Kapitel 5

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Wir gingen in das Wohnzimmer und setzten uns auf das kleine Sofa.

Ich fing an zu sprechen, als er nichts mehr sagte. „Also, wen meintest du vorhin mit Sie und warum sind die hinter uns her?" Das war die Frage, die mir schon die ganze Zeit auf der Zunge brannte.

Sie sind die Hunter, also Jäger. Sie jagen uns, weil wir, nun ja, anders sind. Es gibt nicht viele von uns, weißt du."

„Wie meinst du das? Ich bin doch ganz normal."

„Bist du nicht. Das könnte ich von hundert Kilometer Entfernung spüren. Hast du irgendwo ein Tattoo, dass du schon seit deiner Geburt hast?"

Ich sah auf das Tattoo an meinem Handgelenk.

„Siehst du." Sagte er daraufhin.

„Und was hat dieses Tattoo zu bedeuten?"

„Du bist einer von uns, ein Elementary, ein Controler. Du beherrschst die Elemente."

Ich musste lachen. So etwas Gestörtes hatte ich noch nie gehört. „Jaja, willst du mir vielleicht noch so 'nen Witz erzählen?" sagte ich, noch lachend. Doch er blieb ernst. Sein Blick wurde finster und seine sonst hellgrauen Augen, verdunkelten sich. Er machte mir fast ein bisschen Angst. Dann sagte er langsam: „Layla, das hier, das ist kein Spiel und auch kein Witz. Das ist die Realität, die gefährliche Wahrheit. Und es würde dir einiges ersparen, wenn du das akzeptierst. Oder denkst du, das in der Schule war witzig. Es hätten Menschen sterben können."

„O..ok" sagte ich stockend. „Du meinst also, ich könnte die Elemente beherrschen. Wie denn?"

„Nicht alle. Und wie das Ganze funktioniert, werde ich dir noch zeigen."

„Und welches Element bin ich?"

„Zeig mal dein Mal." Ich hielt ihm meinen Arm hin, so dass er mein Tattoo sehen konnte. Er berührte es und sofort begann es zu glühen. Ich zog meine Hand schnell weg und strich mir über das Mal. Jetzt sah ich ihn an. Er sah total erstaunt aus und erschrocken zugleich.

„Was ist? Ist bei mir etwas nicht normal?" fragte ich dann. „Welches Element kann ich beherrschen?" Er sah mir tief in die Augen und wurde auf einmal ganz blass. Ich legte meine Hand auf seinen Arm. „Finn?" ich wollte nicht wissen, was mich jetzt erwarten würde. Was es auch war, es würde, seiner Reaktion nach zu folgen, nichts Gutes sein. „Was ist los?!" sagte ich etwas panischer als ich eigentlich wollte.

„Du..." er stockte und sagte nichts mehr.

„Was ist mit mir?"

„Das habe ich noch nie gesehen."

„Was denn?" langsam wurde ich unruhig.

„Du beherrschst nicht nur ein Element. Du beherrschst Feuer, so wie ich, und Wasser. Die zwei Gegenspieler. Der letzte Elementary, der dieses Mal besaß, war der stärkste und größte, den es je gegeben hat."

„Ok. Aber ich bin garantiert nicht so begabt, wie dieser Elementary. Vielleicht hab ich einfach ein falsches Mal oder so. Vielleicht irrt sich dieses komische Mal."

„Nein. Das Mal irrt sich niemals. Ich hätte es wissen müssen."

„Wieso? Du hättest es gar nicht wissen können. Du kanntest mich nicht einmal."

„Nein nein. Deine Aura, diese Stärke, die du ausgestrahlt hast. Weißt du, wir spüren einen anderen Elementary. Das wirst du auch noch lernen." Er stockte kurz. „Ich habe dich sofort gespürt. Du hast mich von Anfang an fasziniert, mich fast schon angezogen. Ich habe eine Frage: hast du das auch gespürt? Und keine Angst, ich werde das jetzt nicht falsch verstehen."

Sollte ich ihm die Wahrheit sagen? Es schien, als sei es ihm wichtig.

„Ja, ich wusste nie warum das so ist, aber ja, mir ging es genauso." Sagte ich dann etwas unsicher. „Hat das was mit diesem Mal zu tun?"

„Ich bin mir nicht sicher, aber auf jeden Fall muss es was mit dem zu tun haben, was wir sind. Aber, das ist erstmal nicht so wichtig. Layla, du bist etwas Besonderes."

Das konnte ich mir nicht vorstellen. Wieso ausgerechnet ich? Ich war ganz normal. Aber wie er es sagte...er meinte es auch wirklich so. Doch wie jedes Mal, wenn Finn meinen Namen sagte, klang es so fremd und doch so vertraut. Er verwirrte mich irgendwie.

„Aber was ist so besonders daran?"

„Du bist Feuer und Wasser. Es kommt schon sehr selten vor, dass jemand zwei Elemente beherrscht, aber zwei Gegenspieler, das gibt es fast nie. Was mich allerdings beruhigt, ist, dass du die guten Elemente beherrschst."

„Was meinst du damit? Die guten?"

„Wasser und Feuer sind die guten Elemente und Luft und Erde die bösen. So kann man das sagen. Die Elementary, die die guten Elemente beherrschen, haben eine reine Seele. Sie wollen nichts Böses, im Gegensatz zu den bösen Elementen. Sie fügen oft den Menschen Leid zu. Aber lass dich davon nicht abschrecken. Ich bin auch mit vielen befreundet, die Luft oder Erde sind. Ich weiß, dass viele denken, Feuer wäre böse, aber das ist nicht so."

„Also heißt das, wenn ich beide gute Elemente beherrsche, dass ich eine reine Seele habe und den Menschen helfe und auch gutes tue?"

„Ja, meistens ist das so. Natürlich gibt es immer Ausnahmen und auch ein Element ändert einen Charakter nicht. Wir haben auch die Gabe in die Aura anderer Menschen zu blicken. Und bisher hatten alle Elementary, die ich kenne und die Erde oder Luft sind, eine finstere Aura. Deine hingegen ist strahlend weiß mit einem türkisen Schimmer. Sie ist wunderschön und rein."

„Ok, also langsam fange ich an zu verstehen"

„Das ist gut. Ok, hast du noch weitere Fragen?"

„Ich glaube, das sind erstmal genug Informationen für einen Tag. Aber kann ich meine Freunde anrufen und meiner Familie Bescheid sagen, dass es mir gut geht?" Ich musste wissen, ob jemanden etwas passiert war. Ich könnte mir nie verzeihen, wenn meinetwegen, jemand verletzt wurde.

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