als Spiderman folgen?"
"Klar. Warte! Woher weiß dein Bruder das?"
Ich seufzte. "Das ist eine lange Geschichte. Ich erzähle sie dir, sobald alles vorbei ist. Versprochen."
Er schnalzte mit der Zunge.
"Okay. Ich bin bald da."
Ich legte auf.
George stand mit dem Gesicht zur Tür, bereit zu gehen.
~Hoffentlich wird er bald wieder normal~
Schnell stand ich auf und zog mich ebenfalls für draußen an. Trotz, dass George mir Angst machte, nahm ich seine kleine Hand in meine und zusammen liefen wir die Treppen hinunter und raus in die frische Luft.
Bereit unsere Eltern zu retten.

Want you, Spidey Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt