Kapitel 17

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Als ich aufwachte, schlief Melody noch. Ich schlich mich, so leise, wie ich konnte, aus dem Zimmer. Ich ging ins Bad und machte mich frisch. Ich putzte mir die Zähne und schminkte mich ein bisschen. Dann ging ich runter. Ich versuchte leise zu sein, bis ich bemerkte, dass Finn nicht mehr auf dem Sofa lag, sondern in der Küche stand und etwas briet. Als er mich sah begann er zu lächeln und ich lächelte zurück. Dem Duft nach zu urteilen briet er Eier mit Speck. Ich liebte dieses Essen.

„Guten Morgen" sagte er, als ich in der Küche angekommen war.

„Morgen. Melody schläft noch. Ich wollte sie nicht wecken. Sie ist wirklich erschöpft gewesen gestern."

„Ja, ich denke auch, dass es so besser ist."

Wir setzten uns, nachdem ich uns beiden noch einen Kaffee gemacht hatte, an den Tisch und aßen unser Frühstück. Als ich als erste fertig war, fing ich an zu reden.

„Melody hat diese Nacht bei mir geschlafen. Sie hatte, glaube ich, dringend mal jemanden zum Reden gebraucht."

„Da war sie aber bestimmt nicht die Einzige."

Ich sah ihm das grinsen an, dass er mit Mühe versuchte zu verstecken.

„Wie meinst du das denn?"

„Ach, komm schon. Du weißt genau, wie ich das meine. Ich kenne dich vielleicht nicht so gut, aber ich bin nicht blind, geschweige denn blöd." Ich sah verlegen nach unten.

„Und das ist auch überhaupt nicht schlimm. Es ist doch klar, dass es etwas komplett anderes ist, ein Mädchengespräch zu führen, als nur mit mir zu sprechen." Fügte er noch hinzu.

„Ja, vermutlich hast du Recht."

Jetzt war auch er fertig mit seinem Essen und wir räumten den Tisch ab.

„Ich glaube, es ist langsam an der Zeit das Feuer in dir zu wecken." Sagte er dann aus dem Nichts.

„Ja, gerne." Ich lächelte über das ganze Gesicht. Darauf habe ich mich schon die ganze Zeit gefreut.

„Wollen wir in den Garten gehen? Nur zur Sicherheit."

„Ja. Aber ich werde schon nicht das Haus abfackeln. Ich weiß ja nicht einmal, ob das ganze überhaupt klappt."

Er antwortete mir nicht darauf, sondern ging einfach in den Garten. Ich folgte ihm. Wir setzten uns auf den Boden gegenüber.

„Also, wir versuchen erstmal nur die Hände. Du musst deine ganze Energie auf deine Hände konzentrieren. Am besten du machst am Anfang die Augen zu. Du musst es dir vorstellen, so ist es einfach." Ich tat, was er sagte. Ich schloss meine Augen, krempelte mir, nur zur Sicherheit, die Ärmel meines Pullovers hoch, streckte die Hände ein Stück nach vorn und stellte mir die Flammen vor, so wie sie damals auf Finns Hand getanzt sind. Ich versuchte alle meine Energie, die ich in den letzten Tagen angestaut hatte in meine Hände zu befördern. All den Frust, die Trauer, die Wut, das Glück und die Liebe.

„Wow. Schön langsam. Das habe ich ja noch nie gesehen." Sagte Finn dann plötzlich. Ich machte die Augen auf und sah, wie mein ganzer Unterarm brannte. Ich erschrak bei dem Anblick und sofort erloschen die Flammen.

„Bei dir müssen wir wohl eher versuchen das Feuer zu kontrollieren, als zu wecken. Wie hast du das gemacht? Ich habe es bei meinem ersten Mal gerade einmal geschafft, dass meine Hände glühten."

„Ich weiß es nicht. Ich habe nur das gemacht, was du mir gesagt hast."

„Okay, am besten du machst das nur wenn ich dabei bin, nicht, dass du wirklich noch das Haus verbrennst." Er lächelte mich liebevoll an. Er lächelte dieses Lächeln, bei dem ich einfach so dahin schmolz. Melody hatte gestern Abend wohl doch Recht gehabt, auch wenn ich mir das nicht eingestehen wollte. Wir gingen wieder rein, wobei er mir im Gehen einen Arm um die Taille legte. Ich zuckte kurz zusammen, da ich das nicht erwartet hatte und er zog seinen Arm sofort wieder weg.

So ein Mist! Warum musste ich auch so schreckhaft sein?!

„Sorry, ich wollte dich nicht..." ich fiel ihm ins Wort. „Du hast doch gar nichts falsch gemacht. Es ist alles in Ordnung. Du musst dich wirklich nicht entschuldigen. Ich habe mich nur etwas erschrocken"

„Weißt du...bei dir bin ich mir immer so unsicher. Du bist etwas Besonderes, nicht nur für mich. Ich will einfach nicht, dass du mich für eine Person hältst, die ich nicht bin." Er sah mich so unsicher an, wie ich gedacht hatte, dass es bei ihm gar nicht möglich ist. Ich lächelte ihn aufmunternd an. Da er nach unten sah, hob ich sein Kinn ein Stück an, so dass er mich ansehen musste. Ich wusste selbst nicht woher ich diese Selbstsicherheit nahm.

„Das würde ich niemals tun."

Jetzt breitete sich ein zaghaftes Lächeln auf seinen Lippen aus und er legte seine Hände um meine Taille. Er zog mich zu sich heran und ich legte meine Arme um seine Hüfte. Jetzt wurden meine Beine zu Wackelpudding und meine Selbstsicherheit von gerade eben, war verflogen.

Er vergrub seine Hand in meinem langen Haar und zog mich noch fester an sich heran. Würde er mich nicht so fest halten würden meine Beine jetzt nachgeben. Als er mich langsam wieder los ließ sah ich ihm tief in seine Augen und er in meine. Unsere Lippen kamen sich immer näher, als jemand die Treppe herunter kam. Melody. Musste das denn ausgerechnet jetzt sein?! Als Finn sie auch hörte, schreckte er zurück und somit war dieser wunderschöne Moment zerstört. Na toll. Ich konnte es nicht fassen. Finn stieß mich leicht an. Jetzt erst merkte ich, dass ich immer noch wie angewurzelt dastand und das, was da gerade zwischen uns passiert ist noch nicht ganz realisiert, geschweige denn verstanden, hatte. Ich versuchte meine Gedanken, so gut es ging, zu sortieren. Ich sah zu Melody. Sie grinste schelmisch und wusste genau, dass sie uns da gerade ertappt hatte.

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