Kapitel 1

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„Layla? Kannst du mir die richtige Antwort nennen?...oder überhaupt eine Antwort?!" damit riss mich Frau Arnold komplett aus meinen Gedanken, die sich mal wieder um den Streit drehten, den ich gestern Abend mit meinem Vater hatte. Frau Arnold war unsere Mathelehrerin und meistens war ich ihr Opfer. Allerdings nahm sie mich nur dann dran, wenn sie genau wusste, dass ich die Antwort nicht wusste. Wir hatten gerade Extremwertaufgaben, den größten Unsinn den es gibt und von dem ich keine Ahnung hatte. Demzufolge saß ich einfach nur da und guckte sie, wie ein Eichhörnchen an, bis sie verstanden hatte, dass ich ihr keine Antwort geben werde. Endlich erlöste mich die Klingel vom Unterricht. Als nächstes hatten wir Kunst, also musste ich in das andere Haus der Schule gehen.

In der Pause redete ich, wie immer, mit meiner besten Freundin, Amira, und ihrem Freund, Kolin, der sie mal wieder in den Arm nahm, als würde er sie nie wieder loslassen. Insgeheim befürchtete ich das auch, aber er liebte sie über alles und so jemanden hatte sie auch verdient. Ich freute mich für sie. Amira war wunderschön und sehr sportlich. Sie hatte halblanges blondes Haar und eine zierliche Statue, im Gegensatz zu mir, ich war größer als sie und hatte ein paar Kurven. Ich war immer noch dünn, aber zufrieden war ich noch nie mit mir. Amira war die jüngste aus unserer Klasse und verhielt sich somit auch nicht unbedingt immer wie 11. Klasse, allerdings dachte sie manchmal auch noch so, als wäre sie eine kleine Prinzessin. Manchmal war es nervig, aber auf der anderen Seite war man so einen kleinen Moment von der Realität abgelenkt und das mochte ich auch so an ihr. Kolin und sie sind jetzt schon 10 Monate zusammen und sehen noch so glücklich zusammen aus, wie am ersten Tag. Ich wünschte ich hätte auch mal so ein Glück in der Liebe, wie sie. Das war bei mir aber eher nicht der Fall. Mein letzter Freund hat mich betrogen und mich dann angebettelt, dass ich wieder mit ihm zusammen komme. Ich habe es allerdings nicht getan. Er hatte mich schon genug verletzt.

„Layla? Hörst du mir überhaupt zu?" Amira redete gerade über ihren letzten Urlaub in Amerika. Sie konnte sich sowas leisten, im Gegensatz zu mir, kam sie nicht aus normalen Verhältnissen. Ihr Vater war Arzt und ihre Mutter hatte auch irgendetwas mit Medizin zu tun. Ich wusste allerdings nicht mehr genau, was sie gearbeitet hat und ihre Oma war Anwältin. „Ja, klar. Ich wünschte ich wäre mitgewesen." gab ich ihr als Antwort. Sie konnte eine Stunde am Stück durchreden, was ich aber schon gewohnt war. „Was denkst du, was wir jetzt als nächstes in Kunst machen?" fragte sie mich jetzt. „ Ich weiß es nicht, aber es interessiert mich auch nicht wirklich. Egal, was ich mache, ich bekomme doch eh nur schlechte Noten in Kunst. Ich bin halt einfach nicht so kreativ und künstlerisch begabt, so wie du." Sie lachte. „Du musst dich nur mal ein bisschen anstrengen." „Mache ich doch, aber ich hab es langsam aufgegeben." Jetzt musste ich auch ein wenig schmunzeln.

Heute war es sehr windig, typisches Herbstwetter also. Ich strich mir die langen braunen Haare aus dem Gesicht und...da war er wieder. Er hat aschblondes, gestyltes Haar. Sein Gesicht ist sehr kantig, was ihm aber trotzdem etwas Besonderes verlieh. Sein Körper war durchtrainiert. Ich hatte in meinem ganzen Leben noch nie einen solchen Jungen gesehen. Allerdings wusste ich nicht viel über ihn: er war eine Klassenstufe über mir, also 12. Klasse, und er hieß Finn. Das war's, mehr wusste ich nicht.

Etwas riss mich mal wieder aus meinen Gedanken und im ersten Moment dachte ich, es wäre das Klingeln zum Unterricht. Doch als ich die Panik um mich herum sah, wusste ich, dass es etwas anderes war.Nochmal. Es war ein Knall. Ein Pistolenschuss. Ich rannte schon meiner besten Freundin hinterher, als ich realisierte was es war, da sie mich mit sich gezogen hatte. Das war nicht möglich, das hatte es noch nie zuvor gegeben. Ich ging auf ein Gymnasium in einer kleinen Stadt, abseits von irgendeiner Großstadt. Ich konnte es nicht fassen.

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