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Ich nahm mir eines der Tablets und machte mich auf den Weg zu unserem üblichen Tisch. Dort wartete schon Ned auf mich. Peter war noch auf der Toilette. Wo Michelle war wusste ich nicht. Vielleicht war sie mit Lucy unterwegs.
Ich setzte mich Ned gegenüber und trank einen Schluck meines Wassers.
"Und was läuft bei dir so?", fragte Ned. Er wollte wohl Stille vermeiden.
"Nicht viel. Bin nur müde und hab keinen Bock mehr auf Schule. Das Übliche." Er lachte.
"Und bei dir?", fragte ich nettigkeitshalber.
"Hm, ich hab heute noch einen Test und möchte mich deshalb erschießen, aber sonst alles klar."
Lachend nickte ich. "Alles klar."
Ich nahm mir Gabel und Messer und fing an das Schnitzel aufzuschneiden.
Plötzlich setzte sich Peter neben mich. Ich erschrak mich so sehr, sodass ich mich an dem Fleisch verschluckte.
Das Husten tat höllisch weh, aber nachdem ich einen Schluck vom Wasser genommen hab, ging alles wieder gut.
"Geht es dir gut?" Ich nickte und versuchte nicht zu kotzen.

Mein Blick fiel auf die Uhr. Noch fünf Minuten Unterricht, dann wäre ich für heute frei.
Es klingelte und ich stand hastig auf.
Ich rannte zu meinem Spind, schmiss meine Bücher rein und lief aus der Schule raus. Ich erkannte schon meinen Bus an der Haltestelle, doch bevor ich los rennen konnte, war er schon am Fahren.
Laut seufzte ich auf. Jetzt durfte ich eine halbe Stunde warten.
"Haben wir den Bus verpasst?"
Erschrocken sah ich zur Seite. Peter ging neben mir her, als wäre er das schon die ganze Zeit.
Doch davon ließ ich mich nicht ablenken und antwortete:"Ja, leider."
Zusammen gingen wir zur einsamen Haltestelle und setzten uns auf die Bank.
"Was machst du heute noch?" Ich zuckte mit den Schultern.
"Kochen, spielen und schlafen."
"Spielen?"
"Mit meinem Bruder. Hast du auch Geschwister?" Irgendwie war es komisch das nicht zu wissen.
"Nein. Ich bin Einzelkind. Wie ist es einen Bruder zu haben?"
Ich lachte und antwortete:"Ich liebe ihn. Er ist wie ein Engel. Aber manchmal kann er auch den Teufel raushängen lassen."
Er lachte und sagte:"Das kann ich mir vorstellen."
"Und was machst du?"
"Gar nichts. Mr. Stark braucht mich heute nicht und Hausaufgaben hab ich auch keine."
Lachend fragte ich:"Hast du keine Hobbys? Außer mich Nachts zu besuchen?"
Er lachte. "Naja, stimmt auch wieder."
Kurz blieb es still zwischen uns.
"Willst du noch zu mir kommen? Dann lernst du meinen Bruder kennen und siehst auch mal die restliche Wohnung."
"Aber gern. Ich muss vorher nur noch nach Hause. Willst du mich kurz begleiten? Es ist nur eine Haltestelle von dir weg."
"Ähm, ja ok. Ich ruf nur schnell George an um ihm Bescheid zu sagen."
"George ist dein Bruder?", fragte Peter während ich auf meinem Handy herum tippte.
Ich nickte nur, sah ihn kurz lächelnd an und tippte auf Anruf.
Ich stand auf und wartete bis er das Haustelefon abnahm. Nach einer gefühlten Ewigkeit hörte ich die kindliche Stimme.
"Hallo?"
"Hey, George. Hier ist Laura. Ich wollte dir nur sagen, dass ich den Bus verpasst habe und deswegen etwas später komme. Und ich geh noch schnell zu einem Freund, der uns dann auch besuchen kommt."
"Okay. Dann bis später. Hab dich lieb."
"Alles klar. Hab dich auch lieb."
Er legte auf und ich steckte das Handy weg. Lächelnd kam ich wieder zu Peter.
"Ist er einverstanden?", fragte er mit einem Grinsen. Ich nickte nur.

Als der Bus kam, schaltete ich die Musik aus und wir stiegen ein. Wir setzten uns weiter vorne hin und ich schaute aus dem Fenster.
Wir fuhren an meiner Haltestelle vorbei, das mich ein wenig nervös werden ließ. Doch es dauerte nicht lange und wir kamen bei der nächsten Haltestelle an. Er griff meinen Arm und führte mich aus dem Bus, über die Straße und in ein Gebäude. Es war nicht mehr das Neueste, doch hatte einen schöne Außenfasade.
Wir stiegen die Treppen hoch, bis wir vor einer hölzernen Tür stehen blieben.
Er durchsuchte seinen Rucksack, sah nach einer Weile jedoch zu mir und sagte:"Ich hab meinen Schlüssel vergessen." Er schlug sich die Hand gegen die Stirn. Ich lachte und klopfte einfach. "Vielleicht ist deine Tante da."
Und tatsächlich, nach kurzer Zeit öffnete eine eher kleine, braunhaarige Frau. Sie war modisch gekleidet und ihr Gesicht schmückte ein wunderschönes Lächeln. Doch als sie mich sah und ihr Blick auf die Kette um meinen Hals fiel, war das Lächeln verschwunden.
"Hallo?", fragte sie, Arme verschränkt.
"Hallo, Tante May. Das ist Laura. Ich geh heute noch zu ihr."
May sah ihn so an, als hätte er sie gerade beleidigt. Ich versuchte sie entschuldigend anzublicken, gelang mir aber nicht wirklich.
Peter zwängte sich an ihr vorbei. Ich blieb wie angewurzelt stehen. Fragend kam er zurück, er bemerkte den prüfenden Blick seiner Tante gar nicht.
"Komm Laura."
May ging etwas zur Seite und ließ mich eintreten.
Ich folgte Peter in die Wohnung. Es lag ziemlich viel KrimsKrams rum, doch das ignorierte ich.
Schließlich kamen wir in einem kleinen Zimmer an. Dort stand ein Stockbett, ein Schreibtisch und es gab einen Weg nach draußen. Wahrscheinlich zur Feuerleiter.
Es war nicht gerade ordentlich, aber gemütlich.
"Setz dich doch." Er lenkte mich zum Bett, auf das ich mich nieder ließ. Es war weich und ich legte mich müde hin. Ein zufriedenes Geräusch kam aus meinem Mund, während Peter die Tür schloss.
"Ich glaube deine Tante mag mich nicht."
"Wie kommst du darauf?" Er zog seine Jacke aus und warf sie auf den Stuhl. "Keine Ahnung. Sie hat die Kette an mir gesehen und ist fast in Ohnmacht gefallen."
~Gar nicht übertrieben, Laura~
Oh nein! Meine innere Stimme war wieder da. Seit Jacob mit mir Schluss gemacht hatte, war sie verschwunden gewesen.
Ich schloss meine Augen und seufzte.
"Das wird schon, Laura. Sie wird dich ins Herz schließen, genauso wie ich es getan habe."
Ich machte die Augen wieder auf und sah zu ihm. Geschockt legte ich die Hände auf die Augen.
"Was machst du denn?"
"Du bist nackt", bemerkte ich. Er lachte. "Nein, bin ich nicht. Ich hab noch eine Unterhose an. Ich will mir nur den Anzug anziehen, mehr nicht. Du kannst also gucken, wenn du willst." Langsam nahm ich die Hände weg. Da stand er, fast nackt.
Sein Körper war durchtrainiert, wie der eines Superhelden.
Ach, stimmt ja.
Das war er ja schon.

Er zog sich den Anzug an, den ich schon so oft gesehen hatte. Doch ich wollte nicht, dass er sich etwas anzog. Am liebsten wollte ich ihn noch weiterhin betrachten.
~Du benimmst dich wie ein fünfjähriges Mädchen~

"So. Ich bin soweit. Wir können los."
Mein Blick war starr auf ihn gerichtet. Seinen Körper konnte ich nicht mehr aus dem Kopf bekommen.
"Sind wir nur wegen deinem Anzug hergekommen?" Er nickte.
"Nachdem ich bei dir war, werde ich wohl wieder die Stadt beschützen müssen." Er stemmte die Fäuste in die Seiten und schaute ernst nach vorne. Laut fing ich an zu lachen, er stimmte mit ein.

"Bis später, Tante May", rief Peter, der mittlerweile über seinem Anzug eine Jacke und eine Jeans angezogen hatte.
"Peter! Warte!" Sie kam herbei geeilt, wütend sah sie drein. "Ich muss mit dir reden!"
Sie zog ihn in die Küche. Ich blieb einsam an der Tür stehen.
~Hilfe~

Want you, Spidey Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt