Es waren drei Stunden und bis jetzt hatte sich niemand gemeldet. Weder ein Fremder, noch Peter.
Es machte mich fertig.
Warum waren meine Eltern weg?
Wo waren sie?
Ging es ihnen gut?
Das waren nur drei der Tausend Fragen in meinem Kopf. Und ich wollte nicht wissen, was in George's Kopf vor sich ging.
Ich hatte nämlich das Gefühl, dass er sich Vorwürfe machte.
Mein Blick schweifte zu ihm. Er saß auf der anderen Seite der Couch und schaute den Film den ich eingeschalten hatte.
Er wollte unbedingt Bambi schauen. Ob das der geeignetste Film war, bezweifelte ich stark.
"Ich komme gleich wieder", warf ich in die Stille und stand auf um anschließend in mein Zimmer zu gehen. Ich machte die Tür hinter mir zu, ging zum Balkon und setzte mich auf den Stuhl. Meine Augen wanderten herum, sahen sich alles genau an.
Diese Situation erinnerte mich stark an dieselbe wie vor drei Monaten. Als ich hier heulend gesessen hatte, meiner einmonatigen Beziehung nach getrauert hatte.
Wenn ich jetzt daran dachte wie ich mich danach benommen hatte, musste ich lachen.
Doch das Lachen erstarb und Tränen fingen an meine Wangen hinab zu rinnen. Es waren nur Tränen, nichts weiter. Keine Schluchzer, kein Zittern, nichts. Einfaches Wasser.
Als ich ausgetrocknet war, strich ich mir über das ganze Gesicht. Dann stand ich wieder auf, ging zurück zu George und setzte mich neben ihn. Er warf mir einen misstrauischen Blick zu. Langsam rückte er näher. Sanft griff er nach meiner Hand. Ich schaute zu ihm. George lächelte mich an und sagte:"Ich weine nicht mehr, wenn du auch nicht mehr weinst."
Nun musste auch ich lächeln.
"Danke", wisperte ich.
Er nickte mir zu und zusammen sahen wir uns das Ende des Disney Films an.Mein Blick fiel auf die Uhr, als ich Peter anrief. Es war 7 Uhr Abends und es hatte sich niemand gemeldet.
"Laura, ich wollte dich gerade anrufen."
"Hast du was gefunden?"
Ein wenig Hoffnung flackerte in mir auf.
"Nein, tut mir Leid. Ich schwöre dir, dass ich mir jedes Stadtteil angesehen habe, aber da war nichts. Weder auf den Straßen, noch an versteckten Orten. Ich war sogar in New Jersey."
Ich seufzte verzweifelt, musste die Tränen wieder zurückhalten. Mein Versprechen nicht mehr zu weinen würde ich nicht brechen.
Stark für George, das musste ich sein.
"Okay... danke trotzdem Peter."
"Habe ich gern gemacht. Soll ich noch vorbei kommen?"
"Ich denke es wäre besser für uns alle, wenn wir uns alle hinlegen und lange schlafen."
"Stimmt, ich bin nämlich fix und fertig... Gute Nacht, Laura."
Ich hielt mich an der Kette fest.
"Gute Nacht, Peter. Danke nochmal."
Er legte auf.
Mit meinem Handy in der Hand umklammernd lief ich zu George, der am Küchentisch saß und das Fotoalbum anschaute aus dem ich das Foto unserer Eltern genommen hatte.
Ich setzte mich neben ihn und schaute mir das Bild an, das wir vor 3 Jahren an Weihnachten aufgenommen hatten.
"Ich vermisse sie", flüsterte er leise. "Ich auch, George. Ich auch."
Er sah mich mit seinen braunen Augen an, ich streichelte ihm durch das blonde Haar. "Willst du baden? Das tust du doch so gern."
Er klappte das Album zu und nickte.
"Geh du deinen Pyjama holen, ich lass das Wasser ein."
Wieder nickte er und startete schon in sein Zimmer, während meine Füße mich ins Badezimmer trugen.
Ich stöpselte den Abfluss zu und ließ heißes Wasser in die Wanne einlaufen. Dazu gab ich George's Lieblings-Badesalz.
"Ich warte draußen. Wenn was ist, ruf mich."
"Okay."Draußen saß ich mich auf das Sofa und holte mein Handy heraus. Da ich mir nicht die Bilder meiner Familie ansehen wollte, ging ich in YouTube rein. Ich klickte mich durch die Videos, fand aber nichts interessantes. Deswegen gab ich die App weg und klickte mich in Instagram rein. Aber auch da war nichts Neues.
Genervt ging ich auch da raus und gab das Handy schließlich ganz weg. Ich nahm die Fernbedienung zur Hand und schaltete den Fernseher ein. Zappend durch die Kanäle, seufzte ich auf.
Schließlich fand ich einen Sender der gerade den ersten Teil der Harry Potter Reihe zeigte. Da ich Harry Potter liebte wie sonst was, schaute ich gespannt zu. Plötzlich klingelte das Haustelefon. Zuerst war ich genervt und ignorierte es, bis mir klar wurde, dass es meine Eltern sein könnten.
~Dummheit lässt grüßen~
Hastig hob ich ab.
"Hallo?!"
Nur Atmen war zu hören. Lautes, rasselndes Atmen, das mir das Blut in den Adern gefrieren ließ.
Nochmals, dieses Mal ruhig er, fragte ich:"Hallo?"
Ich hörte ein Weinen.
"Laura? Laura, bist du das?"
"Mom!"
Ein lautes Knacken. Eine männliche Stimme meldete sich.
"Bist du die Tochter dieser Bastarde?"
Ich war still, wusste nicht was antworten.
"Bist du Laura Wilson?", hakte der Mann nach. Ich schluckte und bejahte.
"So, Laura. Du hörst mir jetzt ganz genau zu. Hast du verstanden?"
Wieder bejahte ich, Tränen waren in meinen Augen zu spüren, mein Atem verschnellerte sich.
"Ich habe deine Eltern, Laura. Sie sitzen beide an Stühle gefesselt vor mir und winseln."
Ich kratzte meinen ganzen Mut zusammen und fragte:"Was wollen Sie?"
"Das was mir rechtmäßig zusteht."
"Und was wäre das?"
Er reagierte nicht auf meine Frage.
"Du hast 48 Stunden Zeit um mir Meins zu bringen. Solltest du es nicht rechtzeitig schaffen, sterben deine Eltern."
Ich holte tief Luft. Was könnte er nur wollen?
"Aber was und wohin soll ich es bringen? Wollen Sie Geld?!"
Er lachte und legte auf. Verzweifelt starrte ich das Telefon an. Voller Wut wollte ich es gegen die Wand ballern, aber ich hielt mich zurück.
"Laura! Ich bin fertig!"
Mein Blick wanderte zur Badezimmertür. Ich stand auf und lief zu ihm, half ihm aus der Wanne und föhnte seine Haare.
"Ich hab dich telefonieren gehört. Wer war es denn?"
"Nur Peter", log ich. George wollte ich da nicht mit rein ziehen. Er hatte schon genug zu denken."Gute Nacht, George."
"Warte", rief mein kleiner Bruder mir aus dem Bett hinterher. Fragend drehte ich mich zu ihm.
"Was ist wenn ich wieder träume?"
Lächelnd antwortete ich:"Dann musst du mir das unbedingt erzählen, okay?"
Er nickte.
Ich machte die Tür hinter mir zu.
"Vielleicht hilft uns der Traum weiter", flüsterte ich.

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Want you, Spidey
FanfictionFortsetzung von ~Spider-Love~ Wenn alles den Bach runter geht, doch dieser eine Hoffnungsschimmer bestehen bleibt.