Kapitel 23

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„Können wir langsam los?"

Melody stand neben mir. Zum Glück bemerkte sie meine Sorge nicht. Freudig begann sie zu reden.

„Dir wird unsere Welt gefallen. Sie ist dieser hier ähnlich, aber doch ganz anders. Das wird toll." Erzählte sie.

Schön, dass wenigstens einer von uns eine solche Euphorie ausstrahlen kann. Ich konnte es nicht. Obwohl ich zugeben musste, dass ich schon etwas neugierig war.

Dean und Finn kamen die Treppe runter. Finn kam auf mich zu, während Dean zielstrebig zu Melody ging. Die beiden gingen schon in den Garten Richtung Portal. Ich würde mich noch hier drinnen von Finn verabschieden. Verlegen drehte ich mich zu ihm herum. Ich wusste ehrlichgesagt nicht, was ich sagen sollte. Er sah mich an und zog mich dann in eine feste Umarmung. Ich erwiderte sie und lehnte meinen Kopf an seine Brust. Vielleicht brauchte dieser Abschied auch keine Worte.

„Pass auf dich auf. Und geh sehr sparsam mit deinem Vertrauen um. Ich könnte es nicht ertragen, wenn dir etwas passiert." Raunte mir Finn in mein Ohr.

Genau genommen würde er mitkommen, wenn er wirklich wollte, dass mir nichts passiert, aber ich wollte jetzt nicht im Streit auseinander gehen.

„Pass du bitte auch auf dich auf!" erwiderte ich. Er zog mich noch einmal enger an sich und dann gingen wir in den Garten. Eine Träne, die sich angebahnt hatte, wischte ich schnell weg.

Im hinteren Teil des Gartens standen schon Melody und Dean. Melody blickte mich kurz mitleidig an, aber ich schüttelte nur den Kopf. Ich wusste, dass sie genau weiß, was in mir vorgeht, aber ich wollte jetzt wirklich kein Mitleid von Jemandem haben. Da würde ich nur wieder anfangen zu heulen.

Dean ergriff das Wort und erklärte mir das weitere Vorgehen.

„Wir werden durch das Portal nicht direkt zur Königin transportiert, sondern in den Wald, der sich als Schutz noch davor befindet. Mit dieser Technik möchte sie unerwarteten Besuch vermeiden. Dieser Wald ist aber mit einem Zauber belegt. Du musst immer dicht bei uns bleiben und bitte geh nicht auf Tiere zu oder auf andere Menschen. Die könnten verzaubert und gefährlich sein. Iss vor allem nichts. Es sollte ungefähr eine Stunde dauern, bis wir wieder aus dem Wald raus sind. Was ich dir gesagt habe ist sehr wichtig, Layla. Melody und ich versuchen dich, so gut es geht, zu beschützen, aber deine Hilfe brauchen wir trotzdem."

Er lächelte mir aufmunternd zu und Melody begann etwas mit ihren Händen zu machen. Vor ihr tauchte ein großer Kreis auf. Das war also das Portal. Ich ging ein letztes Mal kurz zu Finn und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Dann verschwanden wir schon durch das Portal.

Als ich meine Augen wieder öffnete war mir zuerst schwindelig, aber das legte sich schnell wieder. Ich sah mich um. Wir standen, wie Dean gesagt hatte, in einem Wald. Aber nicht in einem Wald, wie man ihn aus unserer Welt kannte. Dieser Wald hatte die wunderschönsten Farben. Das Gras und die Blätter waren türkis. Die Farben der Blüten strahlten und alles wirkte so harmonisch. Ich beugte mich runter um eine der Blumen zu pflücken. In dem Moment schlug mir etwas auf die Hand. Es war Melody.

„Nichts anfassen. Wir versuchen einfach nur hier durch zu kommen. Ich weiß, dass das hier alles wunderschön ist, aber das ist nur Illusion. Du musst stark bleiben und darfst dich zu nichts verlocken lassen." Ermahnte sie mich.

Ich nickte nur und stand wieder auf. Dann begannen wir loszulaufen.

„Wir müssen dem Weg auf dem wir sind eigentlich nur Folgen und zum Schluss rechts abbiegen." Sagte Dean wohl mehr zu sich selbst, als zu uns.

Melody ging vorne weg. Sie ist diesen Weg bestimmt schon tausend Mal gegangen.

Ich war die ganze Zeit damit beschäftigt mich umzusehen und neue wunderschöne Pflanzen zu entdecken. Gegen diesen Wald, war der Garten von Finns Haus noch durchschnittlich.

Während wir da so lang gingen, versank ich in meinen Gedanken. Ich wusste nicht, ob die Distanz, die ich seit gestern Abend zu Finn gehalten hatte, wirklich gerechtfertigt war. Habe ich ihn damit gekränkt? Aber er hatte mich auch verletzt. Ich war es ihm nicht einmal wert, dass er mit zur Königin kam und dann spricht er von Liebe? Ich verstehe das nicht. Zuerst versucht er sich mir immer mehr zu nähern und dann schlägt er mir so ins Gesicht. Vielleicht war das auch nur Taktik? Aber Melody hatte ja seine Gefühle gesehen, was mich nur noch mehr verwirrt. Ich sollte mich besser auf das konzentrieren, was mir bevor stehen würde und mich danach um andere Angelegenheiten kümmern. Der Rest war jetzt nicht so wichtig.

Melody und Dean begannen immer schneller zu werden.

„Hey, Leute. Warum werden wir denn immer schneller?" fragte ich nach.

„Ich habe gerade ein ganz komisches Gefühl hier drinnen. Wir sollten einfach nur, so schnell wie möglich aus diesem Wald raus. Man weiß nie, was als nächstes aus dem Gebüsch springt." Gab mir Melody als Antwort. Doch in genau dem Moment sprang etwas genau auf mich zu. Es war ein kleiner Hase. „Oh, wie süß!" kam es nur so aus mir heraus. Ich wollte ihn streicheln, erinnerte mich in dem Moment aber an Deans Worte. Es war aber wahrscheinlich zu spät. Der Hase wurde größer und auf einmal guckte mich eine hässliche Fratze an, die mir in meine Hand beißen wollte. Doch genau in dem Moment fiel der Hase um. Mit einem kleinen Dolch in dem Rücken. Dean hatte ihn geworfen.

„Musste das denn wirklich sein?" fragte ich schnippisch. Der arme kleine Hase.

„Hätte er dich gebissen, dann hättest du im besten Falle Halluzinationen. Oder du wärst jetzt tot. Also ja, das musste sein."

„Oh...danke." Antwortete ich nur.

Wir liefen immer zügiger weiter, bis uns zwei junge Männer entgegen kamen. Ich hatte schon Angst bekommen, bis Melody den einen umarmte.

„Layla, das sind Oliver und Aiden. Sie werden uns jetzt zur Königin bringen."

Ich gab nur ein leises „Hallo" von mir und folgte ihnen dann still.

Vor uns war immer noch nur Wald, deswegen verstand ich Melodys Freude nicht. Bis auf einmal eine riesiges Schloss vor uns auftauchte. Das musste wohl der Königin gehören. Melody drehte sich zu mir um und machte eine ausschweifende Handbewegung in Richtung des Schlosses.

„Herzlich Willkommen in Kandarin, die Hauptstadt der Welt der Elementary" freudig strahlte sie mich an. Es sah wirklich beeindruckend aus. Vor mir stand ein weißes Schloss, untermalt mit tausenden von wunderschönen Blumen und Verzierungen. So habe ich mir das Schloss einer Märchenprinzessin als Kind immer vorgestellt, wenn ich mit meinen Barbies gespielt habe.

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