Mein Rachen brennt wie Feuer. Nach dem fünften oder sechsten Becher habe ich das Zählen aufgehört, doch ich fühle mich noch immer nicht betrunken genug, um das hier auszuhalten. Louis so nah bei mir zu haben und ihn dennoch nicht berühren zu können fühlt sich an wie die reinste Tortur. "Ich hab noch nie meinen Lehrer geküsst", grölt Grimshaw stockbesoffen in die Runde, nur um gleich darauf einen großen Schluck seines Getränks zu nehmen. Chloe tut es ihm gleich, genau wie ein paar andere auch, mit denen ich aber nicht besonders viel zu tun habe. Mal wieder überfällt eine Welle des Kicherns und Lachens den Raum, jeder scheint sich prächtig über das Trinkspiel zu amüsieren. Aus sieben Minuten im Himmel ist warum auch immer noch nichts geworden, stattdessen spielen wir dieses banale Spiel Never Have I Ever. Extra, diese Leute.
Auch Louis ist gut dabei mit dem Alkohol, ironischerweise kann ich genau sagen, dass er seit Anbeginn des Spiels exakt neun Becher hinuntergekippt hat. Was soll ich sagen, meine Gedanken kommen einfach nicht von ihm los. "Styles, los, du bist dran!" Ich werde von der Seite angerempelt, ein Zeichen, dass wohl jetzt ich an der Reihe bin, eine Behauptung aufzustellen. "Ich hab noch nie-", ich ziehe die Stirn in Falten und überlege. Mein Blick fällt auf Louis, der mich genau in diesem Augenblick ebenfalls ansieht, und mein Gehirn ist wie leergefegt.
"Ich hab noch nie jemanden in diesem Raum küssen wollen, weil ich in ihn verliebt bin." Die Worte klingen heiser aus meinem Mund. Als sie ihn verlassen, kratzt mein Hals schrecklich und schnell hebe ich meinen Becher an die Lippen, um einen Schluck zu trinken. Verdammt. Ich starre den Becher an, dann die Leute, die um mich herum sitzen. Es lacht niemand. Keiner gackert hysterisch und es gibt nicht eine Person, die mich in diesem Moment nicht anschaut. Am schlimmsten ist aber das Gefühl, von einer ganz bestimmten Person beobachtet zu werden, doch ich meide jeglichen Augenkontakt. Bis Liam und Zayn schließlich schulterzuckend trinken, sich einen Kuss geben und damit die ganze Sache anscheinend gegessen ist. Glück gehabt, würde ich sagen.
Als sich Louis' und meine Blicke kreuzen, kann ich nicht anders, als taumelnd aufzustehen und nach einem Fluchtweg aus dieser katastrophalen Situation zu suchen. Okay, tief durchatmen. Bis zehn zählen. Scheiße, ich komm nur bis elf. Gestresst fahre ich mir mit den Händen erst übers Gesicht, dann greife ich in meine Haare. "Das kann doch nicht ewig so weitergehen", jammere ich vor mich hin, während ich mich auf die Suche nach etwas Essbaren und dazu noch veganem mache. Schließlich werde ich fündig. Eine Tüte Erdnüsse. Besser als nichts. Gerade bin ich dabei, mir einige der Nüsse zu schälen, als mich plötzlich jemand von hinten anrempelt.
Okay, da hat wohl jemand ein klein wenig zu tief in den Becher geschaut. "Komm zurück, Harry-Babe, wir spielen endlich sieben Minuten im Himmel", kichert jemand kehlig in meinen Nacken und ich weiß nur zu gut, zu wem diese Stimme gehört. Zwei tätowierte Arme schlingen sich um meine Taille, noch dazu legt sich ein Kopf auf meine Schulter. Mit einem sehr verstrubbelten Haarschopf. Und einem leichten Drei-Tage-Bart. Und seinen Lippen direkt an meiner Halsschlagader. "Louis, du bist betrunken", seufze ich. Ob es genießerisch ist oder schwacher Protest kann ich selbst nicht genau sagen.
"Das sagt der Richtige", gibt er grinsend zurück und entfernt zumindest seinen Kopf schon mal von meinem. Atmen, Harry, atmen. "Und jetzt komm mit, Knackärschchen." Giggelnd gibt er mir noch einen Klaps auf den Po, dann ist er auch schon wieder in der Menge verschwunden. Ich seufze. Louis' Launen ändern sich häufiger als der WhatsApp Status meiner Kontakte und es ist mindestens genauso nervig und anstrengend. Doch wer wäre ich, wenn nicht der hoffnungslose, verliebte Fall, der natürlich sofort den Weg zurück zum Couchtisch einschlägt. Diese dumme Verliebtheit wird mich noch den Abend kosten, da bin ich mir ganz sicher.
"Und diese Person ist...Harry! Herzlichen Glückwunsch, Louis, ab mit euch in die Vorratskammer!" "Was?", frage ich verwirrt, doch sofort wird Louis in meine Richtung geschubst und ich bin genug damit beschäftigt, dafür zu sorgen, dass er nicht geradewegs auf die Schnauze fliegt und sich am Ende noch den Kopf irgendwo aufschlägt, weshalb ich meine Verwirrung erst einmal beiseite schiebe.
"Hee, Moment mal, was wird das denn?", protestiere ich so gut es geht, als Louis und ich einfach miteinander aus dem Raum verfrachtet werden, geradewegs in die Küche hinein, besser gesagt in die Vorratskammer. "Liam, hör auf damit", winsele ich leise, aber Liam denkt gar nicht dran, auf mich zu hören. "Glaub mir", sagt er stattdessen, "ihr habt das hier bitter nötig." Es knallt und die Tür fällt zu. "Liam!", schreie ich ihm hinterher, während ich sofort beginne, gegen die Türe zu trommeln. Der Alkohol zeigt so langsam ziemlich deutlich seine Wirkung. "Lasst uns sofort wieder hier heraus! Hey! Ich rede mit dir, euch, keine Ahnung, mit wem ich hier rede!"
Meine Brust hebt und senkt sich unkontrolliert, meine Fäuste verkrampfen, doch noch immer bringe ich die Kraft auf, gegen die Türe zu trommeln. "Hey, das bringt doch nichts", höre ich ein Wispern aus der Dunkelheit, "außerdem haben wir nur sieben Minuten Zeit." Die Stimme kommt immer näher, Louis muss ein besseres Koordinations-Gefühl im Dunkeln haben als ich.
Seufzend gebe ich auf und lasse die Hände langsam sinken. "Du hast Recht", gebe ich schließlich nach, genau wie dem Gefühl, mich von Louis weiterhin fern zu halten. Es ist still für einige Sekunden, die sich unglaublich lang anfühlen. Ich habe keine Ahnung, ob das Leben uns in solchen Momenten einfach quälen will, aber ich gehe stark davon aus. Fast so, als würde es uns indirekt dadurch anschreien wollen, so auf die Art "Da habt ihr's, ihr Penner, jetzt seht zu, wie ihr dieses Unwohlsein aushaltet!".
"Hör auf zu denken", murmelt Louis leise gegen meine Schulter, seine Finger verhaken sich vorsichtig mit meinen. "Du bist doch der, der mir einen Grund dafür gibt", entgegne ich leise. Seine Stirn lehnt sich gegen meine. "Weil du mich wahnsinnig machst." "Das sagt der Richtige." "Hör auf, mir meine Sätze zu klauen, Harold." "Hör du auf, mir mein Herz zu klauen." Auf einen Schlag ist es mucksmäuschenstill.
"Darf ich dich küssen, Harry?" Mein Herz rast. "Das Match-Catch-", protestiere ich, doch schon findet Louis' Zeigefinger seinen Weg auf meine Lippen. "Harry, manchmal im Leben, da muss man sich einfach mal was trauen. Einfach mal den Kopf ausschalten. Und seine Gefühle zulassen." Louis zögert, seine Stimme wackelt. "Wogegen ich mich die ganzen letzten Wochen gesträubt habe. Harry, ich-", meine Lippen auf seinen unterbrechen ihn. Louis seufzt leise. Er zögert. Und dann küsst er mich zurück.
Louis Tomlinson küsst mich. Und meint es vollkommen ernst.
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einen wunderschönen start in den 1.advent wünsche ich euch❄
eine besinnliche zeit, genießt den dezember und vergesst nicht bei meiner weihnachtsstory "love me like christmas" vorbeizuschauen hehe xich hoffe, euch gefällt das kapitel.
denkt ihr, es geht so gut mit larry weiter?(:all the love. l x
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Whole Souls (larry stylinson)
Fanfiction"Du bist kein Punk, du hörst alternative Scheiß und diesen bescheuerten Musical Soundtrack!" "Dear Evan Hansen! Es heißt Dear Evan Hansen!" "Halt einfach die Klappe." "Damit du dich nicht in meine liebenswerte Art verliebst?" "Damit ich dich nicht s...