Ich war totmüde, aber für Schlaf hatte ich keine Zeit. Denn die Zeit lief mir davon. Nur noch 43 Stunden, bis dieser Typ das Eine wollte.
Und schon die ganze Zeit überlegte ich was das Eine sein könnte. Ich hatte selbst eine Liste angelegt, doch darauf befand sich nur das Wort Geld.
Mehr wollte mir einfach nicht mehr einfallen.
"Was willst du nur? Was?"
Verzweifelt stützte ich meinen Kopf auf den Händen ab und starrte die leere Liste an. Plötzlich klingelte das Haustelefon. Etwas überrascht ging ich ran.
"Hallo?" Erst jetzt fiel mir ein, dass es locker der Typ sein könnte, der meine Eltern entführt hatte.
"Hallo, Laura. Hier ist Ron."
Zuerst wollte mir nicht einfallen, woher ich ihn kennen sollte, doch bald fiel es mir wieder ein.
"Haben Sie etwas von ihnen gehört?", fragte ich aufgeregt.
"Nein. Sie sind nicht mehr zur Arbeit erschienen, aber sie haben sich anscheinend krank gemeldet. Das habe ich dir schon gestern sagen wollen, aber ich hatte die Nummer verlegt."
"Kein Problem. Sollten Sie etwas hören, sagen Sie mir bitte Bescheid."
"Natürlich." Ich legte auf.
Dass er um diese Uhrzeit noch anrief. War schon merkwürdig, aber ich nahm es hin. Lieber konzentrierte ich mich auf die Liste.
Doch selbst die Konzentration und Ruhe gönnte man mir nicht, denn gleich darauf klingelte mein Handy.
Es war Peter.
"Hallo."
"Du bist also noch wach?"
Seine Atmung war schneller als sonst. Es war wie ein Hecheln.
"Ja... ich kann nicht schlafen."
"Willst du mir vielleicht aufmachen?"
"Bist du auf dem Balkon, oder was?"
"Ja." Ich legte auf, steckte die Liste ein und rannte zu meinem Balkon. In seinem Anzug stand er da. Ich öffnete und sagte:"Ich hatte doch gesagt, dass du nicht kommen musst."
"Ich spüre, das etwas passiert ist", war seine Antwort darauf. Ich dachte an den Anruf vom Fremden, der das Eine wollte und meine Eltern entführt hatte.
"Es ist nichts", sagte ich. Doch als ich darüber nachdachte, war das die falsche Antwort gewesen, denn er hakte nach:"Aber etwas ist los, hab ich Recht?"
Meine Augen starrten auf den Boden.
Er hob mein Kinn mit seinem Zeigefinger an und sah mich mitleidig an. "Bitte rede mit mir."
Ich seufzte, sah ihm in die Augen und antwortete:"Gleich." Dann schlang ich meine Arme um seinen Hals und zog ihn zu mir hinab. Ich küsste ihn leidenschaftlich. Es war ein langer intensiver Kuss. Doch es war genau zu spüren, dass er nicht wusste was er tun sollte.
Ich wusste es auch nicht.Nach dem langen Kuss, hatten wir uns auf mein Bett gesetzt. Meine Lippen waren immer noch verschlossen.
"Wollen wir hier ewig sitzen, oder willst du mir endlich erklären was mit dir los ist?"
Ich holte tief Luft und flüsterte mit erdrückter Stimme:"Meine Eltern wurden entführt."
"Wie kommst du denn jetzt darauf?"
"Man hat mich vor etwa 5 Stunden angerufen. Zuerst habe ich nur die Stimme meiner Mutter gehört, dann hat so ein Fremder geredet. Er hat mir 48 Stunden gegeben um ihm das zu bringen, was er will."
Peter nahm meine Hand und fragte:"Und was will er?"
"Das versuche ich doch herauszufinden." Er strich sich durch sein wuscheliges Haar.
"Mir ist bis jetzt nur Geld eingefallen, aber als ich das am Telefon erwähnte, hat er nur gelacht."
Peter seufzte.
"Verdammt, Laura! Du musst mich bei sowas anrufen, oder wenigstens eine SMS schicken. Ich kann dir helfen." Meine Augen wanderten zu seinen.
"Wiso hast du mir nichts gesagt?", fragte er mit echter Verwunderung. Ich zuckte mit den Schultern und sah ihn ernst an. "Ich glaube irgendwie, dass ich das allein schaffen muss."
Er klatschte sich die Hand auf die Stirn. "Was redest du nur für einen Scheiß zusammen? So etwas kann man nicht allein machen. Laura, ich bin Spiderman. Irgendwas werde ich wohl machen können."
"Ach. Was willst du denn tun? Du bist schon die ganze Stadt durchgegangen. Ich hab sogar Vermissten Flugblätter gemacht und mit George überall aufgehängt. Und..."
"Moment. Du hast Flugblätter gemacht?" Ich nickte mit heruntergezogenen Augenbrauen.
"Wo denn? Die habe ich nirgends gesehen."
Ich stutzte. "Hier in der Gegend und in der Innenstadt."
Er schüttelte den Kopf.
"Da war aber nichts."
~Die Schweine haben die Blätter weggebracht~
Schweigend sah ich ihn an.
Plötzlich klopfte es an der verschlossenen Zimmertür.
"Laura?!"
Hastig drehte ich mich zu Peter um und flüsterte:"Du musst gehen. George darf dich nicht im Anzug sehen."
"Wann soll ich wieder kommen?"
"Morgen früh. Ich bin eh wach." Er stand auf, nahm seine Maske und wollte schon gehen, als er sich wieder zu mir umdrehte und mich küsste.
Dann war er auch wieder weg.
Schnell lief ich zur Tür und öffnete.
"Kannst du nicht schlafen?", fragte ich besorgt, als ich die tiefen Augenringe unter den braunen Augen bemerkte.
"Ich habe wieder geträumt."George saß vor mir im Schneidersitz auf meinem Bett und starrte die Decke an.
"Was hast du denn geträumt?", fragte ich mit leichter Aufregung.
Er nahm meine Hand und sah sie sich genau an.
~Ob er wieder so komisch wird?~
"Ich hab von Mami und Dadi geträumt. Es war nur ganz kurz, aber sie waren in einem ganz großen Raum. Beide waren an Stühlen gefesselt und Mami hat geweint. Dadi hat mit einem Schatten geredet."
"Schatten?"
"Ich hab das Gesicht nicht gesehen. Es war nur eine Figur in Schwarz."
"Und was ist dann passiert?"
"Nichts mehr, ich hab nur noch den Schatten gesehen, wie er... wie er Dadi ins Gesicht geschlagen hat. Dadi hat geblutet." Ich kniff kurz die Augen zusammen, um das grausige Bild aus meinem Kopf zu bekommen.
Wie musste sich nur George fühlen? Doch weinen tat er nicht, er wollte unser gegenseitiges Versprechen nicht brechen.
"Weißt du vielleicht noch wie dieser große Raum ausgesehen hat?"
Er nickte. "Es hat aber mehr wie eine Halle ausgesehen. Überall war altes Zeug und Staub. Mami würde ausrasten."
Ich musste über diese eigentlich unpassende Bemerkung schmunzeln.
"Es war also eine Lagerhalle?"
"Ja, sowas."
"Aber du weißt nicht wo das sein könnte? Oder war vielleicht noch etwas Auffälliges?"
Er schüttelte sinkend den Kopf. Wieder starrte er auf die Bettwäsche.
"Willst du heute bei mir schlafen?" Er nickte wieder und kuschelte sich an mich.

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Want you, Spidey
FanfictionFortsetzung von ~Spider-Love~ Wenn alles den Bach runter geht, doch dieser eine Hoffnungsschimmer bestehen bleibt.